3.07: "Blutlinien"

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Sandrine geht den beiden zügig hinterher und hat vorallem Gabe im Visier. Sie schaut ihn jähzornig an, was Deanna im Auto sofort bemerkt.
"Ach du Scheiße, Jean. Was sollen wir tun?", fragt Deanna nervös. Jeanette überlegt einen Moment und steigt schnell und wortlos aus dem Auto aus. Deanna schaut ihr verwirrt hinterher, als die Tür zuknallt und Jeanette in Richtung Finn und Gabe rennt.

Finn sieht im Augenwinkel Jeanette anrennen und tippt Gabe schnell an.
"Schau mal.", flüstert er ihm zu und sofort schaut er auch zu Jean.
Sandrine bleibt fassungslos stehen und blickt Jean starr in die Augen, welche sich schnell den beiden Jungs nähert. Sie erwidert den Blickkontakt nur kurz und bleibt vor Gabriel stehen.
"Guten Morgen.", begrüßt Gabe sie freundlich und nickt nett, während er in seiner linken Hand die warmen Brötchen für Familie Prawl hält.
"Morgen. Hi, Finn.", keucht Jean erschöpft und atmet stark aus.
"Damian.", korrigiert er sie und rollt genervt seine Augen.
Jean runzelt ihre Stirn, sagt aber nichts dazu.

"Jean, ich hätte nicht gedacht, dass du uns jemals freiwillig ansprechen würdest.", gibt Gabe zu, während die Sonne in seinem Gesicht von dem breiten Hut - welchen er trägt - verdeckt wird.
"Trotz allem was passiert ist kennen wir uns ewig. Ich denke du hast nur in dem Interesse deiner Familie gehandelt. Das ist Loyalität. Find' ich nicht schlimm.", erklärt Jean und setzt ein falsches Lächeln auf. Finn mustert sie von oben bis unten.
"Du hast dich etwas verändert. Du strahlst ja förmlich. Ist heute Weihnachten und Ostern gleichzeitig, oder was?", scherzt Finn und grinst sie schelmisch an. Jeanette runzelt ihre Stirn und wirft Finn einen gelangweilten Blick zu.
"Nein, lieber 'Damian'.", provoziert sie ihn unterschwellig.
"Ich bin frisch verliebt.", sagt sie stolz und verschränkt ihre Arme.
Gabriel schaut sie glücklich an und klopft ihr froh auf die Schulter.
"Glückwunsch! Meine Güte, du hast es verdient.", freut er sich aufrichtig für seine alte Freundin.

Finn stupst Gabe mit seinem Ellenbogen an und grinst böse.
"Wen liebt sie wohl, außer Cecille? Soziale Interaktionen außerhalb ihres Umfeldes ist für Jeannette ein Fremdwort. Außer es geht um weißhaarige Mörder.", flüstert er amüsiert und sofort wirft sie ihm einen wütenden Blick zu.
"Weiß du was, du blödes Arschloch?", fragt Jean ihn sauer und grummelt ihn sauer an.
"Mach die Fliege, ich will mit Gabe alleine reden.", sagt sie zu ihm dominant und nutzt die Möglichkeit um die beiden voneinander zu trennen.
Finn schaut Gabe fragend an, aber sagt nichts.
"Alles gut, geh schonmal vor. Ich komm' gleich nach.", sagt Gabriel und drück ihm die Brötchentüte in die Hand.

Unterdessen sitzt Sandrine auf eine der Bänke vor dem Diner und hat ihre Sonnenbrille aufgesetzt. Unauffällig beobachtet sie das Gespräch zwischen den Drei und wartet nur auf eine Gelegenheit, ihren Dolch zu benutzen.

Finn nimmt die Tüte und geht los - in Richtung Kent Rock Manor.

"Tut mir leid, er ist manchmal außer sich.", entschuldigt sich Gabe für das Verhalten seines Begleiters. Jean nickt und winkt belanglos ab.
"Alles gut, ich kenne ihn ja.", antwortet sie beiläufig und steckt langsam ihre Hände in ihre Jackentasche.
"Wie läuft es im Manor? Alles gut?", fragt Jean nach und versucht etwas Zeit zu schinden.

Deanna nutzt die Gelegenheit und steigt langsam aus dem Smart aus. Sie steckt sich die Betäubungspistole in ihre Hosentasche und stapft Finn - außer Gabes Sichtweite - langsam hinterher.

"Die Presse nervt, um ehrlich zu sein. Aber alles bestens soweit...ähm...wie ist es denn bei dir?", fragt Gabriel nach, da die letzte Begegnung der beiden im Ferienhaus 'Delta' - vor Monaten - war.
Jean holt eine Hand heraus und kratzt sich schnell am Kinn.
"Naja, wie gesagt. Ich bin verliebt. Es läuft gut, also denke ich mal. Nachdem die Schule wieder losging hatte ich erst ein paar Probleme. Lag vielleicht an...du weiß schon.", murmelt sie peinlich berührt.
"An dem was du damals sehen musstest?", fragt Gabe nach und schließt erschüttert die Augen. Jean sagt nichts uns senkt ihren Blick langsam auf den Boden.
Gabriel reibt sich die Augen und schüttelt den Kopf.
"Tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du und Cecille sowas sehen müsst. Ich habe damals die Wahrheit über meine Verwandtschaft zu Cel erfahren, als wir die Stadt verlassen haben. Ich war damals so gut mit ihr befreundet, sie war mir schon immer so wichtig. Und jetzt nachdem was ihr sehen musstet...jetzt hasst sie uns.", keucht Gabe und schaut Jean enttäuscht über den Ablauf der Geschichte an.

Schnell schüttelt Jeannette den Kopf und richtet ihren Blick wieder in Gabes Gesicht.
"Nein...sie hasst euch nicht. Ich denke...also sowas wirkt eben abschreckend. Xander hat jemanden vor unseren Augen ermordet und uns bedroht. Sie hat sicherlich nur Angst.", versucht Jean Gabe etwas zufrieden zu stellen.

Sandrine steht auf und geht in einem zügigen Tempo an den beiden vorbei. Jean bemerkt sie im Augenwinkel, lässt sich aber nichts anmerken, damit Gabe keinen Verdacht schöpft. Sandrine biegt schnell in eine der Gassen ab und verschwindet aus der Reichweite der beiden.

"Angst ist eine gefährliche Waffe. Und meine Familie wusste schon immer wie man diese einsetzt. Aber wir wollen euch nichts böses. Mein Bruder will nur die Familie zusammenführen. Das wollte er schon immer, aber er ist sich selbst sein größter Feind.", erklärt Gabe den Plan von Xander verständlich.
Jean räuspert sich etwas und kratzt mit ihren Schuhen über den Asphalt.
"Ich bin mal gespannt wie sie so sind. Das Fest von euch steht ja bald an. Ihr habt das alles schnell auf die Beine gestellt, wie konntet ihr die ganzen Amtsarbeiter für euch gewinnen? Greyfork's Tod war nicht gerade...normal.", sagt sie und wirft ihm einen verständlichen Blick zu. Die beiden wissen ganz genau wie der alte Bürgermeister starb, aber würden es nicht mal im Traum wagen darüber zu reden.

Gabriel lächelt Jean an und lacht leise.
"Die Vorfahren von uns haben diese Stadt hier gegründet. 1899 baute der erste Prawl der in unserer Ahnenlinie namentlich aufgeführt ist, aus einem kleinen Fischerdorf diese grandiose Stadt, welche nun hier steht, auf. Dwight manipulierte die Aufzeichnungen und stellte Hosea Greyfork als den Gründer da. Aber in Wahrheit war es Gillies Prawl welche die Stadt gründete.", erklärt Gabe ihr die wahre Geschichte von Nighthowl Bay.
Jeanette schaut ihn verblüfft an und atmet überrascht aus.
"Wow! Also...ich habe mit allem gerechnet, aber DAMIT nicht!", gesteht sie ihm überwältigt, da sie im Geschichtsunterricht etwas ganz anderes beigebracht bekam.

Doch das Grinsen verzieht sich schnell aus Gabriels Gesicht.
"Und ich kann dir auch ganz genau den Ursprung der Fehde zwischen den Prawls, den Greyforks und der Familie Brick erklären.", antwortet er ihr ernst.
Jeans Pupillen weiten sich als sie den Nachnamen 'Brick' hört.
"Jason...", murmelt sie leise.
"Bitte. Sag mir was passiert ist...", fährt sie interessiert fort.
Gabriel zieht seine Augenbrauen hoch und nickt zustimmend. Er beginnt zu erklären,
"Hosea Greyfork war neidisch auf die Beliebtheit die Gillies Prawl in Nighthowl Bay erhielt. Alle liebten ihn und himmelten ihn an. Er war praktisch der König von Maine, eine wahre Berühmtheit und mit allen Familien eng befreundet. Hoseas bester Freund Graham Brick wurde Teil eines Komplotts, um Gillies zu ermorden und den Gründerrat zu stürzen. Sie wollten ihn die Klippen hinunter stoßen, damit alle Bürger denken es wäre ein Unfall. Aber an jenem Tag als Hosea es durchziehen wollte, machte Graham einen Rückzieher. Er sah wie gut es der Stadt ging und wie stark die damals so schwache Wirtschaft im Vergleich zu den anderen Kolumnen war. Er konnte den Mord nicht verhindern, aber drohte Hosea zu verraten und ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Seit diesem Tag - dem ersten Mord in Nighthowl Bay - ist die Blutfehde zwischen den Familien entfacht gewesen. Bis Jason Brick starb und Xander die Blutlinie - samt Greyfork - vernichtete. Xander hat sich die Stadt zurückgeholt, welche uns rechtmäßig zusteht. Dieser Ort hier ist das Erbe von Blut und Lügen. Und wir müssen den Frieden bewahren, egal was es kostet."

NIGHTHOWL BAY - HerzfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt