Kapitel 48

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*Perspektivenwechsel*

„Wusste ich es doch, dass ich dich hier finde" vernahm ich Gally seine Stimme neben mir und ich konnte förmlich hören, dass er dabei grinste. Er ließ sich neben mir nieder und reichte mir ein Bier. Dankend trank ich einen großen Schluck. Gally. Ihn hatte ich vor einigen Wochen während einer Befreiungsaktion kennengelernt. Der rechte Arm hatte ihn vor vielen Monaten aufgelesen und gerettet. Seitdem kämpfte er für sie. Er hat auch in einem dieser Labyrinthe gelebt, doch er sprach nicht gerne darüber. Einmal hatte ich eine Narbe bei ihm auf der linken Brust gesehen. Auf meinem Nachfragen hin erklärte er mir, dass sie ihn daran erinnert, warum er jetzt hier ist. Warum er gegen ANGST kämpft. Ich schätzte ihn auf ungefähr 16-17 Jahre. Seine kurzen, blonden Haare schimmerten im Licht manchmal leicht rötlich, während seine Augen grün waren. Süße Sommersprossen zierten sein Gesicht. Die ersten Tage konnte ich nur seine Augenbrauen anstarren, sie waren etwas komisch geschwungen, was manchmal witzig aussah. Doch ich mochte ihn. Auf ihn war verlass und er schaffte es tatsächlich, mich manchmal von meinen Gedanken abzulenken, auch wenn er nicht wusste, an was, beziehungsweise an wem ich dachte.

„Hey" leicht stupste er mich an, weil ich schon wieder in Gedanken versunken war, „Komm mit runter in den Keller und Feier mit uns. Wir haben wieder ein Waggon voller Probanden gerettet. Morgen werden sie zum sicheren Hafen gebracht. Das ist doch ein Grund, um ein wenig die Sau rauszulassen" grinsend stand er auf und hielt mir die Hand hin. Schmunzelnd nahm ich diese und lies mir hochhelfen. Anschließend gingen wir, Hand in Hand, runter in den Keller.

„Ist noch was von deinem ollen Gesöff da?" erkundigte ich mich. Gally braute das selber, dass hatte er wohl auch schon im Labyrinth getan. Es schmeckte scheußlich, aber es knallte ordentlich.

„Für dich doch immer, Powergirl" grinste er und lotste mich in den Keller. Powergirl nannte er mich öfters, genauso, wie Undercoverengel. Es waren nur noch eine Handvoll Leute da und die schienen auch nicht mehr sehr nüchtern zu sein. Schmunzelnd reichte er mir ein Glas voll mit dem Gebräu und nahm sich selber eins. Ich kippte mir das Glas hinter und schüttelte mich gleich darauf. Als ich es das erste Mal probiert hatte, hatte ich es im hohen Bogen wieder ausgespuckt. Lachend stellte er die leeren Gläser auf den umgebauten Tresen der Bar ab.

„Verträgst halt nichts" lachte er mich aus, was ihm einen Schlag auf seinen gut trainierten Oberarm einbrachte.

„Dich saufe ich doch locker unter dem Tisch" erwiderte ich fies grinsend und schenkte uns den nächsten ein.

„Willst du Wetten?" herausfordernd schaute er mich an, konnte sich jedoch das Grinsen nicht ganz verkneifen.

„Ich wette nicht mit Minderjährigen" erwiderte ich gespielt ernst, was mir einen bösen Blick einbrachte. Ich wusste, dass er nicht gerne daran erinnert wurde, dass ich 1-2 Jahre älter war als er, doch mich störte das nicht. Warum auch? Er benahm sich nicht wie ein unreifer Teenie. Na gut, er benahm sich nur selten wie einer. Was auch gut war. Schließlich war er einer.

„Das nimmst du zurück" knurrte er leise an mein Ohr, als er plötzlich hinter mir steht. Dicht hinter mir. Konnte seinen warmen Atem an meinem Ohr spüren. Fühlte seinen Oberkörper an meinem Rücken. Noch immer machte mir Nähe zu schaffen, doch bei ihm war es nicht immer ein Problem. Erklären konnte ich es mir nicht.

„Und wenn nicht?" erwiderte ich feixend.

„Muss ich mir wohl eine Strafe einfallen lassen" brummte er und hinterließ kurzzeitig eine Gänsehaut bei mir.

„Dann grübel mal Grünauge. Da das ja was länger dauern kann, saufe ich schon mal ohne dich weiter" schmunzelnd nahm ich auf einem Barhocker platz und kippte mir das nächste Glas hinter. Ungläubig betrachtete er mich mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen, dann lachte er herzhaft los.

„Freche Zicke" noch immer lachend folgte er meinem Beispiel und lies es sich schmecken. Wir alberten noch eine ganze Weile herum und der Alkohol floss nicht gerade wenig dabei. Wir waren beide schon gut angetrunken und mittlerweile waren wir die letzten hier unten, doch das störte uns nicht. Wir waren beide Nachteulen. Ich war ihm dankbar, dass er es wieder einmal geschafft hatte, mich abzulenken. Plötzlich stand er leicht schwankend auf und schnappte sich meine Hand.

„Tanz mit mir" knurrte er und zog mich mit Schwung zu sich. Erschrocken darüber fiel ich stolpernd halb vom Hocker und landete in seinen starken Armen, die mich sicher hielten. „Ups" grinste er schief zu mir herunter, er war mindestens 2 Köpfe größer als ich.

„Blödmann" maulte ich ihn an und schlug ihm leicht gegen die Brust. Selbst durch das Shirt hindurch konnte man erahnen, dass sein Oberkörper sehr gut trainiert sein musste. Lachend hielt er mich locker in seinen Armen und bewegte sich langsam zur Musik. „Ich kann nicht tanzen" beschwerte ich mich, wobei er mich mehr zog, als das ich tanzte.

„Was solls. Ich auch nicht" erwiderte er schmunzelnd und legte meine Arme um seine Hüfte. Ich lehnte meine Stirn gegen seine Brust und ließ mich mehr oder weniger unbeholfen von ihm führen, während er seine Arme um meinen Nacken legte. Mich so ein weniger enger an sich zog. Er roch gut. Eine Mischung aus ihm selbst und eines Parfums nahm ich an. Gott, der Alkohol hinterließ deutlich spuren bei mir. Doch das war gut, ließ mich meistens tief und fest schlafen. Traumlos. Das war wichtig. Wichtig für mich. Sonst träumte ich nur von ihm... Und das tat weh, sobald ich wach wurde... Plötzlich spürte ich Finger unter meinem Kinn, die mein Gesicht sanft anhoben.

„Du grübelst schon wieder..." flüsterte er mir zu, während seine grünen Augen meinen Blick suchten. Überfordert zuckte ich mit den Achseln. Lange betrachtete er mich schweigend, ohne seine Augen auch nur eine Sekunde von meinen zu lösen. „Ich würde dich jetzt so gerne küssen..." brummte er leise, während seine Finger von meinem Kinn zu meiner Wange wanderten und seine Hand dort ruhen ließ. Seine Augen wanderten zu meinen Lippen und wieder zu meinen Augen. Schluckend beobachtete ich ihn. Unfähig, irgendwas zu sagen. Wollte ich das? Sollte ich es zulassen? Sollte ich es lieber lassen? Gally war nicht er. Aber er war nicht hier. Er würde nie wieder bei mir sein. Erschrocken zuckte ich zusammen, als sich unsere Lippen sachte berührten und sofort ließ er von mir ab.

„Es tut mir leid..." flüsterte er leise und sah geknickt zu Boden. Scheiß drauf, was solls. Hab eh nichts mehr zu verlieren. Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und schlang meine Arme um seinen Nacken. Erstaunt sah er auf.

„Küss mich!" befahl ich ihm regelrecht und kam ihm entgegen. Seine grünen Augen funkelten mich an und ehe ich mich versah, lagen unsere Lippen aufeinander. Nicht sanft, eher verlangend spielten unsere Münder miteinander. Seine Zunge stupste an meine Lippen, bat um Einlass und nur zu gerne gewährte ich ihm diesen. Leidenschaftlich erkundeten wir die warme Mundhöhle des anderen, als ich seine Hände unter meinen Armen spürte. Mit Leichtigkeit hob er mich hoch und ich schlang wie von selbst meine Beine um seine Hüften. In den heißen Kuss seufzend vergrub ich meine Hand in seine kurzen Haare, während er mich fest an sich drückte. Mein Kopf schaltete endlich mal auf Stumm, konzentrierte mich ganz auf ihn. Unser Kuss wurde immer leidenschaftlicher und feuriger. Raubte uns den Atem, doch ich wollte mich nicht von ihm lösen. Ich wollte mehr. Mehr von seinen Berührungen. Mehr von dem Gefühl, dass alles andere nicht mehr existiert. Mehr von diesem Kribbeln in meinem Unterleib. Mehr von seinen warmen, vollen Lippen, die mich für diesen Augenblick alles andere vergessen ließen. 

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Hallöchen :)
Ich bin so auf eure Reaktionen auf dieses Kapitel gespannt 🙈

Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt