Kapitel 41

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Nach dem Frühstück versammelten sich alle um die, mittlerweile erloschene, Feuerstelle herum. Vince hatte eine Art Versammlung einberufen, weil er mit uns allen etwas besprechen wollte. Ich setzte mich vor einem Baumstamm in den Sand, während Lucy es sich auf meinem Schoß bequem machte. Etwas weiter weg ließ sich Newt neben Mary nieder, während Paul sich zu meiner linken setzte. Vince stellte sich in die Mitte und sah uns der Reihe nach einmal an, bevor er zu Reden anfing.

„Wie ihr wisst, konnten wir einige Außenposten von ANGST stürmen und zerstören. Dabei konnten wir einige Probanden, also Kinder und Jugendliche, retten, die ANGST entführt und eingesperrt hat. Sie ebenfalls für ihre Experimente missbrauchen wollten. Diese Kinder und Jugendliche sind schon auf dem Weg zum sicheren Hafen" erzählte er.

„Was ist der sichere Hafen?" fragte Lucy neugierig.

„Der sichere Hafen ist ein Ort jenseits der Brandwüste und frei von jeglicher Ansteckungsgefahr. Dort wollen wir uns ein neues Leben aufbauen. Ein sicheres Leben. Ohne den Brand. Ohne Cranks und vor allem, ohne ANGST. Und weil es hier in den Bergen langsam nicht mehr sicher ist, wollen wir morgen früh aufbrechen und dorthin fahren. Ihr könnt uns begleiten" wandte er sich nun an uns. Mein Blick fiel auf Paul. Besagter schaute zu Lucy und sah dann Vince an.

„Wir kommen mit" erklärte er. Das hatte ich mir fast gedacht. Er wollte Lucy in Sicherheit wissen, was ich sehr gut nachvollziehen konnte. Es war richtig so. Sie gehörte hier nicht her. Mein Blick traf auf Newt. Dieser starrte nachdenklich Vince an, dann Paul, dann mich. Abrupt stand er auf und rannte zu den Felsen hinter ihm. Was ging ihm nur schon wieder durch den Kopf? Seufzend überreichte ich Lucy an Paul und ging dem Blondschopf nach. Sicher spukte wieder irgendein Blödsinn in seinem Kopf herum.

Vorsichtig kletterte ich den Felsen hoch und suchte ihn. Wo war er nur hin? Suchend schaute ich mich um und entdeckte ihn auf einem Felsvorsprung weiter oben. Seine Beine baumelten herunter und er starrte nachdenklich in die Ferne. Ich kletterte zu ihm hoch und setzte mich neben ihn. Zündete mir eine Kippe an und warte ab, doch er schwieg.

„Du grübelst zu viel. Irgendwann wirst du graue Haare und Falten davon bekommen" versuchte ich ihn aus der Reserve zu locken. „Was ist los?".

„Es ist falsch..." flüsterte er leise und drehte seinen Kopf zu mir. Schaute mich aus seinen traurigen Augen an. Fragend erwiderte ich den Blick. „Du musst mit Paul und Lucy mitfahren. Ich werde alleine weitersuchen. Du hast so viel für mich getan. Doch ich will nicht, dass dir etwas passiert. Das würde ich mir nicht verzeihen. Ich werde morgen früh aufbrechen. Alleine!" erklärte er mir mit leicht zitternder Stimme. Verzweiflung konnte ich in seinen Augen erkennen, doch auch Entschlossenheit. Schmerzhaft zog es in meinem Herzen, was ich mir nicht erklären konnte.

„Vergiss es Blondie. Wir gehen zusammen!" erwiderte ich.

„Nein. Mein Entschluss steht fest. Ich bin dir so unendlich dankbar, für alles, was du für mich getan hast. Du hast mir mehrmals das Leben gerettet. Du hast mir immer wieder Hoffnung geschenkt. Du hast mich immer wieder aufgefangen. Weißt du, wie wir uns im Labyrinth genannt haben? Die Lichter. Wir fanden es passend, wo wir doch auf einer Lichtung gelebt haben. Doch die letzten Wochen war es in mir Dunkel. Ich war in der Dunkelheit gefangen. Doch du hast mir das Licht zurückgebracht. Du bist mein Licht in der Dunkelheit gewesen. Du bist mutig, stark und taff. Das bewundere ich sehr an dir. Lässt alle glauben, du besitzt kein Herz. Jedoch besitzt du eines. Ein sehr großes Herz sogar. Ständig konnte ich es beobachten. Wie du mit Lucy umgehst. Wie du dich immer und immer wieder für mich einsetzt. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustoßen würde. Daher bitte ich dich, begleite sie. Bitte!" mit jedem Wort ist er leiser geworden. Zum Ende hin war es kaum noch ein flüstern. Flehend ruhte sein Blick auf mir, während sich in mir alles dagegen sträubte. Ich kann ihn nicht alleine gehen lassen. Ich will ihn nicht alleine gehen lassen. Und doch nickte ich kaum merklich. Erleichtert seufzte er leise auf und nahm mich in den Arm. Seine Worte hatten mich tief berührt. Viel tiefer, als sie sollten. Viel tiefer, als er es wahrscheinlich meinte. Und doch war es seltsam warm in meiner Herzgegend, während mich seine Worte gleichzeitig verletzt haben.

„Danke" hauchte er fast tonlos, während ich mich seltsam leer und traurig fühlte. Einsam und alleine. Ich erwiderte die Umarmung und drückte ihn fest an mich. Atmete tief seinen Duft ein, als würde er irgendetwas an dieser Situation ändern. Als würde er nicht alleine weiterziehen. Als wäre dies hier kein Abschied für immer. Unmerklich schluckend löste ich mich von ihm und nun war ich es, die in die Ferne starrte. Was hatte ich mir nur dabei gedacht?

Seine Worte hallten immer und immer wieder in meinem Kopf. Ich war sein Licht in der Dunkelheit? Ich? Ausgerechnet ich?

Verstohlen musterte ich ihn von der Seite. Er wirkte erleichtert und doch ruhte ein Schatten auf seinem Gesicht. Wirkte traurig und verzweifelt. Ich könnte ihm heimlich folgen. Und noch während dem letzten Gedanken stand mein Entschluss fest. Ich würde ihn nicht aus den Augen lassen. Zu groß war meine Angst um ihn. Schweigend saßen wir nebeneinander. Hingen unseren Gedanken nach, während wir in die Ferne schauten. Die hatte noch nicht ihren höchsten Punkt erreicht, dass hieß, es war immer noch vormittags.

Schon von weitem hörten wir die Trucks. Wir sahen ihnen zu, wie sie im Lager hielten. Harriet und Sonya stiegen aus. Gefolgt von ein paar Jungs und Mädchen, die sich umschauten. Ohne Vorwarnung sprang Newt auf und war kreidebleich im Gesicht. Starrte zu ihnen herunter, als hätte er einen Geist gesehen.

„Tommy..." flüsterte er leise. 

Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt