Kapitel 62

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Irgendwann wurde ich durch sanftes rütteln wach. Meine Augen ließ ich jedoch geschlossen, mein Kopf schmerzte, meine Augen brannten und ich fühlte mich seltsam leer. Ausgelaugt und müde. So unendlich müde. Ich saß noch immer auf Gally seinen Schoß. Ich erkannte es an dem mir so vertrautem Geruch, der ihm umgab. Sanft strich seine Hand unermüdlich über meinen Rücken, als ich lauter werdende Stimmen vernahm.

Müde öffnete ich nun doch meine Augen und sah, dass die Klappe vom Berk auf war. Das wir flogen und Vince und Minho zusammen mit Brenda dort standen und etwas schrien. Fragend sah ich Gally an.

„Thomas und Teresa stehen auf dem Dach der brennenden Hauptzentrale und sie versuchen die beiden hinein zu helfen" erklärte er leise. Plötzlich ging ein Ruck durch ihm und ich folgte seinem Blick. Sie hatten Thomas zu fassen bekommen und zogen ihn hinein. Zeitgleich gab es einen ohrenbetäubenden Knall und Thomas schrie sich die Seele aus dem Leib. Das Gebäude war eingestürzt und hat Teresa mit sich in die zerstörende Tiefe gezogen.

„Er ist verletzt" schrie Brenda und drückte etwas auf Thomas seinen Bauch. Ich funktionierte einfach. Anders konnte ich mir mein Handeln nicht erklären. Mein Kopf war leer. Ich tat es einfach. Ich stand auf und lief herüber. Sein Shirt war blutgetränkt und er verdrehte seine Augen verdächtig. Ich kniete mich neben ihn und schaute mir seine Wunde an. Sah nach einer Schusswunde aus.

„Haltet ihn fest. Ich brauche den Verbandskasten" rief ich den anderen mechanisch zu, während mir Bratpfanne letzteres brachte. Vince und Minho hielten Thomas fest, der sich heftig wand. Ich öffnete den Verbandskasten und desinfizierte meine Hände, anschließend seine Wunde. Ich tastete seinen Bauch ab, ob sich die Kugel noch in der Wunde befand. Tatsächlich konnte ich diese ertasten. Mittlerweile war Thomas bewusstlos geworden. Zumindest blieben ihm so die Schmerzen erspart. Ich hatte so etwas noch nie gemacht. Nur sehr viel darüber gelesen. Ich nahm mir die Pinzette und tastete mich vorsichtig zu der Kugel durch. Entfernte diese, während Gally, der sich in der Zwischenzeit zu uns gehockt hatte, dass immer wieder austretende Blut abwischte. Er verlor viel zu viel Blut.

Viel konnte ich hier im Berk nicht für ihn tun. So nahm ich ein sauberes Tuch und drückte nun seine Wunde fest ab. Bevor ich sie nähen konnte, musste erst die Blutung verlangsamt werden. Es dauerte gefühlt ewig, doch in Wirklichkeit waren es nur Minuten. Minuten, die sich wie Stunden anfühlten. Endlich konnte ich seine Wunde nähen. Das hatte ich schon oft getan.

„Er muss still liegen bleiben. Ich weiß nicht, ob Organe verletzt wurden..." erklärte ich den anderen, als ich fertig war und wischte mir meine Hände an meiner Uniform ab. Grob waren sie vom Blut befreit, anschließend zog ich mir die Uniform aus, als mein Blick auf Newt fiel. Er lag auf den Boden und war bis zum Hals zugedeckt.

„Er atmet noch..." erklärte mir Gally leise und ich konnte seine Anwesenheit an meinem Rücken spüren. Geschockt sah ich ihn an.

„Verarsche mich nicht..." erwiderte ich müde und kraftlos. Ich ertrug solche Witze jetzt nicht.

„Das würde ich mir niemals wagen. Seine Atmung ist schwach, aber noch vorhanden. Schau selber" flüsterte er mir leise zu, während er mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht strich.

„Das ist unmöglich..." krächzte ich, meine Stimme versagte ihren Dienst. Das konnte nicht möglich sein. Er war praktisch schon ein Crank. Thomas hatte ihn erstochen. Er hatte wahnsinnig viel Blut verloren. Sein Puls war kaum noch spürbar gewesen. Langsam, zitternd ging ich auf den Blondschopf zu. Kniete mich neben ihn und betrachtete ihn. Sein Brustkorb bewegte sich nicht mehr. Zitternd legte ich 2 Finger auf seine Halsschlagader. Wollte es nicht wissen. Und doch musste ich mich selbst vergewissern. Sekundenlang verharrten meine Finger zitternd an seinem Hals und kurz bevor ich sie sinken lassen wollte, konnte ich es fühlen. Schwach. Sehr schwach. Aber ich konnte einen Puls erspüren. Seinen Puls. Er lebt.

Während mir erneut dir Tränen kommen, trat Brenda an mich heran.

„Ich konnte die Blutung fast stoppen. Aber genäht ist die Wunde noch nicht. Sowas kann ich nicht" erklärte sie mir entschuldigend. Bevor ich was sagen kann, hatte Gally den Verbandskasten geholt und ließ sich auf der anderen Seite von Newt nieder. Half mir, ihn auf die Seite zu drehen und hielt ihn fest, während ich, noch immer zitternd, seine Wunde desinfizierte und nähte. Sein ganzer Körper war überseht mit schwarzen Venen. Warum nur hat er den sicheren Hafen verlassen? Warum? Er war doch in Sicherheit gewesen. Dort, wo er hingehörte. Dort, wo er immer noch sein sollte.

Als wir fertig waren, drehten wir ihn vorsichtig wieder auf den Rücken und ich kontrollierte noch einmal seinen Puls. Dieser war verdammt schwach. Das war kein gutes Zeichen. Verzweifelt wischte ich mir mit dem Ärmel die Tränen ab und setzte mich hin. Legte seinen Kopf vorsichtig auf meine Beine und streichelte unermüdlich durch seine blonden Haare hindurch.

Gally setzte sich hinter mich und legte seine Arme um mich. Hielt mich fest an seinem warmen Körper gedrückt, während seine Wange auf meinem Kopf ruhte. Müde genoss ich seine Wärme, die er ausstrahlte. Die Kraft, die er mir damit gab. Dankbar, dass er da war. Dankbar, dass er mich hielt.

„Ich brauche einen Lappen oder sowas..." murmelte ich leise.

„Wofür?" fragte Bratpfanne leise und ich zeigte auf Newt sein Gesicht. Wortlos nahm Minho ein sauberes Tuch und tränkte es in Wasser, anschließend reichte er es mir. Vorsichtig säuberte ich Newt sein Gesicht. Befreite ihn von dem schwarzes Zeug, dass aus seinem Mund lief. Im Anschluss säuberte ich seine Hände sanft von dem getrocknetem Blut. Ich erinnerte mich dabei an die ersten Begegnungen mit ihm. Wie er tagelang um sein Überleben gekämpft hat. Wie er nicht bereit war, zu gehen.

„Tamara...? Ich müsste mit dir reden" erklang Vince seine Stimme neben mir und ich sah zu ihm auf. Ernst wirkte seine Miene. Genervt, aber vorsichtig stand ich auf und folgte Vince in eine Ecke.

„Was gibt's?" erkundigte ich mich leise, während er mit seinen Händen spielte und den Boden anstarrte. Er wirkte nervös. War etwas passiert?

„Kannst du dich noch daran erinnern, was ich im Camp gesagt hatte?" fing er leise an. Angestrengt versuchte ich zu überlegen, doch das Denken fiel mir schwer.

„Sag doch einfach, was du mir zu sagen hast!" meinte ich genervt und verschränkte meine Arme vor der Brust. Ich hatte kein gutes Gefühl.

„Nun... Es geht um Newt. Wir können ihn nicht mitnehmen. Nicht alle sind immun, wo wir hinfliegen und wir dürfen nichts riskieren..." erklärte er leise und ich starrte ihn entsetzt an. 

Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt