„Ist das dein beschissener Ernst?" mühevoll versuchte ich die Fassung zu bewahren.
„Es tut mir leid..." flüsterte er leise.
„Ein Scheiß tut es! Das kannst du nicht bringen!" fauchte ich ihn nun an. Es war mir völlig egal, dass es alle mitbekamen.
„Pass auf..." versuchte er zu einer Erklärung anzusetzen, doch ich fuhr ihm ins Wort.
„Nein Vince. Jetzt passt du mal auf. Es ist mir scheiß egal, was du vorhast. Es mir scheiß egal, wo ihr hinfliegt. Dort, wo ihr ihn absetzt, dort werde ich auch aussteigen und ich werde bei ihm bleiben" knurrte ich ihn an und ich würde es wahr machen. Ich würde ihn nicht zurücklassen. Das kann ich nicht.
„Tamara... Wir wissen doch gar nicht, ob er je wieder aufwacht. Wir wissen nicht, ob das Serum noch anschlägt. Wir wissen nicht, ob er dann er selbst sein wird. Wir wissen nicht, ob er dann ein... Crank sein wird" versuchte er sein Glück weiter.
„Ja eben. Wir wissen es nicht. Und so lange ich es nicht wirklich sicher weiß, werde ich bei ihm bleiben. Ich werde ihn nicht noch einmal zurücklassen. Das kannst du nicht von mir verlangen. Setzt uns einfach irgendwo ab und fliegt weiter. Wir kommen schon klar" erklärte ich ihm und sah ihn entschlossen an. Doch nur wenige Sekunden später stand Gally neben mir. Sah mir nachdenklich und besorgt tief in die Augen. Schluckend erwiderte ich seinen Blick.
„Du kannst mich nicht umstimmen..." flehte ich ihn leise an. Ich kannte ihn gut. Vielleicht kannte ich ihn zu gut. Er würde mich nicht freiwillig zurücklassen. So wie ich ihn nicht zurücklassen konnte.
„Ich weiß, dass ich dich nicht umstimmen kann. Aber ich kann bei euch bleiben und das werde ich auch" erklärte er leise und ich schüttelte den Kopf. Wollte nicht, dass er sich unnötig wegen mir in Gefahr bringt. Wollte ihn in Sicherheit wissen. Musste ihn in Sicherheit wissen. „Doch Engel. Du kannst mich nicht umstimmen. Ich lasse euch nicht alleine. Ich lasse dich nicht alleine. Verlange das nicht von mir. Bitte nicht..." flehte er nun mich leise an und wieder einmal spürte ich die Tränen aufsteigen. Fühlte, wie sie an meinen Wangen herabliefen. Sanft strich er sie mir mit seinem Daumen von den Wangen und ich gab mich geschlagen. Nickte ihm zu. Innerlich war ich dankbar darüber, doch das konnte ich jetzt noch nicht zeigen.
„Wir bringen euch zum sicheren Hafen. Dieser ist mittlerweile geräumt. Dort seid ihr in Sicherheit. Vorräte und Waffen werdet ihr dort für einige Wochen haben. Mehr können wir nicht für euch tun" erklärte Vince uns leise, doch ich hörte kaum noch zu. Ich konnte seine Entscheidung verstehen. Er versuchte die Überlebenden zu beschützen. Das musste er tun. Von ihnen hängt unser Überleben ab.
Mein Blick fiel auf Sondre, der traurig zwischen Gally und mir hin und her schaute. Diesmal hatte er anscheinend alles verstanden und er ahnte, dass Gally es nicht dulden würde, dass er sich uns anschloss. Ich versuchte ihn aufmunternd anzulächeln, doch ich befürchte, dass mir dies gründlich misslang. Ich hockte mich zu Thomas und kontrollierte seine Vitalfunktionen. Sie waren soweit stabil.
„Ich habe Amy erreicht. Die drei sind auf dem Weg zum sicheren Hafen. Sie würden ungefähr 3 Tage brauchen, bis sie dort wären. Was soll ich ihnen sagen?" meinte Locke an Gally gewandt. Dieser überlegte kurz, dann erkundigte sich Vince, wer die 3 waren. Gally erklärte es ihm.
„Wir warten genau 3 Tage im sicheren Hafen auf sie. Wenn sie bis dahin da sind, nehmen wir sie mit. Wenn nicht..." erklärte Vince und Locke gab dies so an Amy weiter. Hoffentlich würden sie es schaffen. Es war ein verdammt weiter Weg.
„Ey Alter. Hast du das gehört? Du hast 3 Tage, um ihm zu beweisen, dass du keiner von diesen hässlichen Monstern bist. Also sieh zu!" hörte ich Minho leise Newt ins Ohr flüstern. Stimmt... Sie würden nun 3 Tage dort mit uns zusammen warten. Doch was waren schon 3 Tage? Er hatte viel Blut verloren. Er war sehr geschwächt. Niemand wusste mit Sicherheit, ob er je wieder aufwachen würde. Und niemand konnte dann sagen, wer oder was er war. Ich hatte nicht wirklich Erfahrung mit dem Serum. Ich wusste nur, dass es die Ausbreitung des Brands verlangsamte. Doch dieses Stadium hatte Newt schon überschritten. Was sollte es da noch viel bewirken? Vielleicht gar nichts... Sehr wahrscheinlich sogar... Doch ich wollte die Hoffnung noch nicht aufgeben. Ich musste mit eigenen Augen sehen, zu was das führen würde. Egal, wie lange es dauern wird.
Doch konnte ich das wirklich Gally antun? Ihm vielleicht für den Rest unseres Lebens ein Zuhause vorenthalten? Ihm das Recht auf ein glückliches Leben verwehren? Ihm sämtliche Sicherheit verwehren? Für immer in Angst leben müssen? Immer mit einem offenen Auge schlafen zu müssen? Vielleicht konnte ich ihn ja irgendwie austricksen, dass er doch mitflog...
„Denk nicht mal im Traum daran, Engel" hauchte er da leise an meinem Ohr und ich erstarrte. Hatte ich laut gesprochen? „Rede mit mir. Teile mir deine Gedanken mit, damit ich sie dir ausreden kann" flüsterte er leise, dass niemand uns verstehen konnte. Er ließ sich auf einen Stuhl nieder und klopfte auf seinen Schoß. Seufzend ließ ich mich darauf nieder und lehnte meinen Kopf auf seine Schulter.
„Du kennst mich zu gut..." erwiderte ich sehr leise und leise lachend legte er seine Arme um mich.
„Das testen wir gleich mal aus. Du hast überlegt, wie du mich los wirst. Wie du mich dazu bekommst, dass ich ohne dich in den Berk steige. Damit ich in Sicherheit bin, oder?" erwiderte er leise und ich hatte das Gefühl, dass er in meinen Kopf schauen konnte. Wie war das möglich? Geknickt ließ ich den Kopf hängen, was er wohl als ja deutete. „Engel. Ich gehe nirgendwo ohne dich hin. Was nützt mir der sicherste Ort was, wenn du nicht da wärst? Wenn du nicht bei mir wärst? Weißt du, wir sind uns ziemlich ähnlich. Verdammt ähnlich sogar. Ich würde genauso handeln wie du. Hätte genau die gleichen Bedenken wie du. Und du würdest mich auch durchschauen. Außerdem hast du mir ein Versprechen gegeben, dass du hoffentlich nicht brechen wirst..." hauchte er nur noch leise. Versprechen? Natürlich. Das wir niemals aufhören würden zu kuscheln.
„Niemals..." erwiderte ich, genauso wie gestern, zu ihm. Gestern. Das klang so unglaublich kurz und doch war es gefühlt eine Ewigkeit her. So wahnsinnig viel war in dieser kurzen Zeit passiert. Mir fiel plötzlich auf, wie sehr ich mich die letzten Monate verändert hatte. Ließ viele Dinge an mich heran, was ich noch vor einem Jahr nicht getan hätte. Ich ließ einige Menschen an mich heran. Ich öffnete mich anderen gegenüber etwas mehr. Einem gegenüber sogar sehr viel mehr. Ich kuschelte gerne und das freiwillig. Zumindest mit Gally, Newt und Sondre. „Ich danke dir Gally. Für alles, was seit unserem kennenlernen passiert ist..." hauchte ich ihm leise zu und schlang meine Arme um ihn. Drückte ihn fest an mich und er tat es mir gleich.
„Das fühlt sich wie ein Abschied an..." flüsterte er leise den Tränen nahe und deutlich konnte ich die Angst in seiner Stimme heraushören. Sanft umfasste ich sein Gesicht und sah ihm in die Augen.
„Nein. Ich meine es ernst. Es ist viel passiert. Du hast mich verändert. Du warst und bist immer für mich da. Gibt's mir soviel Halt und Stärke. Mut und Kraft. Hoffnung... Ich will dich nicht loswerden. Mag sein, dass das egoistisch klingt, aber ich bin verdammt froh, dass du bei Newt und mir bleiben wirst..." erklärte ich ihm leise und lächelnd gab er mir einen Kuss auf die Stirn, anschließend kuschelte ich mich wieder an ihn. Unermüdlich strich er mir sanft über den Rücken, bis mir nur kurz danach erschöpft die Augen zufielen.
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Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)
FanfikceEine schier undurchdringliche Brandwüste. Cranks wohin das Auge blickt. Ständig die Gefahr im Nacken. Angst, vor dem Sein. Angst, vor dem, was wird. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Verschiedene Schicksale treffen aufeinander. Kann das gut gehen? Können s...