NIGHTHOWL BAY - Herzfinsternis

10: "Was wünscht du dir?"

Dr. Sylvester, Psychologie und Physiotherapie

C.a. eine Stunde später...

In einem pastellfarbenen Raum, in welchem eine schwarze Doppelcouch und ein kleiner Kaffeetisch steht, liegt Cecille lang auf dem besagten Möbelstück und schaut an die Decke, wo gedimmte Lampen hängen, welche ihr bleiches Gesicht leicht bescheinen. Auf der anderen Seite des Kaffeetischs ist ein schwarzer Sessel plaziert, in welchem eine Frau in einer bunten Bluse sitzt. Sie hat gelockte - blonde - Haare.

Die Frau ist Dr. Valorie Sylvester. Die Psychologin von Cecille. Dr. Sylvester sitzt mit überschlagenen Beinen in ihrem Sessel und hält ihren Notizblock in der Hand. "Cecille. Du bist immer ruhig, aber heute ist eine neue Stufe der Stille erreicht worden.", merkt der Doktor humorvoll an. Cecille starrt immer weiter auf die Decke des Raumes und sagt kein Wort. Valorie rückt ihren Sessel näher an Cecilles Couch heran und schaut sie intensiv an.
"Was ist passiert? Sind es wieder die dunklen Gedanken?", fragt Valorie ruhig. Cecille dreht ihren Kopf zum Doktor und schaut ihr in die Augen.
"Nein. Es ist sie. Sie wissen schon.", murmelt Cecille leise.
"Sandrine?", fragt Dr. Sylvester deutlich nach. Cecille nickt leicht.
"Sie ist ein schlechter Mensch und hasst mich. Trotzdem liebe ich sie. Egal was ich tue, es hört einfach nicht auf.", erklärt Cel verzweifelt. Valorie legt ihren Notizblock weg und faltet ihre Hände zusammen.
"Du bist jetzt schon seit drei Jahren bei mir und warst noch nie so traurig. Du hast Angst vor etwas.", mutmaßt die Psychologin schlau. Cecille richtet sich auf, da sie von der Aussage des Doktors mehr oder weniger wachgerüttelt wurde.
"Ich habe immer Angst. Die ganze Zeit. Vor mir und den Dingen zu denen...die ich tuen könnte, wenn es mir schlecht geht.", stottert Cel passiv. Dr.Sylvester schnieft die Nase,
"Nicht nur dir, vor etwas anderem. Denk nach, was dir dein Herz sagt. Was will dein Kopf, aber wird durch dein Inneres nicht zugelassen?". Cecille denkt über die Frage des Doktors intensiv nach und schaut auf die beigen Gardinen, welche das Sonnenlicht in dem Raum dimmen.

"Ich habe Angst den falschen Leuten zu vertrauen.", legt sich Cecille fest. Dies ist ihre größte Angst. Valorie lehnt sich zurück, in ihren Sessel.
"Du bist ein schlaues Mädchen, du hast bisher immer erkannt, wenn dir jemand etwas Böses wollte.", entgegnet Sylvester skeptisch. Cecille atmet leise aus und richtet ihren Blick auf den Notizblock von Valorie. "Seitdem meine Mom von meinem Rückfall weiß, ist meine 'Superkraft', sowas zu erkennen, im Eimer. Ich fühle mich wohl bei Jakob, er hilft mir wirklich, aber er ist so mysteriös.", plaudert Cel unschlüssig. Valorie reißt ihre Augen auf.
"Jakob? Jakob Blossom?", fragt sie überrascht nach. Cecille bemerkt die überraschte Haltung von Valorie. "Sie kennen ihn?", fragt Cel nach, aber Valorie fängt sich schnell wieder.
"Ärztliche Schweigepflicht. Entschuldigung, ich war nur etwas überrascht. Genieße die Blossoms mit Vorsicht. Bitte...", flüstert Dr.Sylvester leise. Cecilles Herz schlägt schneller, da ihr die Aussage ihres Doktors etwas Angst macht.

Bevor Cel jedoch etwas sagen kann, fährt Valorie aber fort,
"Jetzt stell ich dir die Frage, die ich dir bei jedem unserer Treffen stelle. Was wünscht du dir, von ganzer Seele?". Cecille runzelt ihre Stirn und schaut auf ihr Handy. Auf ihrer Handyhülle ist ein S.B eingeritzt, welches vor Monaten mal von Sandrine, in einer Mathestunde, in das Handy verewigt wurde.
"Ich...", murmelt Cel kaum zu hören. Sie räuspert sich einmal laut.
"Ich will, dass sie mich wählt.", flüstert sie leise und ihr Hängen ihre blonden Haare im Gesicht, als sie sich in ihren Gedanken über Sandrine verliert.