In den nächsten Tagen bekam ich Gally nicht wirklich zu Gesicht und wenn dann nur für wenige Sekunden beim vorbei gehen. Wir hatten beide unsere Aufgaben, die es zu erfüllen galt. Sein Auftrag blieb mir verborgen, meiner war es, die Wachen auszukundschaften. Wann sie wachablöse hatten, wie viele Wachen wo stehen. Wie sie bewaffnet sind. Wie aufmerksam sie sind. Ob es irgendwo Schlupflöcher gab. Wir wollten die Hauptzentrale stürmen und Ava Paige und Janson töten. Die beiden hatten soviel Unheil und Leid gebracht. Tausende Menschen hatten sie auf dem Gewissen. Tausende unschuldige Kinder und Jugendliche. Menschen, deren ganzes Leben noch vor ihnen lag. Sie waren der Inbegriff des Todes und das wollten wir beenden. Wir musstes es beenden. Wir mussten ANGST zu Fall bringen und die beiden waren die Schlüsselfiguren dazu.
Doch die Hauptzentrale glich einer Festung aus Glas. Unzählige, schwer bewaffnete Wachen auf jeder Etage. Automatikgeschosse auf den Türmen, die alles zerstörten, was sich ihnen nährten. Ohne Rücksicht auf unschuldige. Ohne Rücksicht auf Kinder. Gesichtserkennungssoftware und Kameras auf jeder Etage. Türen, die man nur mit der entsprechenden Schlüsselkarte öffnen konnte. Es war ein Himmelpfadskommando, eine Selbstmordmission. Jeder von uns wusste das. Jeder von uns ahnte, dass wir dieses Gebäude vermutlich nicht mehr lebend verlassen würden. War es uns das wert? War es mir das wert? Ja! Ich musste immer zu daran denken, was diese Missgeburten Newt und seinen Freunden angetan haben und dafür würde ich mich rächen. Koste es, was es wolle.
Am Abend, nach einem anstrengendem und langen Tag, zog ich mich ins Zimmer zurück. Brauchte Ruhe und wollte niemanden sehen oder hören. Ich ließ das Licht aus und stellte mich ans Fenster. Schaute hinaus in die beleuchtete Innenstatt rund um die Hauptzentrale von ANGST. Schrecklich einsam fühlte ich mich heute. Einsam und alleine. Er fehlte mir heute so sehr.
Wann immer ich meine Augen schließe, sehe ich ihn vor mir. Wann immer ich meine Augen schließe, spüre ich seinen ruhigen, gleichmäßigen Herzschlag. Wann immer ich meine Augen schließe, spüre ich seine weichen Haare, wie meine Hand unermüdlich durch diese streichelt. Wann immer ich meine Augen schließe, höre ich seine angenehme Stimme, die mich ruhiger werden lässt. Wann immer ich meine Augen schließe, spüre ich seine weichen, warmen Lippen auf den meinen. Wann immer ich meine Augen schließe, sehe ich seine leuchtenden, braunen Augen vor mir, in denen ich drohe zu versinken. Wann immer ich meine Augen schließe, spüre ich seine starken Arme, die mich festhielten. Wann immer ich meine Augen schließe, fühle ich mich sicher und geborgen.
Sobald ich meine Augen öffne, ist er weg. Sobald ich meine Augen öffne, höre ich seine Stimme nicht mehr. Sobald ich meine Augen öffne, werde ich innerlich unruhig. Sobald ich meine Augen öffne, fühle ich mich leer und einsam. Sobald ich meine Augen öffne, spüre ich seine Anwesenheit nicht mehr. Sobald ich meine Augen öffne, ist er nicht mehr bei mir.
Schwer wie Blei liegt mein Herz in meiner Brust. Droht mir die Luft abzuschnüren. Drohe, den Boden unter den Füßen zu verlieren. War es doch ein Fehler? Hätte ich doch mit ihm mitgehen sollen? Es wenigstens probieren sollen? Vielleicht hätte ich es ja doch geschafft. Vielleicht hätte es auch meine Welt werden können. Immerhin wäre er bei mir gewesen...
„Was machst du hier so alleine Püpp...chen?" vernahm ich eine lallende Stimme dicht hinter mir und drehte mich erschrocken um. Eine Mischung aus Alkohol und Schweiß schlug mir entgegen und kurzzeitig wurde mir schlecht.
„Peter. Was willst du hier?" knurrte ich ihn an und trat ein Schritt zurück. Viel zu nah stand er mir gegenüber. Schmierig grinste er mich an und trat einen Schritt auf mich zu.
„Dir Gesell...schaft leisten" lallte er und gierig ließ er seinen Blick über meinen Körper wandern. Schluckend ballte ich meine Fäuste.
„Raus hier oder du wünscht dir, du wärst nie geboren worden" drohte ich ihm und funkelte ihn wütend an. Peter, ein Mann Mitte 40, der dafür bekannt war, dass wenn er gesoffen hatte, den Frauen viel zu Nahe rückte. Sie belästigte und es nicht schnallte, wenn sie es nicht wollten. Nüchtern war er sehr umgänglich und machte seine Arbeit zuverlässig, hatte viele gute Ideen. Doch sobald Alkohol ins Spiel kam, war es, als wenn er eine andere Person war.
„Aber nicht doch. Wir wollen es doch beide" knurrte er und griff nach meinem Shirt. Zerriss es im selben Moment und gab den Blick auf meine nackte Haut frei.
„Verpiss dich Wixxer" fauchte ich und schlug ihm mit meiner Faust ins Gesicht. Strauchelnd hielt er sich seine blutende Lippe, bedrohlich verfinsterte sich sein Blick und so langsam bekam ich Panik. Hektisch tastete ich nach meinem Messer, doch es war nicht in seiner Halterung an meinem Gürtel. Scheiße. Es lag schon auf dem Nachttisch am anderen Ende vom Zimmer. Plötzlich ging ein Ruck durch ihn und er schubste mich hart an die Wand hinter mir. Stöhnend fasste ich mir an den pochenden Hinterkopf, als er meine Handgelenke packte und diese fest über meinem Kopf an die Wand drückte. Sein Gesicht kam immer näher, dunkel und gierig funkelten mich seine Augen an. Wie gelähmt starrte ich ihn an. Unfähig, mich zu wehren. Unfähig, zu schreien. Unfähig, um Hilfe zu rufen.
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Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)
FanfictionEine schier undurchdringliche Brandwüste. Cranks wohin das Auge blickt. Ständig die Gefahr im Nacken. Angst, vor dem Sein. Angst, vor dem, was wird. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Verschiedene Schicksale treffen aufeinander. Kann das gut gehen? Können s...