Kapitel 45

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In den nächsten 2 Tagen versuchten wir zu retten, was ging. Wir räumten das Chaos auf, was einst das Camp war. Die Sachen, die noch zu gebrauchen waren, landeten auf einem Haufen. Die zerstörten Dinge auf einen extra Haufen. Viel war nicht mehr zu retten, doch es musste genügen.

Vince war nur noch ein Schatten seiner selbst. Tiefe Augenringe zierten sein Gesicht, doch er versuchte die Fassung zu wahren. Den verbliebenen etwas Hoffnung zu schenken, obwohl man ihm ansah, wie schwer es ihm fiel. Harriet war ebenfalls tief betrübt. ANGST hatte ihr Aris und Sonya weggenommen. Sie hing sehr an den beiden, waren sie doch alle zusammen in einem Labyrinth gewesen und hatten sich zusammen rausgekämpft.

Lucy hatte sich von dem Schrecken schnell erholt. Sie war echt tapfer und taff. Von ihr konnten sich einige andere eine Scheibe abschneiden. Die meiste Zeit leistete sie Paul Gesellschaft oder unterhielt die anderen. Oft gelang es ihr tatsächlich, die meisten etwas abzulenken. Paul erholte sich von seiner Schusswunde. Er hatte noch große Schmerzen, doch biss er tapfer seine Zähne zusammen. Der Abreise gleich stand nichts mehr im Wege.

Die Autos wurden schon beladen und auch Paul und Lucy saßen schon drin. Ich packte gerade meinen Rucksack mit den wenigen Habseligkeiten, die mir noch geblieben waren und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie sich fast alle auf die Autos aufteilten und einstiegen. Newt stand am letzten Wagen der Kolonne und sah zu mir herüber. Lächelnd hielt er mir die Tür auf und ich musste unmerklich schlucken. Zögerlich ging ich auf ihn zu und blieb vor ihm stehen.

„Ich komme nicht mit euch mit" erklärte ich ihm leise und er wurde blass.

„Was meinst du damit...?" fragte er unsicher.

„Das ihr ohne mich zum sicheren Hafen fahrt"

„Vergiss es! Du kommst mit! Ohne dich fahre ich nirgendwo hin..." erwiderte er aufgebracht. Deutlich sah ich es in seinen Augen schimmern und musste schlucken.

„Strubbelkopf..."

„Nein. Nichts Strubbelkopf. Du steigst jetzt in diesen Wagen und kommst mit uns mit. Kommst mit mir mit..." hauchte er den letzten Satz mit belegter Stimme und sah mich flehentlich an.

„Ich kann nicht. Das ist nicht meine Welt. Ich gehöre dort nicht hin. Aber du. Du gehörst dorthin. Du verdienst einen Ort, an dem du sicher Leben kannst. Mit deinen Freunden" versuchte ich ihm zu erklären, wohlwissend, dass er es vermutlich nicht verstehen würde.

„Tammy... Du gehörst doch mit dazu..." flüsterte er leise. Sein Anblick schmerzte in meiner Brust. Schnürte mir die Luft ab, was mir nicht behagte.

„Mag sein. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich hierbleibe" erwiderte ich leise und hoffte, er würde das Zittern in meiner Stimme nicht hören. Ich sah, wie sich sein Mund öffnete, nur um ihn dann wieder zu schließen. Wortlos kam er zu mir und schlang seine Arme um mich. Drückte mich fest an sich, ja klammerte sich regelrecht an mich. Schluckend atmete ich tief durch.

„Pass bitte gut auf dich auf, Strubbelkopf" hauchte ich fast tonlos an seinem Ohr und legte die Arme um ihn. Vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Atmete ein letztes mal tief seinen typischen Geruch ein, bevor ich ihn sanft von mir schob und zum Auto führte. Bittend, ja flehend ruhte sein Blick auf mir. Seine Augen schimmerten verdächtig und mein Herz zog sich zusammen. Ich wollte nicht, dass er wegen mir so litt, doch so war es das Beste. Ich schloss die Tür, nachdem er eingestiegen war und warf einen letzten Blick auf ihn, bevor sich die Kolonne aus insgesamt 8 Autos in Bewegung setzte.

Ich sah ihnen nach, als nach wenigen hundert Metern plötzlich das Auto stoppte und Newt heraussprang. Er kam auf mich zu gerannt und ich konnte nur den Kopf schütteln.

„Newt! Steig wieder in das verdammte Auto" rief ich ihm zu, doch er rannte weiter, bis er außer Atem vor mir stehen blieb.

„Es gibt noch eine Sache, die ich unbedingt erledigen muss..." flüsterte er und sanft legte er seine Hand auf meine Wange. Trat einen letzten Schritt auf mich zu und stand nun unmittelbar vor mir. Nur wenige Zentimeter trennten uns noch und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Verdammt, was wird das? Doch ich konnte nichts sagen. Ich konnte nichts machen. Sah ihm in seine wunderschönen Augen, die noch dunkler als sonst wirkten. Schluckend näherte er sich mir. Sanft legte er seine Lippen auf meine und schloss seine Augen dabei. Kurzzeitig überfordert blieb ich regungslos stehen, doch seine Lippen waren so warm und weich. Schmeckten nach mehr. Mehr. Das war genau das, was ich jetzt wollte. Ich erwiderte den Kuss und legte meine Arme um seinen Nacken. Seine freie Hand legte sich auf meine Hüfte, zog mich so näher zu sich. Sanft und schüchtern spielten unsere Lippen miteinander, doch schon bald darauf wurde es leidenschaftlicher. Meine Hand vergrub ich in seine weichen Haare und seufzte leise in den Kuss hinein. Atemlos trennten wir uns voneinander und sahen den anderen an. Unfähig, irgendwas zu sagen oder zu denken.

„Ich werde auf dich warten... So lange es auch dauern mag..." sanft hauchte er mir einen Kuss auf die Stirn, doch bevor ich irgendwas sagen kann, dreht er sich um und rennt zurück zum Auto und nur wenigen Augenblicke später ist die Kolonne wieder unterwegs. Lange schaue ich ihnen nach, obwohl sie schon längst nicht mehr zu sehen sind.

„Noch kannst du deine Meinung ändern und ihnen folgen" meint Vince, der plötzlich neben mir steht. Sollte ich?

„Nein! Mein Entschluss steht fest!" erkläre ich ihm und steige hinten zu Harriet ins Auto. Vince fährt und die anderen 2 Wagen folgen uns. Von Paul und Lucy hatte ich mich gleich heute Morgen verabschiedet. Es war ein tränenreicher Abschied und nur mit Mühe konnten wir Lucy von mir lösen. Ich würde sie vermissen. Sie haben lange versucht, mich zu überreden, doch mein Entschluss stand fest. Ich hatte mich dem rechten Arm angeschlossen und wir würden ANGST in den Arsch treten. 

Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt