Als ich das nächste Mal meine Augen aufschlug, fühlte ich mich so ausgeschlafen und erholt, wie schon lange nicht mehr. Voller Tatendrang und Motivation. Streckend wollte ich mich aufsetzen, doch kam ich nicht hoch. Ich spürte warme Haut, die nicht meine war. Heißen Atem an meinem Hals, der eine Gänsehaut auf meinem Körper hinterließ. Hände, die auf meinem Bauch lagen und mich festhielten. Ein nacktes Bein, dass zwischen meinen lag und die sich ineinander verknotet hatten.
Ich sah an mir herunter und erkannte blonde Wuschelhaare. Plötzlich fiel mir die letzte Nacht wieder ein. Wie er gelitten hat. Wie er gefroren hat. Wie er gezittert hat. Wie er gezögert hat, an mich heranzurutschen. Wie eiskalt seine Haut war. Beim letzten Gedanken lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken. Vertiefte meine Gänsehaut für einen Augenblick, bevor sie langsam wieder verschwand.
Und noch etwas fiel mir auf. Wir hatten durchgeschlafen. Wir alle beide. Er ist nicht ständig vor Kälte wachgeworden. Er hatte keinen Alptraum gehabt. Seit ich mich erinnern kann, war es das erste Mal, dass er nicht schlecht geträumt hatte. Seit, kurz musste ich grübeln, wann wir ihn aufgelesen hatten, 17 Tagen hatte er zum ersten Mal durchgeschlafen. Sein Körper bekam endlich die Ruhe und Erholung, die er so dringend benötigte. Und die wollte ich nun nicht unterbrechen. So blieb ich ruhig liegen, legte meine Hand auf seinen Rücken und ließ sie da ruhen. Wusste sonst nicht, wohin damit.
„Warum seid ihr nackt?" wisperte es da von den vorderen Sitzen und ich drehte mich zu Lucy um.
„Wir sind nicht nackt und ich habe ihn wieder gewärmt" erklärte ich ihr leise.
„Wenn ihm kalt ist, muss er sich was anziehen" wissend nickte der kleine Lockenkopf.
„Normalerweise hast du da Recht. Aber das klappt nur bis zu einem bestimmten Punkt. Und letzte Nacht hat es nicht mehr ausgereicht. Er war schon zu sehr ausgekühlt. Du musst wissen, Körperwärme wird von Körper zu Körper übertragen. Und wenn er sich mit seinem kalten Körper an mich kuschelt, gibt mein Körper meine Wärme an ihm ab und wärmt ihn mit. Das funktioniert am besten, wenn möglichst viel nackte Haut beider Personen aufeinandertrifft. Daher haben wir beide nicht viel an" erklärte ich leise weiter. Eine Weile schien sie darüber nachzudenken.
„Das verstehe ich. Wenn mir ganz doll kalt war, habe ich mich auch an Paul gekuschelt. Er ist immer so schön warm" grinste sie mich an. Nickend schaute ich mich um.
„Wo ist dein Bruder denn?" erkundigte ich mich, als ich ihn im Auto nicht entdecken konnte.
„Er ist draußen. Der Sandsturm hat aufgehört und er versucht das Auto vom Sand freizuschaufeln, damit wir bald weiterfahren können" zappelte sie aufgeregt auf dem Sitz herum. Ich spitze meine Ohren. Tatsächlich. Es war still. Kein Pfeifen des Windes war zu hören. „Ich glaube, er hat schlechte Laune" flüsterte sie nun.
„Wie kommst du darauf?"
„Er hat fast kein Wort mit mir geredet. Hat nur immer wieder so komisch zu euch geschaut und ist dann grummelnd ausgestiegen" erklärte sie leise. Warum sollte er deswegen schlechte Laune haben? Eine verständliche Antwort wollte mir partout nicht einfallen.
„Vielleicht hat er einfach schlecht geschlafen. Nachher hat er sicher wieder gute Laune" versuchte ich sie aufzumuntern, als es mit einmal verdammt hell hier drin wurde. Ohne Vorwarnung riss er die Decken vom Auto ab und die heiße Sonne, die hoch am Himmel stand, schien uns genau ins Gesicht. Murrend kniff ich die Augen zusammen und zog den Schlafsack etwas höher, damit Newt sein Gesicht darunter geschützt lag.
„Auch schon wach?" knurrte Paul mich an.
„Wenn ich deine Laune sehe, würde ich am liebsten weiterschlafen" motzte ich leise zurück.
„War ja anscheinend auch eine lange Nacht" murmelte er leise, doch laut genug, dass ich es noch verstand.
„Du glaubst doch nicht etwa, dass wir hier gef..." mein Blick fiel auf Lucy, dann wieder auf Paul, „dass wir uns hier amüsiert hätten?" harkte ich schockiert nach. Sein Blick fiel auf unsere Klamotten, die im Fußraum lagen.
„Sieht zumindest ganz danach aus" knurrte er und funkelte mich an.
„Keine Ahnung, was du gerade für ein beschissenes Problem hast. Aber er war halb erfroren. Ich habe nur getan, was nötig war, damit er nicht erfriert. Ist mir ehrlich gesagt, auch scheiß egal, wie es für dich aussieht. Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Für gar nichts" fauchte ich ihn an, als der warme Körper in meinen Armen sich anspannte. Unbewusst drückte ich ihn beruhigend an mich und hielt ihn fest.
„Du bist so eine..." setzte er an.
„Stopp! Ihr dürft nicht streiten!" unterbrach Lucy ihn laut und schaute uns traurig aus ihren Kulleraugen an. Seufzend ließ ich den Kopf hängen.
„Wir streiten doch nicht... Wir... wir diskutieren nur. Manchmal ist das bei Erwachsenen so..." versuchte ich es nett zu umschreiben. Zweifelnd schaute sie mich an, als Paul sie aus dem Jeep auf seine Arme hob und mit ihr ein paar Meter ging. Grübelnd schaute ich ihnen nach. Was hat er für ein Problem? Wie kommt er auf die absurde Idee, dass Strubbelkopf und ich Sex haben würden? Ausgerechnet er und ich? Alleine bei dem Gedanken daran, schüttelte ich den Kopf.
Ich lugte unter den Schlafsack, doch Newt seine Augen waren geschlossen. Schlief er wirklich noch oder stellte er sich nur schlafend? Egal, was es war, er sollte sich ausruhen, solange es ging. Auch wenn mir unter dem Schlafsack aufgrund Newt seiner Wärme, die er mittlerweile ausstrahlte und der glühenden Sonne über uns langsam echt heiß wurde.
Eine Weile später kamen Paul und Lucy wieder. Er setzte sie auf der Beifahrerseite ab und schaute mich an.
„Sorry..." murmelte er sich in seinen nicht vorhandenen Bart. „Das war dämlich."
„Das kannste laut sagen. Aber ich bin nicht nachtragend" grinste ich kurz schief. Wollte es einfach auf sich beruhen lassen und schob es auf die 2 Tage, die wir eingesperrt im Jeep festsaßen.
„Dafür hast du eine echt große Klappe" grinste er nun ebenfalls leicht und begann, eine Decke wieder über das Dach des Jeeps zu spannen und anschließend festzubinden. So hatten wir den dringend benötigten Schatten und etwas Abkühlung.
„Habe ich alles von euch gelernt. Ihr habt mich verdorben" konterte ich und leise lachte er auf.
„Ja ne ist klar. Das hast du auch super alleine hinbekommen" grinste er.
„Gebe eben immer mein bestes" erwiderte ich grinsend. „Fährst du zuerst? Dann löse ich dich später ab" erkundigte ich mich und deutete auf Newt, da ich ja nicht wirklich aufstehen konnte. Er warf einen Blick zu Newt, den ich nicht deuten konnte, dann stieg er nickend ein und fuhr los. Konnten sich die beiden nicht leiden? Hatte ich irgendwas verpasst? Irgendwas war plötzlich komisch, doch ich kam nicht darauf, was es sein könnte.
DU LIEST GERADE
Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)
FanfictionEine schier undurchdringliche Brandwüste. Cranks wohin das Auge blickt. Ständig die Gefahr im Nacken. Angst, vor dem Sein. Angst, vor dem, was wird. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Verschiedene Schicksale treffen aufeinander. Kann das gut gehen? Können s...