Mittlerweile war es mitten in der Nacht. Ich fuhr immer noch. Lenkte es mich ganz gut von allem ab und irgendwie verging die Zeit so schneller, redete ich mir ein. Paul und Lucy schliefen tief und fest auf dem Beifahrersitz angekuschelt und Newt schlief liegend auf der Rückbank. Als ich mitbekommen hatte, dass er eingeschlafen ist, hatte ich angehalten und ihn in den Jacken und den Schlafsack eingewickelt. Paul und Lucy wickelte ich in Decken und bin dann weitergefahren.
Kritisch fiel mein Blick auf die Tankanzeige. Der Strich war schon kurz vor Reserve. Sehr weit würden wir nicht mehr kommen. Höchstens noch 100 Meilen schätzte ich. Vermutlich eher weniger. Ich sah zu den Bergen. Sie schienen nicht mehr ganz so weit weg zu sein. Doch das konnte sehr gut täuschen.
Ab morgen würden wir laufen müssen. Es wird verdammt anstrengend und kräftezehrend werden. Für Lucy und Newt wird es ein Höllenmarsch werden. Zum ersten Mal zweifelte ich an meinem Vorhaben. Vielleicht hätten wir doch nicht fliehen sollen? Vielleicht hätten wir im Lagerhaus alles auf uns zukommen lassen sollen? Vielleicht wäre es gar nicht so schlimm gekommen, wie befürchtet. Doch ANGST hätte Newt mitgenommen. So oder so. Und alleine bei dem Gedanken daran stellten sich mir sämtliche Nackenhärchen auf. Es wäre falsch gewesen, dazubleiben.
Doch war es jetzt richtig, hier zu sein? In einer schier endlosen Wüste, die uns an den Rand unserer Kräfte bringen würde? Lucy und Newt vermutlich sogar darüber hinaus. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Wie konnte ich sie in so eine ausweglose Situation bringen? Wie konnte ich ihnen sowas zumuten? Ich brachte sie in Gefahr. Dabei wollte ich doch das Gegenteil. Wollte sie in Sicherheit wissen und nun brachte ich sie selber in eine noch größere Gefahr.
Ein paar Meilen später fing der Motor an zu stottern, bis er schlussendlich seinen Geist aufgab und der Jeep liegen blieb. Leise fluchend stieg ich aus und trat gegen das Vorderrad. Musste meine Wut rauslassen. Und was anderes stand dafür nicht zur Verfügung.
Seufzend setzte ich mich auf die Motorhaube und zündete mir eine Kippe an. Sah zu den Bergen und starrte diese regelrecht nieder. Verfluchte sie, weil sie so weit weg waren. Verfluchte sie, weil sie uns keinen Schutz geben konnten. Verfluchte sie, weil sie schier unerreichbar waren. Verfluchte mich, weil ich die Entfernung so krass falsch eingeschätzt hatte. Wir sind sicher an die 48 Stunden in Richtung Berge gefahren und doch schien es, als wären wir ihnen keinen Meter nähergekommen.
„Verfluchte Scheiße" grummelnd schnipste ich den Zigarettenstummel weg und zündete mir eine neue an, als ich hinter mir Geräusche vernahm. Ich zog leise mein Messer und drehte mich um. Starrte in die Dunkelheit, in der ich nur schemenhaft Umrisse wahrnahm.
„Was los?" vernahm ich da Paul seine verschlafene Stimme. Er setzte sich zu mir und bediente sich an den Kippen. Ich steckte mein Messer ein und sah wieder Richtung Berge.
„Sorry, wollte dich nicht wecken. Der Sprit ist alle" erklärte ich leise. Nicht, dass noch jemand wach wurde. Sie brauchten den Schlaf.
„Was glaubst du, wie weit sie noch entfernt sind?"
„Gefühlt tausende von Meilen. Unerreichbar. Gibt es sie wirklich? Oder ist das nur eine Fata Morgana, der wir da hinterherjagen?"
„Es gibt sie und wir werden sie erreichen. Auch wenn es hart wird" erklärte er mir leise.
„Es tut mir leid, dass ich euch, also dich und Lucy, da mit reingezogen habe. Ich wollte sie nicht in Gefahr bringen" entschuldigte ich mich aufrichtig.
„Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen. Es war richtig so. Wir mussten da weg. Es ist nicht deine Schuld, dass der Weg so beschwerlich wird. Das schaffen wir schon. Du bist bei uns und das ist gut. Ich bin wirklich sehr froh darüber" flüsterte er immer leiser werdend. Nickend warf ich die Kippe in den Sand. Sah dabei zu, wie der letzte Rest langsam herunterglühte, bis sie ganz ausging.
„Du magst ihn nicht, oder?" erkundigte ich mich und sah ihn an.
„Keine Ahnung..." versuchte er auszuweichen und senkte den Blick.
„Komm schon"
„Man Tamara. Es geht doch nur noch um ihn. Newt hier. Newt da. Was anderes gibt es doch für dich und mittlerweile auch für Lucy, gar nicht mehr. Merkst du das nicht?" ließ er nun seinen Frust raus.
„Was redest du für ein Blödsinn? Das ist doch völliger Quatsch" versuchte ich ihm zu erklären.
„Nein, ist es nicht. Es ist genauso, wie ich es sage. Du nimmst ihn ständig in Schutz"
„Muss ich doch, wenn du so ein Bullshit von dir gibst?! Er hat dir nichts getan. Er hat Lucy nichts getan. Er hat mir nichts getan" erklärte ich weiter.
„Er treibt ein Keil zwischen uns, falls du das echt nicht mitbekommst. Wir streiten und diskutieren wegen ihm. Das haben wir doch sonst nicht getan" meinte er aufgebracht.
„Das liegt aber nicht an ihm! Sondern an dir. Du fängst doch immer wieder mit dem Quatsch an. Man Paul. Ihm geht es echt dreckig. Er hat Schmerzen. Er macht sich Sorgen um seine Freunde. Er ist super lieb zu Lucy. Gib ihm doch eine Chance" versuchte ich seine Meinung zu ändern. Doch er zuckte nur mit den Achseln. „Lass uns schlafen gehen. Wir müssen morgen ausgeruht sein" genervt sprang ich von der Motorhaube und kletterte hinten ins Auto. Nahm mir eine der Decken von der Ladefläche und wickelte mich darin ein. Seufzend tat er es mir gleich und kuschelte sich vorne wieder an Lucy.
Mein Blick fiel auf Newt, doch er schien zu schlafen. Ich legte mich neben ihn und rutschte mit unter den Schlafsack. Wollte verhindern, dass er wieder fror. Das er davon wach wird und es ihm zusätzliche Kräfte raubt. Morgen würde es anstrengend genug werden. Doch ich lag noch lange wach. Pauls Worte gingen mir immer wieder durch den Kopf. Hatte er doch Recht und ich lag falsch?
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Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)
FanfictionEine schier undurchdringliche Brandwüste. Cranks wohin das Auge blickt. Ständig die Gefahr im Nacken. Angst, vor dem Sein. Angst, vor dem, was wird. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Verschiedene Schicksale treffen aufeinander. Kann das gut gehen? Können s...