Kapitel 35

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Mehrmals blinzelnd öffnete ich die Augen. Kniff diese leicht zusammen, weil es so hell war. Schmerzhaft pochte es in meinen Schläfen und leise stöhnend hielt ich mir den Kopf fest. Ich versuchte mich daran zu erinnern, was passiert war. War ich eingeschlafen? War ich bewusstlos geworden? Vermutlich eher letzteres. Ich drehte meinen Kopf, wollte nach den anderen sehen, doch da war niemand. Niemand lag neben mir. Und das hier war auch nicht die Wüste. Ich sah mich genauer um. Es sah aus, als wenn ich in einem großen Zelt liegen würde. Etliche Feldbetten standen hier. Stühle und Tische. Verschiedene Instrumente wie bei einem Arzt konnte ich erkennen. Wo war ich? Und was viel wichtiger war, wo waren die anderen?

Leise stöhnend stand ich auf, hielt mir kurz den schmerzenden Kopf. Unterdrückte die leichte Übelkeit, die in mir aufstieg. Ich tastete nach meinem Waffengurt, doch dieser war leer. Scheiße. Suchend sah ich mich um und erkannte auf dem Tisch ein Skalpell. Schnell nahm ich dieses in die Hand und schlich zur Zeltöffnung. Diese war nicht verschlossen. Vorsichtig spähte ich heraus.

Das erste was ich sah, beziehungsweise, nicht sah, war Sand. Es war weit und breit kein Sand zu erkennen. Zumindest nicht der typische Wüstensand. Wir waren nicht mehr in der Wüste. Zudem konnte ich etliche Zelte erkennen. Große Zelte, in denen man problemlos stehen und gehen konnte. In denen viele Menschen platz hatten.

Dutzende Menschen waren hier. Überall liefen oder saßen welche herum. Kinder, Jugendliche. Erwachsene. Unterhielten sich. Arbeiteten. Fast alle von ihnen war bewaffnet. Mein Blick fiel auf eine kleine Gruppe Kinder. Sie spielten mit einem Ball und lachten dabei ausgelassen. Wie lange hatte ich so ein Lachen nicht mehr gehört? Plötzlich fielen mir schwarze Haare auf. Tiefschwarze Locken, die beim rennen fröhlich herumwirbelten. Sie kamen mir bekannt vor. Doch das Mädchen hatte etwas anderes an. Sie jagte lachend den Ball hinterher. Als sie ihn endlich hatte, drehte sie sich herum und sah genau in meine Richtung.

„Tamara!" brüllte sie und kam, so flink ihre Beine sie trugen, angerannt. Ich sank auf die Knie und hielt meine Arme auf. Schluchzend ließ sie sich hineinfallen. Erleichtert, dass es ihr gut ging, drückte ich sie fest an mich. „Du warst so lange bewusstlos..." schluchzte sie in meine Halsbeuge.

„Wie lange...?" hauchte ich, meine Stimme glitt mehr einem krächzen. Furchtbar trocken fühlte sich mein Rachen an.

„6 Tage lang... Bist du wieder gesund?" erkundigte sie sich.

„Fast... Wie geht es dir? Haben sie dir wehgetan? Haben sie was Doofes mit dir gemacht?" fragte ich sie besorgt und schob sie wenige Zentimeter von mir weg, damit ich sie mir genau anschauen konnte. Doch ich konnte nichts auffälliges entdecken.

„Nein. Sie sind ganz lieb. Ich habe sogar mein eigenes Bett. Und ganz viel gegessen habe ich. Mein Bauch war kurz vorm platzen" kicherte sie leise und ich drückte sie noch einmal erleichtert an mich.

„Wo sind die anderen...? Paul und Strubbelkopf...?" zögerlich fragte ich, aus Angst vor ihrer Antwort. Rechnete mit dem Schlimmsten und doch wollte ich genau das nicht hören. Könnte es nicht ertragen. Könnte damit nicht leben.

„Paul hilft einigen Männern bei der Arbeit. Aber ich weiß nicht genau, was er macht. Aber abends kommt er immer wieder. Newt ist da im Zelt" sie zeigte auf ein gelbliches Zelt, dass wenige hundert Meter von uns entfernt stand. 2 Männer mit Waffen standen davor und schienen das Zelt zu bewachen. „Ich weiß nicht, was mit ihm ist. Sie sagen es mir nicht. Und ich darf ihn nicht besuchen. Das ist gemein! Er ist doch mein Freund!" erklärte sie und machte ihren Frust darüber deutlich klar.

„Ich werde es schon herausfinden und dann sag ich dir Bescheid" erwiderte ich. Durch ein Räuspern sah ich auf und bemerkte erst jetzt, dass sich eine Menschentraube um uns herum gebildet hatte.

„Hey. Vince will mit dir reden. Komm bitte mit" meinte eine junge Frau, etwa in meinem Alter, zu mir. Sie hatte leicht dunkle Haut und schwarze Rastazöpfe.

„Ich will erst meine Leute sehen!" erklärte ich ihr.

„Später. Erst kommst du mit. Lucy kann wieder spielen gehen" aufmunternd nickte sie der kleinen zu. Der Lockenkopf drückte mich noch einmal und lief winkend davon. Sie schien sich hier wohlzufühlen. Ich folgte dem Mädchen, welche sich als Harriet vorgestellt hatte, zu einem der Zelte, als ein großer, kräftiger Mann herauskam. Das markanteste an ihm war wohl sein Bart, der in meinen Augen schon was komisch aussah.

„Du bist wach. Wie geht es dir?" fragte er mit einer tiefen, dröhnenden Stimme, doch sie klang nicht bedrohlich. Eher sehr neugierig.

„Gut" erwiderte ich lediglich, obwohl es nicht der Wahrheit entsprach. Mein Kopf dröhnte und mir war schwindlig. Mein Hals war trocken und ich war müde. So unendlich müde.

„Das ist gut. Wir dachten schon, du schaffst es nicht. Das Skalpell brauchst du hier nicht. Du kannst dir nachher gerne deine Waffen abholen. Ach, wie unhöflich von mir. Ich bin übrigens Vince" stellte er sich mir nun vor.

„Tamara. Wie kommen wir hier her?" ich setzte mich auf einen der Campingstühle, auf denen er zeigte, doch das Skalpell behielt ich weiterhin in der Hand. Unbewaffnet wollte ich nicht sein, auch wenn es viel zu viele waren.

„Wir waren auf dem Rückweg von einer Tour, als wir euch in der Wüste gefunden haben. Das war vor 6 Tagen. Mehr tot als lebendig. Ihr hattet echt großes Glück. Nur wenige Stunden später hätten wir nichts mehr für euch tun können. Lucy war recht schnell wieder auf den Beinen und auch Paul erholte sich schnell" erklärte er weiter.

„Danke für eure Hilfe... Was ist mit Newt?" erkundigte ich mich und deutete auf das Zelt, was Lucy mir gezeigt hatte. 

Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt