Kapitel 80

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„Heirate mich!" Seine Stimme klang heiser und rau. Fast flüsternd brachte er diese Worte über seine weichen Lippen und überrascht, völlig überrumpelt, starrte ich ihn an. Ich hatte mich verhört. Ganz sicher hatte ich mich nur verhört.

„Wie bitte...?" krächzte ich leise, spürte einen dicken Kloß in meinen Hals, dass mir das Sprechen erschwerte.

„Heirate mich!" wiederholte er seine Frage leise und kam langsam auf mich zu, ohne den Blick von mir zu lösen. Legte seine warmen Hände sanft auf meine Wangen und sah mich bittend an. Doch es lag noch etwas anderes in seinem Blick. Angst. Angst vor meiner Reaktion.

Mit allem hatte ich gerechnet, wirklich mit allem. Aber nie im Leben mit sowas. Heiraten. Wer heiratete denn heutzutage noch? In einer Welt wie dieser? Doch er schien es ernst zu meinen. Ich hatte mir nie Gedanken ums Heiraten gemacht. Warum auch? Wollte ich das? Wollte ich eine Ehefrau sein? Ich wusste nur, ich wollte seine Frau sein. Heute, Morgen und für den Rest unseres Lebens. So nickte ich kaum merklich, während mein Herz schnell und unregelmäßig in meiner Brust schlug. Zu mehr war ich gerade nicht im Stande.

„Heißt das ja...?" fragte er unsicher nach.

„Ja..." hauchte ich, noch immer überrumpelt, leise in seine Richtung und ein Lächeln zierte sein wunderschönes Gesicht. Ein Lächeln, welches seine Augen erreichte. Sie strahlten mich förmlich an. Ein Lächeln, welches mein Herz noch schneller schlagen ließ. Nur ein kleiner Schritt seinerseits und er schloss die Lücke zwischen uns. Er zog mich sanft zu sich heran und nur kurz danach spürte ich seine warmen, weichen Lippen auf den meinen. Nur zu gern erwiderte ich seinen Kuss und legte meine Arme um seinen Nacken. Wollte ihn so nah wie möglich an mich spüren. Leidenschaftlich spielte unsere Zungen miteinander, erkundeten die warme Mundhöhle des Gegenübers, während sich meine Hand den Weg in seine weichen Haare suchte und diese dort vergrub. Leise seufzte ich in unseren nie enden wollenden Kuss, während unsere Atmung immer schneller ging. Fest zog er mich in seine starken Arme, hielt mich sicher umschlossen, was ein Angenehmes prickeln in meinem Bauch hinterließ.

Gierig inhalierten wir die frische Luft, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten. Mir war schwindlig, wobei ich nicht wusste, ob das an dem mangelnden Sauerstoff oder an ihm lag. Glücklich lächelte ich ihn an.

Noch immer unsicher, ob er das wirklich ernst meinte oder ob ich das nicht doch nur geträumt hatte. Ich zwickte mich in den Oberarm und ein leises „Aua" entfuhr es meinem Mund. Es war kein Traum, ich war definitiv wach.

„Was tust du denn da?" fragte er mich und beobachtete mein Tun.

„Ich wollte mich vergewissern, dass ich nicht geträumt habe" nuschelte ich leise, etwas beschämt über mein Handeln. Leise lachte er auf, verstummte aber schnell wieder.

„Du hast nicht geträumt" sanft nahm er meine Hand in seine, „Auch wenn ich nie damit gerechnet habe, dass ich diese Frage je jemanden stellen würde. Es ist eine schwierige Zeit. Schwer und unvorhersehbar. Für alle von uns. Aber eines weiß ich sicher, dass ich nicht ohne dich kann und will. Wir gehören zusammen und mein Herz gehört für immer dir" leicht lächelte er mich an und gab mir einen liebevollen Kuss auf die Stirn.

„Ehrlich, ich habe keine Ahnung, was du mit mir machst, aber es fühlt sich so gut an" gab ich zu und lehnte meinte Stirn an seine Brust. Ich hoffte sehr, dass er es eines Tages vergessen konnte. Das er mir glaubt, dass es für mich nur ihn gibt. Ich beschloss von mir aus, erstmal ein wenig auf Abstand zu Gally zu gehen. Einfach, um ihm zu zeigen, wie wichtig mir das mit uns wirklich ist.

Lange blieben wir Arm in Arm stehen, hielten einander fest und genossen diese friedliche Stille. Die Nähe und Wärme des anderen. Lagen kuschelnd auf der Wiese und beobachteten den Himmel. Lauschten den Geräuschen aus dem Wald. Oder planschten im Wasser herum. Lange hatte ich nicht mehr solchen Spaß und kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich jemals so oft gelacht hatte.

Als es langsam dämmerte, machten wir uns, Hand in Hand, auf den langen Rückweg. Hatten die Zeit ganz vergessen. Kurz spielten wir mit dem Gedanken, über Nacht einfach hier zu bleiben, doch dann würden die anderen sich sicher Sorgen machen und das wollten wir nicht.

„Wir hätten was zu Essen mitnehmen sollen" meinte Newt, als sein Magen sich laut meldete.

„Daran denken wir bei unserem nächsten Ausflug dorthin" erwiderte ich schmunzelnd, denn auch mein Bauch beschwerte sich schon eine Weile.

Als wir endlich in unserem Lager ankamen, war es schon dunkel. Ein Wunder, dass wir uns nicht verlaufen hatten. Alleine hätte ich den Weg sicher nicht zurückgefunden. Wir holten uns was zu Essen und ließen uns an dem Tisch nieder.

„Schläfst du heute Nacht mit in meiner Hängematte?" fragte er mich leise, es klang schon fast schüchtern, was mich schmunzelnd ließ.

„Natürlich. Aber nur, wenn du mich nicht rausschubst" erwiderte ich grinsend und erntete heftiges Kopfschütteln.

„Niemals!"

Nachdem wir uns die Bäuche vollgeschlagen hatten, liefen wir, Hand in Hand, zu den Schlafunterkünften, wo die meisten Hängematten schon belegt waren. Viele schliefen schon, wenige schnarchten leise vor sich hin. Ein Glück, dass Newt nicht schnarchte. Dann würde ich wohl wahnsinnig werden. Ich kletterte zu ihm in die Hängematte und kuschelte mich an ihn. Benutzte seine Schulter als Kopfkissen, während ich meinen Arm um seinen Bauch legte.

„Träum was schönes, Tammy" hauchte er mir leise ins Ohr, was mir eine Gänsehaut bescherte.

„Du auch" erwiderte ich und stahl mir einen Kuss, anschließend schloss ich meine Augen und lauschte seinem Herzschlag. Er fühlte sich so beruhigend an, ließ mich in Sicherheit wissen. Und nur wenig später, war ich, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, eingeschlafen.

Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt