Als er nur wenige Minuten später eingeschlafen ist, machte ich mich an die Planung für die Flucht. Es gab sehr viel zu tun. Sehr viel zu organisieren. Sehr viel zu planen. Sehr viel zu besorgen. Und das alles möglichst unauffällig. Ich beschloss, mir keine Notizen zu machen. Die Gefahr, dass jemand sie entdecken könnte, war zu groß. Grob ging ich in Gedanken die Aufgaben durch, die zu erledigen waren. Ich würde es nicht alleine schaffen. Ich musste Paul hinzuziehen. Hoffentlich spielte er mit. Was ich hier plante, war gefährlich. Sehr gefährlich. Ich ließ ihn holen und wartete ungeduldig im Krankenzimmer auf ihn. Zündete mir eine der sehr seltenen Kippen an und inhalierte tief den Rauch in meine Lungen.
„Vermisst du mich nun?" hauchte er da mit einmal hinter mir und erschrocken drehte ich mich um. Schuldbewusst sah er mich, konnte sich aber dann ein Grinsen nicht verkneifen.
„Du bist unmöglich" murrte ich und ließ mich auf meinen Stuhl nieder.
„Ich weiß. Das magst du doch so an mir" grinsend wackelte er mit seinen Augenbrauen.
„Träum weiter Casanova" grinste ich nun meinerseits. Theatralisch seufzte er auf und hielt sich gespielt das Herz, ließ sich dann leise lachend auf meinen Schreibtisch nieder. „Was hast du auf dem Herzen?".
„Ich will Strubbelkopf hier rausschleusen" erklärte ich ihm ohne Umschweife leise und erntete einen entsetzten Blick.
„Bist du bescheuert? Die bringen dich ohne mit der Wimper zu zucken um, wenn sie das rausbekommen" erwiderte er aufgebracht.
„Sie werden es nicht rausbekommen. Und wenn doch, ist er über alle Berge und somit weit weg von hier" meinte ich achselzuckend.
„Du meinst das wirklich ernst?"
„Klar. Er muss hier raus"
„Warum? Du führst doch irgendwas im Schilde. Hast du dich in ihn verliebt? Magst du ihn? Hat er dir eine Belohnung versprochen? Woher der plötzliche Sinneswandel? Da steckt doch mehr dahinter. Du planst irgendwas" bombardierte er mich mit fragen.
„Ich plane in der Tat etwas. Er wird nämlich nicht alleine gehen" erwiderte ich und blickte zu Boden.
„Du wirst mit ihm gehen...?" hauchte er nun kaum hörbar.
„Nein. Lucy und du. Ihr werdet ihn begleiten. Ihr werdet alle 3 von hier verschwinden. Ihr müsst von hier verschwinden" erklärte ich ihm.
„Du spinnst. Ich werde nirgendwo hingehen. Erst recht nicht, wenn du hierbleibst. Das kannste knicken Fräulein. Vergiss es" widersprach er mir. Seufzend sah ich ihn an.
„Paul. In 5 Tagen wird es diesen Ort hier nicht mehr geben. Es wird alles zerstört werden. Du hast selbst gesagt, dass Janson alles Platt macht, was seinen Weg kreuzt. Und in 5 Tagen wird er herkommen. Sie werden Strubbelkopf holen kommen. Sie werden ihn töten. Und wenn sie es nicht tun, wird es Billy oder einer der anderen tun. Und Janson wird hier aufräumen. Du musst mit Lucy gehen. Du musst! Hörst du? Du musst sie in Sicherheit bringen. Strubbelkopf ist alleine zu schwach. Er wird es nicht weit schaffen. Du bist ein ausgezeichneter Kämpfer und Schütze. Du bist stark und schnell. Schlau und wachsam. Wenn es jemand schafft, euch 3 von hier wegzubringen, dann du. Denke an Lucy. Du musst sie beschützen" versuchte ich ihm meine Beweggründe zu erklären. Seufzend ließ er den Kopf hängen.
„Warum kommst du nicht mit...?" hauchte er leise.
„Ich werde vorbereitet sein auf die Ankunft der Arschlöcher" meinte ich nur und meine Stimme klang eiskalt dabei.
„Mit dir hätten wir bessere Chancen" versuchte er sein Glück weiter.
„Nein. Ich halte euch hier so lange wie möglich den Rücken frei, damit ihr einen ordentlichen Vorsprung rausholen könnt"
„Dein Entschluss steht fest, oder...?" seine Stimme klang zerbrechlich, ängstlich.
„Ja. Pass auf. Ich werde ihn die nächsten Tage so gut aufpäppeln, wie es geht. Ich werde alles vorbereiten und euch alles besorgen, was ihr braucht. Und in 4 Tagen werdet ihr hier verschwinden. Ich werde mich um alles kümmern, aber du müsstest hierbleiben und ein Auge auf ihn haben. Ihn so gut es geht von den anderen abschirmen. Er hat Freunde da draußen. Die müsst ihr finden" erklärte ich leise und er nickte nur noch. Verstohlen wischte er sich über die Augen. „Nicht traurig sein. Du kennst mich. Ich bin zäh. Weißt doch, Unkraut vergeht nicht" versuchte ich ihn aufzumuntern, doch wieder nickte er nur.
In den nächsten 3 Tagen hatte ich ein volles Programm. Newt ging es von Tag zu Tag etwas besser. Alles, was ich irgendwo an Essen aufbringen konnte, ließ ich ihm zukommen. Ich selber aß nur wenige happen, den Rest bekam auch er. Seine Wunden verheilten gut und bedürften kaum noch Pflege. Ab und zu lief er im Krankenzimmer herum. Damit sein Kreislauf sich langsam wieder an die Bewegung gewöhnt. Nicht dass er deswegen bei der Flucht umkippt. Paul blieb immer, wenn ich nicht da war, bei ihm und passte auf ihn auf. So konnten sich die beiden ein wenig kennenlernen. Lucy war auch manchmal bei ihnen. Sie ahnte, dass etwas vor sich ging und stellte uns immer wieder Fragen. Doch wir verrieten ihr noch nichts. Paul wurde von Tag zu Tag ruhiger. Sprach kaum mit mir. Machte keine Scherze mehr. Ging ihm das Ganze wirklich so nah?
Ich spionierte die Wachen aus. Merkte mir, wann wer wo war. Wer welche Route ging. Die Abstände, wann er wieder an dem selben Punkt ankam. Wie gründlich sie dabei vorgingen. Die meisten liefen einfach nur die Gänge entlang. Schauten weder nach links, noch nach rechts. Gingen keinen Geräuschen nach. Echt schlampig, aber ein großer Vorteil für uns.
Ich kontrollierte meine Fluchtwege. Bei einem war der Tunnel eingestürzt, der fiel somit aus. Doch es gab noch andere. Und die waren okay. Die Tunnel waren fast alle miteinander verknüpft. Verliefen teilweise kreuz und quer unter der Lagerhalle. Ich kannte sie alle in und auswendig. Doch es war stickig hier unten. Dunkel und eng. Ratten fühlten sich hier wohl. Hoffentlich hatte keiner von den dreien Platzangst. Das wäre eine Katastrophe. Vorsorglich präparierte ich 2 Jeeps an verschiedenen Ausgängen. Nur für den Fall der Fälle. Ich würde sie nur bis zu dem Tunnelausgang bringen, dann waren sie auf sich gestellt. Der Strubbelkopf hatte mir die ungefähre Richtung verraten, in der er mit seiner Gruppe unterwegs war. So konnte ich mich ein wenig danach richten, damit sie in diese Richtung weiterziehen konnten.
Ich besorgte Taschenlampen und Batterien. Verbandszeug und Medikamente. Essen und Wasser. Schlafsäcke und Decken, weil es nachts doch recht frisch war. Auch Wechselklamotten legte ich mit dazu. Waffen, Munition und Messer. Paul gab mir noch eine extra kleine Tasche, in der Kleinigkeiten für Lucy drin waren. Andenken an ihre Eltern und ein bisschen Spielzeug. Alles verstaute ich in mehrere Rucksäcke. Versteckte diese schon in den Tunneln. Wasser und Benzin verstaute ich gleich auf beide Jeeps. Damit sie nachher nicht so viel Schleppen mussten.
Ich hoffte sehr, dass alles gut gehen würde. Das sie es herausschaffen würden. Das sie seine Freunde finden. Das sie irgendwo, weit weg von hier, einen sicheren Ort finden. Ein Ort, der vielleicht ihr Zuhause werden könnte. Einen Ort ohne Angst. Einen Ort ohne Cranks. Einen Ort ohne brutale Menschen. Einen Ort ohne ANGST. Sie müssen es einfach schaffen.
DU LIEST GERADE
Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)
FanfictionEine schier undurchdringliche Brandwüste. Cranks wohin das Auge blickt. Ständig die Gefahr im Nacken. Angst, vor dem Sein. Angst, vor dem, was wird. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Verschiedene Schicksale treffen aufeinander. Kann das gut gehen? Können s...