Kapitel 18

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„Hier" erwiderte er leise und kam mit Lucy auf dem Arm um die Ecke hervor. „Ging alles gut?"

„Ja. Er ruht sich etwas aus. Wir müssen weiter. Mag ihn nicht länger als nötig alleine lassen" erklärte ich leise und schulterte mir zusätzlich einen großen Rucksack. Warf mir eine weitere Tasche über die Schulter. Paul tat es mir nickend gleich. Lucy sah uns verängstigt an. „Es ist alles gut Curley Sue. Es ist nur wichtig, dass du leise bist" erklärte ich ihr ruhig. Tapfer nickte sie mir zu und zusammen liefen wir zügig zurück. Schon von weitem hörte ich das klacken. Das bekannte klacken, wenn eine Waffe entsichert wird.

„Nicht. Wir sind's" rief ich ihm zu und nur wenige Augenblicke später kamen wir vor ihm zum Stehen. Sichtlich erleichtert atmete er aus und steckte die Waffe wieder ein. „Wir müssen jetzt noch etwa 2 km durch die Tunnel durch, dann sind wir draußen. Etwa weitere 300m weiter steht der Jeep bereit" erklärte ich knapp und half Newt auf die Beine. Wieder nahm ich seine Hand und lief vor. Paul folgte uns mit Lucy auf dem Arm, die sich an ihm festklammert.

Wir hatten etwa die Hälfte geschafft, als Newt immer langsamer wurde. Er keuchte und der Schweiß rann ihm das Gesicht herunter. Er war am Ende mit seinen Kräften.

„Halte durch. Es ist nicht mehr weit" erklärte ich ihm und legte seinen Arm um meine Schulter. Hielt so seinen Arm fest, während ich mit meinem freien Arm seine Hüfte umfasste. Stützte ihn so und wir liefen weiter.

Wenige Minuten später fing es schrill über unseren Köpfen zu klingeln an. Scheiße. Die Alarmanlage. Sie haben sein Verschwinden bemerkt. Lucy quietschte vor Schreck leise auf und Newt wurde so blass, dass ich das selbst im dunklen Schein der Taschenlampe erkennen konnte.

„Du kannst nun nicht mehr zurück... Sie werden wissen, dass du dahintersteckst" rief mir Paul zu und mir wurde bewusst, dass er recht hatte. Ich konnte nicht mehr zurück. Nicht, wenn ich es überleben will. Konnte ihnen nicht den Rücken freihalten. Leise fluchte ich vor mich hin, weil er recht hatte, als Newt plötzlich in sich zusammensackte. Fast riss er mich dabei mit sich.

„Ihr...müsst...ohne...mich...weiter" keuchte er schwer atmend. Ich hockte mich vor ihm hin.

„Vergiss es. Wir sind fast draußen. Wir sind fast am Auto. Dort kannst du dich ausruhen" erklärte ich ihm.

„Ich bin...euch...ein Klotz...am Bein"

„Quatsch keinen Scheiß. Wir werden alle zusammen hier rauskommen. Sie werden dich nicht bekommen. Nicht, solange ich lebe" und mit diesen Worten umfasste ich seine Hüfte und zog ihn hoch. Erstaunt, über meine Worte, sah er mich an. Doch ich reagierte nicht weiter darauf, sondern zog ihn weiter. Ich wusste, dass er nicht mehr konnte. Das er keine Kraft mehr hatte. Doch aufgeben kam für mich nicht in Frage. Und ihn zurücklassen erst recht nicht.

Schon von weitem sah ich das Tor. Lief zielstrebig darauf zu. Spitzte meine Ohren, doch ich hörte nichts Verdächtiges. Die schrille Alarmanlage wurde etwas leiser. Entfernten uns langsam von ihr.

„Paul? Wenn die Luft draußen rein ist, rennst du mit Lucy los. Folge dem Mond, er führt dich genau zum Jeep. Schlüssel liegt unter dem Sitz. Lass das Licht aus und komm rückwärts in unsere Richtung gefahren. Wir folgen euch, so schnell wir können" erklärte ich ihm und er nickte zustimmend. Selbst mit Lucy auf dem Arm war er schneller, als Newt und ich. So konnte er uns einsammeln. Ich setzte Newt vorsichtig auf den Boden ab, dann bat ich sie zu warten. Ich zog meine Waffe und öffnete leise die kleine Lucke. Niemand war zu sehen oder zu hören. Geräuschlos schlich ich die kleine Treppe hoch. Wir befanden uns hier in einer kleinen extra Lagerhalle, etwa 2 km von unserem Haupthaus entfernt. Für gewöhnlich war hier nie jemand. Und so war es auch heute. Vermutlich suchten sie erst die komplette Lagerhalle ab, bevor sie rausgehen würden. Das verschaffte uns noch etwas Zeit. Ich ging wieder runter und half Newt auf die Beine. Zusammen gingen wir hoch und verließen die Halle. Nachdem wir uns kurz umgesehen hatten, rannte Paul mit Lucy los.

„Komm Strubbelkopf. In wenigen Minuten hast du es geschafft" erklärte ich leise und stützte ihn weiterhin beim Laufen. Er wurde immer schwerer und auch ich keuchte schon. Der Wüstensand machte es uns noch schwerer vorranzukommen. Immer wieder sank er stöhnend auf die Knie, mit jedem weiteren Mal fiel es mir schwerer, ihn wieder auf die Beine zu ziehen. Der weiche Sand unter unseren Schuhen gab nach und nahm uns jede Chance auf einen festen Halt. Endlich hörte ich den Jeep. Vor uns kam er zum stehen und Paul sprang raus. Er half mir, Newt auf die Rückbank zu setzen. Ich verstaute die Taschen im Jeep, Paul sprang vorne rein und ich setzte mich neben Newt. Paul fuhr los. Erst ohne Licht, nachdem wir uns sicher waren, dass sie nichts gemerkt hatten, machte er das Licht an.

Newt hing wie ein Schluck Wasser auf dem Sitz. Ich gab ihm was zu trinken, was er sich gierig hinter kippte.

„Hast du Schmerzen?" erkundigte ich mich und erhielt ein Nicken zur Antwort. Ich gab ihm eine Tablette, die er ebenfalls herunterschluckte.

„Komm her" ich klopfte auf meine Beine, als wäre es das selbstverständlichste. Doch das war die einzige Möglichkeit, wie er sich im Jeep hinlegen konnte. „Du musst dich dringend ausruhen". Kurz schaute er mich an, dann legte er sich hin. Legte dabei seinen Kopf auf meine Beine und schaute mich an. „Du hast es geschafft. Wir haben es geschafft" lächelte ich ihn kurz an und nahm ihm die Stirntaschenlampe ab.

„Dank dir... Das macht wohl ein weiteres Bier, nehme ich an" erwiderte er leise und kurz lachte ich auf.

„Du hast kapiert, wie es läuft" meinte ich grinsend und zog ihm die Mütze vom Kopf. Er war total nassgeschwitzt und nachts ist es frisch in der Brandwüste. Nicht dass er sich noch etwas wegholt. Zusätzlich nahm ich eine Decke und deckte ihn zu.

„Bin halt nicht blöd" erwiderte er und grinste ebenfalls kurz.

„Abwarten" meinte ich nun wieder etwas kühler, als gewollt. „Schließe die Augen. Du musst schlafen und zu Kräften kommen" erklärte ich ihm genervt und strich ihm unbewusst durch seine nassen Haare. Nickend schloss er die Augen und seiner Atmung zufolge war er sofort eingeschlafen.

„Wie geht es ihm?" erkundigte sich Paul.

„Schlecht. Er ist völlig ausgelaugt und am Ende seiner Kräfte. Wird was dauern, bis er sich davon erholt hat" erklärte ich ihm. Nickend klärte er Lucy auf, was eben passiert ist, als ich meine Gedanken schweifen ließ. Es war anders gekommen, als geplant. Ich wollte doch nicht mit. Ich wollte sie nicht begleiten. Ich wollte nicht. Und doch bin ich jetzt hier. Sitze zusammen mit ihnen im Jeep. Bin zusammen mit ihnen auf der Flucht. Auf eine Flucht ins ungewisse. Würden wir seine Freunde finden? Ging es seinen Freunden gut? Würden wir einen sicheren Ort finden? War es eine gute Idee, Paul und Lucy mit hineinzuziehen? Es war zumindest in einem Punkt gut. Ich wusste sicher, dass die 3 es geschafft hatten. Doch alleine hätte Paul es nicht mit beiden geschafft. Und Newt war schwächer, als ich es vermutet hatte. Es würde noch eine Weile dauern, bis er wieder richtig fit ist.

Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt