Kapitel 24

1.3K 81 11
                                    

Panisch schreckte ich hoch und schaute mich hektisch um. Doch es war stockdunkel. Ich griff nach der Taschenlampe und schaltete diese ein. Leuchtete damit umher. Ich war im Jeep. Ich war im Jeep. Es war nur ein Traum. Nur ein blöder Traum. Mehrmals wiederholte ich gedanklich diese Worte, bis sie Wirkung zeigten und ich mich langsam wieder beruhigte. Ich musste einfach eingeschlafen sein.

Vorsichtig spähte ich unter den Decken und der Plane hindurch. Draußen war es dunkel. Es war Nacht und augenblicklich spürte ich die Kälte. Der Sturm hatte etwas nachgelassen und das Auto schaukelte nicht mehr ganz so doll. Schnell schloss ich wieder die Lucke, damit kein Sand hereinkam. Ich spähte zu Paul und Lucy auf den Vordersitzen. Sie hatten sich dicht aneinander gekuschelt und schliefen tief und fest.

Mein Blick fiel zu Newt und als ich sah, dass seine Augen mich anschauten, zuckte ich leicht zusammen. Hatte er mitbekommen, dass ich schlecht geträumt hatte? Hoffentlich nicht. Wollte keine Fragen hören. Wollte keine Fragen beantworten.

„Kannst du nicht schlafen?" fragte ich leise, um die anderen beiden nicht zu wecken.

„Zu kalt..." erst jetzt fiel mir auf, dass seine Zähne vor Kälte klapperten. Das er am ganzen Körper zitterte wie Espenlaub. Ich legte meine Hand auf seine Wange, sie war eiskalt.

„Setz dich mal auf" flüsterte ich ihm zu und mühsam tat er dies. Ich zog meine Jacke aus und half ihm, diese anzuziehen. Sie war von mir angewärmt und würde ihn hoffentlich etwas wärmen. Ich rutschte, wie gestern, zu ihm herüber und machte es mir gemütlich.

„Komm schon her Frostbeule" mit diesen Worten hielt ich meine Arme auf und er kuschelte sich umständlich an mich. Ich nahm seine eiskalten Hände und legte diese auf meinen nackten Bauch und Rücken. Leicht zuckte ich dabei zusammen. Ich deckte uns mit dem Schlafsack zu und rieb ihm über den Rücken und über seinen Arm. „Wenn irgendwas ist. Wenn du Schmerzen hast. Wenn du schlecht geträumt hast. Wenn dir kalt ist, dann weck mich verflucht noch mal auf" knurrte ich leise und er zuckte erschrocken zusammen.

„Aber..." erwiderte er leicht stotternd vor Kälte.

„Nichts aber. Ich meine das Ernst. Weck mich. Verstanden?" unterbrach ich ihn forsch. Ein viel zu heftiges Nicken seinerseits folgte und für einen Moment tat er mir leid. Schnell verdrängte ich diesen Gedanken wieder und versuchte ihn weiter zu wärmen.

Die Minuten, oder waren es Stunden, zogen ins Land. Er zitterte nach wie vor sehr stark und es schien nicht besser zu werden. Natürlich wusste ich, dass nackte Haut auf nackte Haut zum wärmen am besten war, doch wollte ich soweit gehen? Sollte ich soweit gehen? Wer war er schon, dass ich dies für ihn tun würde? Vermutlich würde ich das für niemanden tun. Es würde mit Sicherheit auch niemand für mich tun.

Weitere Zeit verging. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Zeit war heutzutage nicht mehr so wichtig wie früher. Es gab keine Arzttermine mehr, an die man sich halten musste. Keine geregelten Schulzeiten mehr, wo man Ärger bekam, wenn man zu spät war.

„Es wird nicht wärmer, oder?" rutschte es mir irgendwann leise raus.

„Nein..." hauchte er leise. Seufzend verdrehte ich die Augen.

„Aufsetzen" befahl ich ihm und setzte mich ebenfalls auf. Verwirrt tat er es mir gleich. Ich zog ihm die Jacke aus und umfasste den Bund seinen Langarmshirts.

„Was machst du?" trotz der Dunkelheit konnte ich die großen, dunklen Augen erkennen, die mich fragend anschauten. Ich hatte ihn ja nun schon oft fast nackt gesehen.

„Dir den Arsch retten" gab ich trocken zurück und zog ihm sein Langarmshirt aus. Anschließend half ich ihm bei den Schuhen und bei seiner Hose. Sein ganzer Körper war eiskalt. Kalt wie Stein. Kalt wie Eis. Kalt wie der Tot. Beim letzten Gedanken durchzog mich ein seltsamer Schauer. Ich entledigte mich meines Pullovers, Tops, Hose und Schuhe und legte mich, nur in Unterwäsche, wieder hin. Deutlich konnte ich sein Schlucken kören. Wieder hielt ich meine Arme auf.

„Worauf wartest du?" fragte ich genervter, als ich es wollte. Zögerlich legte er sich neben mich. Vermied es dabei, mich zu berühren. „Dein Ernst? Willst du erfrieren?" meinte ich nun ehrlich genervt. Kopfschüttelnd rutschte er zögerlich nur minimal näher.

„Jetzt wird es echt lächerlich" knurrte ich ihn an und umgriff seine Arme. Zog ihn ohne Vorwarnung zu mir. Zog ihn halb auf mich drauf und leise stöhnte er auf.

„Habe ich dir wehgetan? Das wollte ich nicht" meinte ich ehrlich und deckte uns mit den Jacken und dem Schlafsack zu.

„Schon okay" erwiderte er leise und konnte deutlich spüren, wie er sich anspannte. Nur stockend ging seine Atmung.

„Ich will dir nichts Böses. Ich will dich nur wärmen Strubbelkopf. Glaub mir, gleich wird dir wärmer" versuchte ich ihm zu erklären und rieb seinen Rücken und seinen Arm, drückte ihn dabei etwas an mich. Es dauerte nicht lange, da ließ seine Anspannung nach und er kuschelte sich an meinen warmen Körper. Spürte seinen Atem auf meiner Haut. Seine Haare, die mich etwas kitzelten.

„Der nächste Kasten Bier, den ich finde, gehört dir" hauchte er nach einer ganzen Weile und ließ mich schmunzeln.

„Den saufen wir dann zusammen leer" rutschte es mir raus, ohne dass ich darüber nachdenken konnte. Er zitterte nicht mehr so stark und er konnte fast wieder normal reden. Ich hörte auf, ihm seinen Rücken und Arm zu reiben, stattdessen ließ ich, unbewusst, meine Hände dort einfach liegen und drückte ihn an mich. „Versuch nun zu schlafen. Sollte was sein, ich bin hier" hauchte ich ihm leise zu und lehnte meine Wange an seinen Kopf. Nickend schloss er seine Augen und nur wenige Minuten später vernahm ich seinen gleichmäßigen Atem. Ich betrachtete sein kindliches, friedliches Gesicht, während er schlief, bis auch mir die Augen zufielen. 

Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt