Kapitel 23

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„Lucy? Müsstest du auch mal für kleine Mädchen?" fragte ich nach und erhielt ein heftiges Nicken zur Antwort. Vorsichtig steckte ich den Kopf durch die Decken und die Plane. Der Sandsturm war immer noch sehr heftig. „Am besten lässt du deine Augen zu. Ich helfe dir" vorsichtig legte ich ihr ein Tuch ums Gesicht, dass die meiste Haut bedeckte und tat dies auch bei mir. Dann kletterte ich aus dem Wagen und hob Lucy raus.

„Der Sand tut weh..." nuschelte sie in das Tuch.

„ich weiß. Wir beeilen uns und dann sind wir schnell wieder im Auto" versuchte ich sie zu trösten und wir leerten unsere Blase.

„Das tut gut" seufzte sie erleichtert auf und leise musste ich lachen.

„Fühle mich gleich 5kg leichter" pflichtete ich ihr bei und wir kletterten wieder in den Jeep, als wir fertig waren. Wir gaben Paul und Newt die Tücher und sie taten es uns gleich. Ich schaute mir Lucy ihr Gesicht an, doch der Sand hatte zum Glück keine Spuren hinterlassen. Die Jungs gesellten sich wieder zu uns und sie unterhielten sich mit Lucy, um die Zeit totzuschlagen.

„Ich habe Hunger. Aber ich will kein trockenes Brot mehr essen" jammerte Lucy etwas später. Ich konnte sie verstehen. Seit 2 Tagen nur trockenes Brot ist jetzt nicht so der Bringer. Aber es musste weg und zum wegschmeißen war es zu schade. Wer weiß, wie lange wie mit dem bisschen, was wir hatten, auskommen mussten. Geplant hatte ich nur 3 Personen, doch nun sind wir, wegen mir, 4 Personen. Ich öffnete eine Dose Ravioli, die sich Lucy und Newt teilten, während Paul und ich etwas Brot aßen. Newt hatte erst protestiert. Er gäbe sich auch mit Brot zufrieden, aber sein Körper brauchte das Essen. So fügte er sich meinem Wort.

„Tamara, schwimm nicht so weit raus!" vernahm ich die warnende und gleichzeitig besorgte Stimme meiner Mama.

„Mache ich nicht" erwiderte ich und änderte meine Richtung. Schwamm nun quer zum Ufer entlang. Genoss das kühlende Wasser auf meiner Haut, während die Sonne heiß vom Himmel schien. Das Wasser war so sauber und klar, man konnte bis auf den Grund schauen. Manchmal sah man kleine bunte Fische, die flink durch den Ozean schwammen. Ich liebte das Meer. Ich liebte die Wellen. Ich liebte es, wenn man bis zum Horizont nur Wasser sah. Wasser, soweit das Auge schauen konnte. Die kleine Prise, die einem hier durch das Haar wehte.

Wir machten gerade unseren Jahresurlaub. Diese Zeit liebte ich besonders. Da hatten meine Eltern viel Zeit für mich. Ich durfte länger wach bleiben. Lernte in dem Hotel und am Strand neue Leute kennen. Kinder, die in meinem Alter waren. Wir bauten Sandburgen. Ließen uns das leckere Eis schmecken. Schwammen und spielten im Wasser. Lieferten uns mit den Jungs Wasserschlachten. Einfach unbeschwert sein.

„Kommst du bitte langsam raus. Wir wollen zurück ins Hotel" rief Papa mir zu und nickend schwamm ich ans Ufer. Mama hielt das Handtuch für mich bereit und wickelte mich darin ein. Normalerweise würde ich protestieren. Keiner bekam mich so schnell aus dem Wasser heraus. Ich war eine richtige Wassernixe, sagte Papa immer. Doch heute war in unserem Hotel eine Kinderdisko und ich durfte ohne meine Eltern hingehen. Ich durfte mir extra ein neues Kleid dafür kaufen. Man war ich aufgeregt.

Im Hotel angekommen, zog ich mir das weiße Sommerkleid an. Es war bestickt mit vielen lila Blumen. Mama machte mir eine schicke Hochsteckfrisur und erlaubte mir ein wenig Mascara. Sie half mir beim auftragen und als ich in den Spiegel schaute, fühlte ich mich viel älter. Wie eine junge Frau. Nachdem meine Eltern mir viel Spaß gewünscht haben, holte ich Sabrina ab. Ich hatte sie hier im Hotel kennengelernt und mich mit ihr angefreundet. Sie war wie ich 11 Jahre alt. Auch sie hatte ein hübsches Kleid an. Es war so blau wie das Meer und hatte Muscheln drauf. Aufgeregt fingen wir zu tuscheln an, wären wir runter in die Hotelhalle gingen. Hier war alles für die Kinderdisko vorbereitet. Es gab kleine Snacks und Getränke. Ein DJ, der auch Musikwünsche annahm. Eine Diskokugel und bunte Diskolichter. Alles leuchtete bunt und die Musik tönte laut aus den Boxen.

Wir stellten uns in eine Ecke und tuschelten und lachten viel. Beobachteten die Jungs, mit denen wir uns sonst immer eine heftige Wasserschlacht lieferten. Auch sie hatten sich schick angezogen. Hatten Jeans und Hemden an. Ihre Haare waren mit Gel gestylt. Es dauerte nicht lange, bis wir ausgelassen auf der Tanzfläche tanzten. Wir lachten viel und hatten wirklich Spaß. Es war toll, auch mal ohne den Eltern „ausgehen" zu dürfen. Es war keiner da, der die ganze Zeit schaute, was wir machten. Der uns sagte, was wir durften und was wir nicht durften. Dieser Abend gehörte nur uns und das war mega klasse.

Gegen 22:00Uhr verabschiedete sich der DJ und wir mussten nun wieder hoch in unsere Hotelzimmer. Ich brachte Sabrina wieder zu ihrer Tür, ihr Zimmer lag eine Etage tiefer, verabschiedeten uns und ich fuhr mit dem Fahrstuhl noch eine Etage höher. Lief zum Zimmer 535 und klopfte.

„Da bist du ja wieder. Wie war es?" öffnete Mama die Tür, doch irgendwas stimmte nicht. Sie sah blass aus und verschwitzt. Ihre Augen hatten einen dunklen Schimmer und ihr Lächeln wirkte verkrampft und gar nicht ehrlich und aufrichtig.

„Mama...? Ist alles in Ordnung? Bist du krank?" fragte ich sie besorgt.

„Quatsch nein. Es ist alles gut mein Liebling. Habe vielleicht nur etwas Falsches gegessen. Morgen sieht die Welt schon wieder besser aus" versuchte sie mich zu beruhigen. Nickend sah ich mich um, doch es war nicht das erwartete Hotelzimmer. Es war unser Wohnzimmer. Unser Wohnzimmer Zuhause. Doch wie war das möglich? Ich war doch eben noch im Hotel?

Mir fiel an ihrem Arm etwas Seltsames auf. Es sah aus, als ob sie sich dicke und dünne schwarze Striche auf dem Arm gemalt hat.

„Mama...? Was hast du da...?" fragte ich vorsichtig und zeigte auf die schwarzen Linien.

„Ich weiß nicht..." erwiderte sie, nachdem sie es sich angeschaut hatte und ihre Stimme klang dabei schmerzlich gequält. So langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Was sollte ich machen? Gab es hier einen Arzt? Ich wollte wissen, was mit Mama ist. Nachdem ich hinter mir ein Geräusch vernahm, drehte ich mich um und erschrak heftig.

„Papa...?" hauchte ich tonlos. Seine Augen. Sie waren schwarz. Schwarz wie die Nacht. Sein Gesicht war voll von diesen schwarzen Linien. Diese zogen sich über den Hals bis zu seinen Armen herunter. Sein Blick. Kalt und grausam sah er mich an. Knurrte gefährlich und kam plötzlich auf mich zugerannt. Seine Hände griffen nach mir...

Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt