Als es Zeit wurde, machte sie sich bettfertig. Danach kletterte sie wieder auf meinen Schoß und schaute mich treudoof an.
„Nein Curley Sue" erklärte ich sofort. Ich wusste genau, was sie wollte.
„Aber ich kann dann viiiiiiel besser und schneller einschlafen" versuchte sie ihr Glück weiter. Das war allerdings ein sehr gutes Argument. Einige Betteleien und drei Schlaflieder später war sie auf meinen Arm eingeschlafen. Umständlich legte ich sie in ihre Höhle und deckte sie zu. Endlich kehrte ein wenig Ruhe ein. Geschafft ließ ich mich auf meinen Stuhl fallen und nahm wieder mein Buch zur Hand.
Verschlafen rieb ich mir durchs Gesicht und schaute mich um. War da nicht ein Geräusch gewesen? Lauschend legte ich das Buch beiseite, als ich ein leises Stöhnen vernahm. Schnell stand ich auf und ging zur Liege. Strubbelkopf war sehr unruhig. Er versuchte mit den Armen und Beinen zu zappeln und seinen Kopf drehte er von links nach rechts und wieder nach links. Seine Augenlider zuckten wild umher und das leise Stöhnen hielt an. Seine Atmung ging verdammt schnell und unregelmäßig.
„Hey Strubbelkopf" vorsichtig stupste ich ihn an, doch es änderte sich nichts. „Du musst dich beruhigen. Du darfst dich nicht aufregen" wieder stupste ich ihn an, diesmal etwas stärker. Er riss seine Augen weit auf und starrte mich panisch an. Sein Brustkorb hob und senkte sich extrem schnell. Heftig zog er an seinen Armen und Beinen, merkte vermutlich, dass er gefesselt ist.
„Hey hey. Alles gut. Du musst dich beruhigen" erklärte ich ihm, doch sein Blick blieb panisch auf mich gerichtet. Er machte eine Faust und zog so doll an der Fessel, wie es seine nicht vorhandenen Kräfte zuließen. So heftig hat er doch vorhin nicht reagiert. Hat er schlecht geträumt? Liegt es am Fieber?
„Ja, du bist gefesselt. Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Du bist sehr schwach und musst dich unbedingt beruhigen" versuchte ich weiter zu erklären und legte meine Hand auf seine Stirn. Versuchte so seinen Kopf ruhig zu halten. Sein Blick fiel auf die Infusion. Er bewegte seinen Oberarm. Versuchte wohl so den Tropf zu lösen, doch dies gelang ihm nicht. Was nur machte ihm gerade solch eine Angst? Angst... Das war es vielleicht. ANGST.
„Hey. Schau mich an. Komm schon. Ich bin hier" ich versuchte seinen Blick zu erhaschen und tatsächlich gelang mir dies. „Hast du gerade Angst vor ANGST? Kommt deine Panik daher? Ich bin NICHT von ANGST. Du bist nicht bei ANGST. Du bist in der Brandwüste. Wir haben dich in der Wüste gefunden und mit zu uns genommen. In der Infusion ist nur Medizin drin. Kochsalz, Elektrolyte, Traubenzucker, Antibiotikum und ein fiebersenkendes Mittel. Mehr ist da nicht drin. Ehrlich nicht. Du bist schwer dehydriert und brauchst Salz und Flüssigkeit. Deine Platzwunde hat sich entzündet. Deswegen das Antibiotikum und das fiebersenkende Mittel. Du musst dich beruhigen. Versuche es wenigstens. Komm schon. Du wolltest kämpfen, dann tue es auch" versuchte ich ihm ruhig klarzumachen. Er hörte auf wie wild zu zappeln, doch sein Herz schlug immer noch viel zu schnell.
„Das ist schon mal ein guter Anfang. Hast du Schmerzen?" erkundigte ich mich und erhielt ein Nicken. Ich zog eine Spritze auf und desinfizierte seinen Ellenbogen. Misstrauisch und panisch beobachtete er jede meiner Bewegungen.
„Das ist nur Ibuprofen. Ein Schmerzmittel. Vielleicht macht es dich etwas müde, aber die schmerzstillende Wirkung sollte relativ schnell einsetzen" erklärte ich ihm und gab ihm die Spritze. Anschließend drückte ich einen Tupfer auf die Einstichstelle und schaute ihn an. Schaute in seine tiefbraunen Augen, die in dem halbdunklen Zimmer noch dunkler erschienen. Schnell schaute ich wieder weg und füllte ein Glas mit Wasser. Legte einen Strohhalm hinein und trat wieder zur Liege.
„Versuche bitte ein paar Schlucke zu trinken. Ganz langsam. Die Gefahr, dass du dich verschluckst, ist sehr groß" bat ich ihn. Ich schob meine Hand in seinen Nacken und half ihm seinen Kopf hochzuheben. Hielt ihn so fest, damit er seine Kräfte sparen konnte und er trank sehr langsam. Beim ersten Schluck verschluckte er sich und hustete stark. Ich hoffte, dass dies niemand hören würde. Das niemand merken würde, dass er wach ist. Nachdem er ein paar Schlucke getrunken hatte, legte ich seinen Kopf wieder auf der Liege ab.
„Versuche zu schlafen. Du musst wieder zu Kräften kommen" erklärte ich und wand mich zum gehen ab, doch plötzlich umschlossen seine Finger mein Handgelenk. Nur ganz leicht. Gar zögerlich. Ich trete mich wieder zu ihm um.
„Ich bin die ganze Zeit hier im Zimmer" erklärte ich, doch er machte keine Anstalten, mich loszulassen. Er hatte keine Kraft. Ohne weiteres könnte ich mein Handgelenk befreien, doch irgendwas hielt mich davon ab.
„Was ist denn?" fragte ich ihn, doch erhielt ich keine Antwort. Sein Blick ruhte einfach nur auf mir. Sein Brustkorb hob und senkte sich weiterhin schnell und unregelmäßig. Irgendwas stimmte nicht. Seine Atmung hätte sich längst normalisieren müssen. Zumindest etwas ruhiger werden müssen.
„Brauchst du was? Soll ich hierbleiben? Hast du noch andere Verletzungen? Hast du schlecht geträumt? Hast du Angst? Okay, blöde Frage. Natürlich hast du Angst. Vergiss die Frage einfach. Ähm... Hast du Hunger? Ist dir kalt? Ist dir heiß?" ratterte ich sämtliche Fragen herunter, die mir einfielen. Doch vermutlich waren das zu viele auf einmal.
„Hier..." hauchte er kaum hörbar. Zu mehr fehlte ihm anscheinend die Kraft.
„Hier...Hier..." ich überlegte, was er damit meinen könnte. „Ich soll hierbleiben?". Unmerklich nickte er. Na klasse. Das hat mir gerade noch gefehlt. Ich versuchte ruhig zu bleiben, damit er nichts merkte und setzte mich auf den Stuhl neben ihn.
„Du musst wirklich schlafen. Ich bin die ganze Zeit hier im Raum, wenn etwas sein sollte. Schließe einfach deine Augen" versuchte ich mein Glück, doch sein Blick ruhte weiter auf mir. Anscheinend dachte er gar nicht daran, mir zu gehorchen. Noch immer ging seine Atmung rasant schnell und ich überlegte fieberhaft, wie ich ihm helfen konnte. Was machte Paul bei Lucy, wenn irgendwas mit ihr nicht stimmt? Er sang ihr was vor... Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Ich werde jetzt ganz gewiss nicht für den Idioten singen. Was machte Paul sonst noch? Ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern. So fing ich einfach an, ihm irgendwelchem Blödsinn zu erzählen und es schien zu funktionieren. Langsam normalisierte sich seine Atmung wieder und nur wenig später war er tatsächlich wieder eingeschlafen. Vorsichtig, um ihn nicht wieder zu wecken, löste ich mein Handgelenk aus seiner Hand.
Ich schloss die Tür ab, löschte das kleine Licht und legte mich auch schlafen. Morgen würde ein anstrengender Tag werden.
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Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)
FanfictionEine schier undurchdringliche Brandwüste. Cranks wohin das Auge blickt. Ständig die Gefahr im Nacken. Angst, vor dem Sein. Angst, vor dem, was wird. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Verschiedene Schicksale treffen aufeinander. Kann das gut gehen? Können s...