Kapitel 7

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Als ich fertig war, schaute ich nach Lucy. Sie hockte wieder auf dem Stuhl und ihr Kopf lag neben seiner Hand auf der Liege. Beim näheren hinsehen sah ich, dass sie seine Hand hielt und selber schlief. Ich musste dafür sorgen, dass sie sich von ihm fernhielt. Das würde aber auch bedeuten, dass ich meine Krankenstation für längere Zeit verlassen müsste, was ich ja eigentlich nicht wollte. Dann musste ich eben beide genau im Auge behalten. Klasse. Genau das, was ich will. Missmutig beeilte ich mich runter zu gehen, um für uns beide was zu Essen zu holen. Mit zwei Tellern bewaffnet machte ich mich wieder auf den Weg nach oben, als ich zwei Frauen miteinander tuscheln hörte. Ich blieb stehen und belauschte sie.

„Ich habe gehört, er verwandelt sich schon in einen Crank"

„Unverantwortlich, dass sie den hierlassen. Töten sollten sie ihn"

„Stattdessen verballert Tamara überlebenswichtige Arzneimittel für den. Ich habe schon immer gesagt, mit der stimmt was nicht"

„Das hat der Boss angeordnet"

„Dann weißt du ja nun, warum der abgehauen ist" nun reichte es mir. Ich trat hinter der Treppe hervor und funkelte beide wütend an.

„Haben die Werten Damen nichts Besseres zu tun, als sich das Maul zu zerreißen?" knurrte ich sie an.

„Tztztz. Wie redest du denn mit uns?" erboste sich die eine.

„Wie es mir passt. Und nun zieht Leine, sonst bekommt ihr noch was ganz anderes zu hören. Dämliche Tratschweibsen" ihr empörtes Schnauben vernahm ich nur noch aus der Ferne, denn ich lief einfach weiter und ließ sie stehen. Im Krankenzimmer stellte ich die Teller auf den Schreibtisch und schloss die Tür hinter mir. Anschließend ließ ich die Rollos an sämtlichen Fenstern herunter und machte die kleine Schreibtischlampe an. Kein Bock, das sie mir die ganze Zeit ins Zimmer starrten. Ich hatte nämlich auch 2 Fenster, die nach innen in die Lagerhalle gingen. Das heißt, ich konnte von hier drinnen vieles beobachten, was die Menschen auf den verschiedenen Etagen taten. Doch leider funktionierte das auch anders herum.

Mein Appetit war mir für den Moment vergangen. So nahm ich mir eines der Medizinbücher und fing zu lesen an. Es dauerte eine Weile, bis ich mich halbwegs beruhigt hatte.

„Ich habe Hunger" hörte ich Lucy eine ganze Weile später und deute auf den Teller neben mir. Wie selbstverständlich kletterte sie auf meinen Schoß und ließ es sich schmecken.

„Warum bist du manchmal so wütend?" fragte sie mich völlig unvorbereitet und ließ mich unmerklich schlucken.

„Ich bin nicht wütend..."

„Man darf nicht lügen, sagt Paul" erklärte sie mir.

„Paul redet viel, wenn der Tag lang ist" rutschte es mir raus. „Sorry... So bin ich eben Curley Sue. Es gibt solche und solche Menschen. Niemand ist gleich und das ist auch gut so" versuchte ich mich zu erklären.

„Okay..." ich spürte, dass sie mir das nicht abnahm. Aber für den Moment beließ sie es dabei und aß weiter.

„Wir schlafen heute hier im Krankenzimmer. Ich hole gleich die Schlafsäcke und bereite dann schon einmal alles vor. Du fasst hier bitte nichts an, solange ich weg bin" bat ich sie und versuchte dabei etwas netter zu klingen.

„Hier schlafen? Cool. Kannst du mir dann eine Höhle bauen? So eine richtige Räuberhöhle?" mit leuchtenden Augen schaute sie mich an.

„Ich werde es versuchen. Aber dabei werde ich deine Hilfe brauchen. Habe sowas noch nie gemacht" erklärte ich wahrheitsgemäß und setzte sie von meinem Schoß auf den Stuhl.

„Klar doch" grinste sie mich an und kopfschüttelnd, aber kurz schmunzelnd, ließ ich sie alleine, während ich die Schlafsäcke, Laken und alles, was wir sonst noch brauchten, zusammensuchte. Vollbepackt bis obenhin ging ich zurück und legte alles auf den Boden ab. Wieder schloss ich die Tür hinter mir. Nachts würde ich sie vorsichtshalber abschließen.

Ich ließ mir von der aufgeregten Lucy erklären, was eine Räuberhöhle ist und wie man diese baut. Danach machten wir uns an die Arbeit. Wir schoben 2 der unbenutzten Liegen zusammen, ließen jedoch eine Lücke von etwa 15 cm dazwischen, damit sie unten drunter mehr platz hatte. Anschließend legte ich die Laken darüber, sie reichten bis auf den Boden und man konnte nicht mehr hineinschauen. Ich legte ein paar der schweren Bücher auf die Liege, damit die Laken nicht verrutschten.

Anschließend verteilten wir in der Höhle Decken, Kissen und einen Schlafsack. Legten ihr Kuscheltier dazu und eine Taschenlampe. Ich kroch umständlich wieder heraus und stellte mich neben Lucy. Zusammen betrachteten wir unser Werk.

„Das haben wir klasse hinbekommen" meinte Lucy und hüpfte lachend und klatschend durchs Zimmer. Wie leicht sie doch zu begeistern ist. Glaube, ich war da als Kind etwas anstrengender. Schnell schob ich diesen Gedanken wieder beiseite und gab ihr ein High Five, nachdem sie mir ihre Hand hinhielt. Mein Blick fiel zur Uhr.

„Ich muss den Strubbelkopf verarzten. Willst du mir helfen?" fragte ich sie und begeistert nickte sie. Wie war das mit von ihm fernhalten? Geschickt kletterte sie wieder auf den Stuhl neben der Liege.

„Was machen wir als erstes?" neugierig schaute sie zwischen ihm und mir hin und her.

„Als erstes messen wir Fieber" ich holte das altertümliche Fieberthermometer und steckte es ihm in seine Achselhöhle. „Nun musst du mir Bescheid sagen, wenn es piept. Aber das kennst du ja von dir, wenn du krank bist". Aufmerksam spitze sie ihre Ohren und sagte Bescheid, als es piepte.

„39,7 Grad. Das ist viel zu hoch. Wir werden ihm gleich nochmal was gegen das Fieber geben. Nun schauen wir uns seine Platzwunde an und säubern sie, sollte es erforderlich sein. Vielleicht solltest du da lieber wegschauen. Nachher kotzt du mir noch für die Füße" erklärte ich ihr und löste den Verband von seinem Kopf.

„Quatsch nein. Ich bin ganz taff sagt Paul immer" meinte sie erbost und beobachtete ganz genau jeden meiner Schritte. Als ich die Kompresse von seiner Stirn entfernte, wurde sie doch etwas blass um die Nase, aber hielt sich tapfer. Sie kommt in dem Punkt ganz nach Paul.

„Müssen wir das sauber machen?" fragte sie und deutete auf die Platzwunde.

„Nein. Die sieht schon ganz gut aus. Ich werde nur eine neue Kompresse drauflegen und den Verband wieder anlegen, damit kein Dreck in die Wunde kommt" erklärte ich und tat dies. Als nächsten schaute ich mir seine Schnittwunde am Arm an, doch diese schaut ganz gut aus.

„Jetzt creme ich sein Gesicht mit einer kühlenden Salbe ein" erklärte ich meinen nächsten Schritt und holte die Salbe.

„Darf ich dir helfen?"

„Aber ganz vorsichtig" bat ich sie und machte etwas Salbe auf ihre Fingerspitzen.

„Tut ihm das weh?" erkundigte sie sich und verteilte die Salbe vorsichtig, aber mehr als großzügig auf wenige Stellen im Gesicht.

„Da er bewusstlos ist, hat er keine Schmerzen. Aber wenn er wach wäre, hätte er welche" erklärte ich und verteilte die Salbe richtig. Da sie damit so großzügig war, verteilte ich den Rest einfach auf seinen Hals. „Nun schließen wir eine neue Infusion an. Dort ist dann zusätzlich Antibiotikum und ein fiebersenkendes Mittel drin" fuhr ich fort und bereitete alles vor. Ich erhöhte das Fiebermittel etwas, da sein Fieber weiter minimal gestiegen ist.

„Was ist das?" fragend deutete sie auf die Infusion.

„Da ist Kochsalz, Traubenzucker und Elektrolyte drin. Das alles soll ihm helfen. Mehr können wir nicht tun" beendete ich die Behandlung und trug wieder alles in seine Krankenakte ein.

„Das ist aber nicht viel" grübelte sie und streichelte ihm durch die Haare. Ansichtssache. Ich musste aufpassen, dass sie sich nicht zu sehr an ihm gewöhnt, lange wird er nicht bleiben. Als sie ihn genug gestreichelt hat, spielte sie noch eine Weile mit ihrer Puppe, während ich meinen Schlafplatz vorbereitete. Allerdings verzichtete ich auf eine Höhle. Mit reichte ein Schlafsack und ein extra Kissen. Auch mir legte ich eine Taschenlampe hin. 

Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt