Kapitel 60

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*Perspektivenwechsel*

Immer wieder explodierte in unserer Nähe etwas. Trümmerteile versperrten uns oft den Weg oder flogen durch die Luft, dass wir ständig irgendwo in Deckung gehen mussten. Das kostete uns immer wieder wertvolle Zeit. Überall wurde geschossen und gekämpft. Menschen kämpften ums nackte Überleben. Blind, in ihrer Wut und Verzweiflung, schossen sie auf alles, was sich bewegte. Auf alles, was wie der Feind aussah.

Auch ANGST fuhr schwere Geschütze auf. Panzer rollten heran. Straßensperren wurden errichtet. Flammenwerfen kamen zum Einsatz. Hunderte Wachen hatten sich überall aufgestellt. Bereit, für ANGST alles zu geben. Bereit, ANGST mit allem, was ihnen zur Verfügung stand, zur verteidigen. Bereit, für ANGST ihr Leben zu lassen.

So schnell uns unsere Beine trugen und so unbemerkt, wie möglich, versuchten wir uns im Schutz der Hauswände unseren Weg zu erkämpfen. Immer wieder mussten wir aufgrund von den Straßenkämpfen unseren Weg ändern und Umwege laufen. Ich hoffte, Gally und den anderen ging es gut. Ihnen durfte nichts geschehen.

Keuchend lehnten wir uns im Schatten einer Hauswand an diese an. Kurz mussten wir verschnaufen. Unsere Lungen brannten und überall waren vereinzelte Feuer, deren Qualm wir nicht ausweichen konnten.

„Locke? Sondre? Könnt ihr mich hören?" versuchte ich mein Glück über Funk. Seit sie sich um die Elektronik gekümmert hatten, hatten wir nichts mehr von ihnen gehört. Vielleicht sind sie schon weg? Vielleicht haben sie die Stadt rechtzeitig verlassen können und sind außer Reichweite des Funkgerätes. Doch ich hatte kein Gutes Gefühl dabei.

Als wir laut protestierende, randalierende Menschen vernahmen, die sich uns nährten, rannten wir schnell weiter. Nun war es nicht mehr weit. Schon von weitem sah ich das mit der Zeit heruntergekommene Hochhaus und erschrak. Es brannte in den oberen Stockwerten.

„Verfluchte Scheiße... Schneller" rief ich Derek zu und legte noch einmal einen Zahn zu. Sollten sie da noch drin sein, mussten wir sie schnell herausholen. Wir schauten vorsichtig um die Ecke in unsere Straße hinein, doch für den Moment war niemand zu sehen. Flink rannten wir zur Tür und stürmten hinein. Trümmer der Wände, Decken und Einrichtung lagen herum. Überall war Rauch und erschwerte uns die Sicht. Wir ertasteten uns den Weg hinunter in den Keller.

„Locke? Sondre?" rief Derek und wir spitzten unsere Ohren.

„Hier. Wir sind hier" vernahm ich ganz leise die Stimme von Locke und rannte zu der entsprechenden Tür. Diese war durch Schutt der teilweise eingestürzten Decke versperrt. Unter großer Anstrengung räumten wir den Schutt beiseite, während wir immer wieder durch den Qualm husten mussten. Derek öffnete die Tür und die beiden Gesuchten erschienen dahinter. Sie hatten Masken auf. Masken, die sie etwas vor dem Rauch schützten.

„Sofort raus hier" rief Derek und rannte mit Locke vor. Ich schnappte mir Sondre seine Hand und zusammen rannten wir den beiden hinter her. Raus aus dem brennenden Haus, was vermutlich nicht mehr lange dem Feuer standhalten würde. Draußen rannten wir in die nächste Seitenstraße und lehnten uns schwer atmend an eine der Wände.

„Geht es euch gut?" erkundete ich mich bei den beiden und erhielt ein Nicken, während sie ihre Masken abnahmen. Sondre umklammerte meine Hand fest und sah sich ängstlich um. Er verstand sicher nicht viel von dem, was hier vor sich ging. „Habe keine Angst. Wir bringen euch hier raus" versuchte ich ihm etwas Mut zu machen und tapfer nickte er mir zu, doch meine Hand ließ er nicht los. Was völlig okay war. Ich mochte den kurzen irgendwie. „Grünauge. Wir haben sie. Es geht ihnen gut. Wo seid ihr?" erklärte ich durch den Funk.

„Gott sei Dank... Macht, dass ihr aus der Stadt rauskommt. Verschwindet hier!" befahl er uns und deutlich konnte ich die Kämpfe im Hintergrund hören. Schüsse waren zu hören. Schreiende Menschen. Explosionen. Trümmer, die auf die Straße knallten.

„Wo seid ihr?" knurrte ich zurück. Ich würde nicht ohne sie gehen. Niemals.

„Engel..."

„Sag es oder hat es hat sich ausgeengelt, verfluchte scheiße" fauchte ich ihn aufgebracht an.

„Wir sind eingekesselt und sitzen in der Falle..." erklärte er niedergeschlagen und mir wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Newt... Gally... Ich würde sie nicht zurücklassen. Das konnte ich nicht. Aber ich konnte auch Derek, Locke und Sondre nicht in Gefahr bringen. Scheiße... Ich spürte, wie sich meine Augen mit etwas feuchtem füllten und war froh, dass ich die Maske noch trug. So konnte es keiner sehen. Plötzlich vernahm ich eine bekannte Stimme am Funkgerät.

„Wir werden abgeholt. Ein paar Straßen weiter wartet ein Berk auf uns. Wir müssen es nur dahin schaffen" erkannte ich Tommy seine Stimme. Mein Blick fiel auf meine 3 Begleiter.

„Was meint ihr?" erkundigte ich mich bei ihnen. Ich konnte diese Entscheidung nicht ohne sie treffen.

„Meine Meinung kennst du. Ich folge dir überall hin" erklärte Derek lächelnd und zwinkerte mir zu. Dankbar nickte ich ihm zu.

„Bin dabei. Wir können sie nicht zurücklassen. Auch wenn Gally uns hinterher dafür in den Arsch treten wird" grinste Locke kurz und entlockte so auch mir ein kurzes Grinsen. Er hat Recht. Gally wird ausflippen und uns ordentlich den Marsch blasen. Mein Blick fiel auf Sondre. Konnte ich ihm das wirklich zumuten?

„Gally helfen!" erklärte er leise. Deutlich konnte ich die Angst in seiner Stimme hören, aber auch Entschlossenheit lag in ihr.

„Sicher? Wir können dich auch erst zum Berk bringen" fragte ich nach.

„Dann könnte es zu spät sein" erwiderte er leise und nahm die Waffe von Derek entgegen, die er ihm hinhielt.

„Wo seid ihr genau?" fragte ich ins Funkgerät, während ich Locke eine Waffe gab.

„Kurz hinterm Bahnhof in einer Seitenstraße. Genauer... Keine Ahnung. Hier ist alles zerstört. Ich erkenne nicht viel wieder..." erklärte Gally leise. Er wusste, dass ich zu ihm kommen würde und dass er mich nicht davon abbringen würde.

„Haltet durch!" erwiderte ich und schon rannten wir los. Derek vorne. Sondre und ich in der Mitte, während er weiter meine Hand hielt und Locke hinten. Die Ausschreitungen nahmen immer weiter zu. Ständig explodierte irgendwo etwas. Überall brannte es. Häuser waren zerstört. Fielen wie Kartenhäuser in sich zusammen. Die Menschen bekriegen sich. Sie zerstörten nicht nur ANGST. Sie zerstörten die ganze Stadt. Die Verluste würden unzählbar sein.

„Runter" schrie Derek plötzlich, kurz bevor wir eine Straßenkreuzung erreichten und wir warfen uns auf den harten Betonboden, während ich mich schützend über Sondre beugte. Über uns gab es einen ohrenbetäubenden Knall und etwas schlug mit voller Wucht in das Hochhaus ein. Glas zersplitterte und Trümmerteile schlugen direkt neben uns auf der Straße ein. Ein stechender Schmerz breitete sich in meinem Arm aus, doch ich realisierte dies nicht wirklich. Das Adrenalin in mir ließ mich den Schmerz nicht spüren.

„Weg hier" rief nun Locke. Schnell rappelten wir uns auf, während ich Sondre mitzog und geduckt rannten wir um die nächste Ecke herum. Das war knapp. Es wurde verdammt eng für uns. Es wurde noch viel enger für sie. Wenn wir es nicht rechtzeitig zu ihnen schaffen würden... Schluckend zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Ich versuchte, die Gedanken daran zu verdrängen. Sie würden es schaffen. Wir würden es schaffen. Alle zusammen. 

Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt