Kapitel 10

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„Du warst unglaublich tapfer und hast dein Versprechen gehalten" lächelte ich Lucy kurz an und sie strahlte mich an. „Dann wollen wir mal schauen, ob unser Strubbelkopf Hunger hat, oder?" versuchte ich sie nun auf andere Gedanken zu bringen. Begeistert nickte sie. Ich setzte sie auf den Stuhl neben der Liege und holte meinen Teller. Ich hatte vorhin nicht aufgegessen.

„Es gibt Kartoffeln und Soße. Das gibt es fast immer. Aber manchmal gibt es auch Gemüse dazu" erklärte sie ihm leise. Ich machte die Kartoffeln klein, verrührte sie mit der Soße und legte meine Hand stützend unter seinen Nacken. Hielt so seinen Kopf hoch.

„Schön langsam essen. Das ist deine erste feste Nahrung seit du hier bist, also seit 6 Tagen" erklärte ich weiterhin im Flüsterton. Wer weiß, wie lange er vorher nichts gegessen hatte. Langsam fing ich an, ihn zu füttern. Wenn er das Essen drin behielt, war das ein gutes Zeichen. Außerdem würde es ihm helfen, schneller zu Kräften zu kommen. Das Essen klappte erstaunlich gut. Er verschluckte sich nur beim ersten Löffel ein bisschen, konnte den Hustenreiz aber ziemlich gut unterdrücken. Versuchte so sicher, wie ich es ihm aufgetragen hatte, leise zu sein.

„Er ist ganz dreckig und verschwitzt. Können wir ihn nicht saubermachen?" fragend schaute mich der kleine Lockenkopf an.

„Nein" erklärte ich nur knapp und sie hörte an meinem Tonfall, dass ich nicht weiter mit mir diskutieren ließ. Das fehlte mir gerade noch, dass ich den Typen wasche. Ganz sicher nicht. Weiß nicht mal, was ich mir dabei gedacht habe, es zu verheimlichen, dass er wach ist. Ist mir doch völlig schnuppe, was sie mit ihm anstellen. Auch wenn es Lucy sicher das Herz brechen würde. Sie hat ihn schon längst in ihr Herz geschlossen. Und sie hat ihr Leben für ihn riskiert. Dafür hat sie meinen Respekt.

Am frühen Abend wurden draußen Stimmen laut, dass mich aufhorchen ließ. Ich schaute zu dem Strubbelkopf, doch er schlief tief und fest. Lucy bat ich sich hinter dem Schreibtisch zu verstecken und bedeutete ihr, leise zu sein. Anschließend ging ich runter.

„Was ist los?" fragte ich eine der Frauen, die gerade an mir vorbeirannte.

„Der Versorgungstrupp ist zurück" rief sie mir zu und war schon weg. Paul. Gott sei Dank. Ich ging raus zu den Autos und schaute mich suchend um. Sie waren schon dabei, die Jeeps und LKW's zu entladen. Das sieht nach einer sehr erfolgreichen Tour aus.

„Hast du mich schon vermisst?" vernahm ich plötzlich eine leise Stimme an meinem Ohr und drehte mich um. Sah Paul, wie er mich verschmitzt angrinst.

„Nur, weil ich dann die kleine Nervensäge los bin" erwiderte ich und grinste ebenfalls kurz.

„Ach komm. Gib es zu. Du magst sie" erwiderte er grinsend und ich zog eine Augenbraue hoch, „Ich weiß, dass ich recht habe. Egal, wie sehr du es auch abstreitest" lachte er leise auf.

„Einbildung ist auch eine Bildung" konterte ich und wieder lachte er leise auf. „Ist alles gut gegangen?" erkundigte ich mich.

„Ja. Wir mussten weiterfahren, als geplant. Daher auch die Verzögerung. Doch es hat sich gelohnt. Die Wagen sind bis oben hin voll. Auch Medikamente haben wir gefunden" erklärte er mir und ging zu einem der Jeeps. Dort nahm einen großen Karton und öffnete diesen. Er war bis oben voll mit Arzneimitteln bepackt.

„Klasse. Schaue ich mir gleich oben in Ruhe an. Curley Sue ist im Krankenzimmer" ich nahm ihm den Karton ab und ging vor. „Nimm es mir nicht übel, aber du stinkst bestialisch. Gehe bloß duschen" grinste ich ihn frech an.

„Hab ja auch schwer gearbeitet und darf so meinen unwiderstehlichen Duft verteilen" grinsend folgte er mir.

„Mir wird schlecht" lachte ich leise auf und betrat das Zimmer. Doch irgendwas stimmte hier nicht. Mein Misstrauen war sofort geweckt. „Lucy?" rief ich und leise schniefend kam sie hinter dem Schreibtisch vorgekrochen. Ich stellte den Karton ab, während sie sich schluchzend in Pauls Arme kuschelte, der sie fest an sich drückte.

Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt