Kapitel 9

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In den nächsten 3 Tagen kam er sehr langsam wieder zu Kräften, wobei er weiterhin fast nur schlief. Mittlerweile war er seit 6 Tagen hier. Er war nur selten wach und das dann auch nur für ein paar Minuten. Zum Glück war zu dem Zeitpunkt dann kein weiterer im Raum. Lucy hatte mir ihr Versprechen gegeben, dass sie niemandem erzählen würde, dass er wach war. Ich musste sie ein wenig anflunkern, als sie weiter nachfragte. Doch sie musste nicht wissen, was sie mit ihm machen würden. Er sprach auch nicht mit mir. Wenn überhaupt eine Reaktion von ihm kam, war es ein Nicken oder Kopf schütteln auf medizinische Fragen. Sein Fieber war gesunken und er war nicht mehr so blass.

Paul war immer noch nicht zurück. Keiner aus seiner Gruppe. Hoffentlich ist ihnen nichts passiert. Lucy fragte immer wieder nach ihrem Bruder, doch was sollte ich ihr schon erzählen?

Auch der Boss war mit seinen Leuten noch nicht zurück. Noch machten wir uns alle keine Sorgen. Es war nicht unüblich, dass Gruppen länger als geplant unterwegs sind. Es kann immer was dazwischenkommen. Das sie angegriffen werden. Das sie weiter wegfahren mussten. Autopannen. Cranks. Irgendwas ist immer.

Lex verhielt sich erstaunlich ruhig. Seine Frist wegen dem Strubbelkopf war längs abgelaufen und doch kam er nicht her. Schickte auch niemand anderen. Für den Moment war das gut. Doch mich machte das stutzig. Vielleicht war das auch mit einer der Gründe, warum ich die Krankenstation nur zum Essen holen verließ. Er plante sicher etwas. Nichts Gutes. Wenn er etwas ausgeheckt, gab es immer Tote und Verletzte. Doch es würde nichts ändern. Wenn sie den Strubbelkopf holen kommen, war es das für ihn. Warum nur hat er nicht einfach aufgegeben? Es wäre so viel einfacher, erträglicher für ihn gewesen.

„Curley Sue? Ich gehe eben unser Mittagessen holen. Du wartest hier und verlässt die Krankenstation nicht, verstanden?" brav nickte sie und spielte mit ihrer Puppe weiter. Ich ging zügig, jedoch nicht zu zügig, um keine Aufmerksamkeit zu erzielen, runter in die große Essenshalle. Stellte mich an die kurze Schlange an und schaute mich um. In einer Ecke konnte ich Lex mit seinen Männern erkennen. Es sah aus, als wenn sie miteinander diskutieren würden. Vor mir wurde getuschelt. Das dem Boss etwas passiert wäre und nun Lex sich seinen Posten unter den Nagel reißen würde. Das hier deswegen bald alles den Bach runtergehen würde. Das ANGST bald kommen würde, um den gefundenen Typen abzuholen.

Als ich mich noch einmal nach Lex umschaute, war er weg. Konnte ihm im ganzen Raum nirgends ausmachen. Auch die meisten seiner Männer waren weg, nur 2 standen in der Ecke und es schien, als wenn sie mich beobachten. Vermutlich bildete ich mir das nur ein. Schnell wandte ich meinen Blick nach vorne. Ich nahm unsere Teller in Empfang und ging wieder nach oben.

„Komm Essen Curley Sue" leise schloss ich die Tür, die Rollos blieben die ganze Zeit geschlossen und stellte unser Essen auf den Tisch. Wie immer machte sie es sich auf meinen Schoß bequem und wir ließen es uns schmecken. Auch wenn es nicht wirklich lecker war, aber es war Essen. Und nur das war wichtig.

„Tamara? Kannst du mir gleich mein Malbuch und die Stifte aus meinem Zimmer holen? Oder darf ich mir das alleine holen?" fragte mich der kleine Lockenkopf und steckte sich das viel zu große Kartoffelstück in den Mund. Mit vollen Wangen schaute sie mich an.

„Nach dem Essen hole ich dir die Sachen. Brauchst du sonst noch was?" erkundigte ich mich und piekte ihr leicht mit dem Finger in die Wange. Leise kicherte sie und schüttelte den Kopf. Nach dem Essen bedeutete ich ihr wieder, dass sie hierbleiben soll und ging quer durch das halbe Lagerhaus zu ihrem Zimmer. Es war ein weiter Weg. Es gab sehr viele Treppen und verwirrende Gänge. Wenn man sich hier nicht auskannte, konnte man sich sehr schnell verlaufen. Ich schaute mich im Zimmer um und durchsuchte die Schränke nach den gewünschten Sachen. Paul versuchte auf jeder Tour etwas für sie mitzubringen. Mal waren es ein paar Buntstifte, ein Kuscheltier, Malbuch, Bücher oder auch mal ein Spiel. Sie freute sich immer sehr über die Sachen, doch sie teilte auch gerne. Teilte vieles mit den anderen Kindern hier oder lieh es ihnen aus. Nur ihre Puppe war ihr heilig. Die hatte sie von ihren Eltern bekommen. Auch wenn sie sich nicht an sie erinnern konnte, durfte niemand mit der Puppe spielen.

Nachdem ich das Gesuchte gefunden hatte, ging ich zurück. Es hatte länger gedauert als gedacht und so war ich eine Weile weggewesen. Als ich auf den Gang kam, sah ich schon von weitem, dass die Tür zum Krankenzimmer offenstand. Lucy! Zügig rannte ich hin und stürmte ins Zimmer. Lucy stand neben der besetzten Liege und presste ängstlich ihre Puppe an sich, während sie von Lex angefaucht wurde, mit wem sie geredet hat. Mein Blick fiel auf den Strubbelkopf, seine Augen sind geschlossen.

„Was ist hier los?" knurrte ich Lex an und schob Lucy, die zu mir gerannt kam, hinter mich.

„Sie hat geredet. Ich habe es gehört. Ich will wissen, mit wem?!" fauchte er nun mich an und kam mir bedrohlich nahe.

„Kann es sein, dass du neuerdings Probleme mit deinen Augen hast? Hier ist sonst niemand gewesen. Soll ich dich einmal untersuchen? Ab einem gewissen Alter ist Sehschwäche durchaus normal" erklärte ich ihm gefährlich ruhig.

„Verarsche mich nicht du kleines Miststück" knurrend trat er einen weiteren Schritt auf mich zu. Stand nun genau vor mir und starrte mich wütend an. Doch ich senkte meinen Blick nicht. Starrte ihn genauso wütend an. Bereit, uns zu verteidigen, wenn es sein muss.

„Ich habe mit meiner Puppe geredet" wisperte das kleine Mädchen hinter mir verängstigt, aber tapfer. Sein Blick wechselte zu verdutzt, dann zu misstrauisch.

„Bekomme ich raus, dass du mich angelogen hast, mache ich dich kalt" bedrohte er das unschuldige Kind und verließ stampfend das Zimmer. Schnell schloss ich die Tür ab und hockte mich vor sie.

„Ist alles okay? Hat er dir wehgetan?" erkundigte ich mich leise bei ihr. Schluchzend schüttelte sie den Kopf.

„Hast du wirklich mit deiner Puppe geredet?" flüsterte ich nun, damit uns niemand hören konnte und nahm sie auf den Arm. Völlig verängstigt schmiegte sie sich an mich, spielte mit meinen langen Haaren und zeigte auf den Strubbelkopf. „Du hast mit ihm geredet?".

„Ja. Er ist wach" unweigerlich fiel mein Blick auf ihn und seine Augen waren geöffnet. Angst und Panik lag in ihnen. Entschuldigend und voller Sorge schaute er uns an. Sein Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig und schnell.

„Beruhige dich. Es ist alles gut" leise redend stellte ich mich neben der Liege und kontrollierte seinen Puls. Viel zu hoch war dieser. Wenn er vorher schon wach war, hat er sicher alles mitbekommen.

„Es tut mir leid" formte er lautlos mit den Lippen.

„Mach dir keinen Kopf. Ihr passiert nichts. Okay, pass auf! Du musst mir jetzt genau zuhören! Sie müssen denken, dass du weiterhin bewusstlos bist. Sie dürfen nicht merken, dass du mittlerweile ansprechbar bist. Sei ruhig und wenn du dir nicht sicher bist, ob wir unter uns sind, lass deine Augen zu. Kapiert?" erklärte ich flüsternd, aber bestimmend. Fragend schaute er mich an, doch dann nickte er sichtlich verunsichert nur noch. 

Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt