3.21: "Der Damm bricht" (1)

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Panisch rennt die Gruppe in die kalte Nacht und betreten nervös das Waldstück hinter dem Boarding House.
"Verdammte Scheiße, DALIA DU VERRÄTERIN!", schreit Cel sauer und zieht sich ihre Jacke aus.
Jakob und Finn stellen sich an einen Baum und beobachten ob jemand kommt.
"Was machst du da?", fragt Sandrine und schaut auf Cel, welche das Futter ihrer Jacke herausreißt.
"Die haben uns nicht gefilzt und eine Pistole habe ich noch.", lächelt Cel und holt aus der Jacke einen glänzenden Revolver.

"Wow, mitdenken tut wohl nur unsere Blutlinie!", motzt Xander und schaut Jeanette böse an.
"WAS DENN?", krächzt Jean entzürnt.
"Du hast total überreagiert!", entgegnet Xander vorwurfsvoll.
"Bruder, wir wurden vergiftet. Wie soll sie denn reagieren?", fragt Lily mit gerunzelter Stirn.
"Danke! Wenigstens eine Person.", keucht Jean und lehnt sich gegen den Baum.
Jakob wirft Cel eine Taschenlampe zu.
"Hier. Lass uns auf die Suche gehen.", schlägt Jakob vor.
"Wo denn, wir haben keinen Anhaltspunkt. Der Wald ist riesig und bald kommen diese maskierten Psychos.", fragt Jean pessimistisch.
"Dalia spielt ein Spiel. Ich denke ich weiß wo-", will Finn sagen, sackt aber plötzlich zusammen.
"Was zum Teufel soll der Mist?", keucht er mit drückender Stimme und fasst sich an die Brust. Etwas passiert.

Jakob rennt besorgt zu ihm und beugt sich zu Finn hinunter. Sandrine schaut die beiden besorgt an.
"Das Gift...oder?", fragt sie besorgt.
"Finn, rede mit mir. FINN!", ruft Jakob während die Augenlider von seinem besten Freund schwerer werden.
"Es tut mir leid...", murmelt Finn und wird bewusstlos.
Jakobs Hände zittern und er schaut besorgt zu Cecille hoch.
"Cel...", stammelt er leise und reißt seine Augen weit auf.
Cecille beugt sich zu Finn und greift ihm an den Hals. Sie konzentriert sich einen Moment, bis sie seinen Puls hört.
"Er lebt. Er ist nur bewusstlos. Das Gift hat noch nicht sein Herz zum Stillstand gebracht.", stellt sie fest und zeigt doch ein paar Emotionen.
"Ich werde dich retten, alter Freund. Versprochen.", flüstert sie leise und steht wieder auf.
"Was sollen wir jetzt tun?", fragt Lily und hat die Hände verzweifelt über ihrem Kopf zusammengeschlagen.
"Wir werden das Heilmittel finden und überleben. So wie wir es immer tun. Nicht wahr?", fragt Xander motiviert und richtet seinen Blick zu Sandrine. Sie schaut ihn starr an, aber nickt langsam.
"Er hat Recht. Dieses eine Mal.", gibt sie zu.

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Plötzlich reißt Finn seine Augen auf und befindet sich auf einer kalten Bank.
Er packt sich an seinen Torso und schaut sich verwirrt um.
"Wo bin ich?", hallem ihm seine Gedanken durch den Kopf. Er schaut über sich und aus dem verworrenen Konstrukt seiner Gedanken, bestehend aus alten Erinnerungen und vielen Momenten, baut sich die majestätische Weißeiche auf.
"Dieser Ort. Ich bin wieder hier. Schon wieder...", murmelt er und sieht vor sich den Vorplatz des Rathauses.
"Finn, Finn, Finn. Wir kriegen nicht genug voneinander, oder?", fragt eine ihm bekannte Stimme. Seine eigene.
Er schaut nach rechts auf die Bank und erblickt Damian, wie er mit überschlagenen Beinen auf der Bank, neben ihm, sitzt.

"Damian? Was ist dieser Ort hier?", fragt Finn und sieht wie in der Ferne donnernde Wolken auf die beiden zukommen und sich am Horizont der Stadt aufbauen.
"Dieser Ort ist besonders. Ich habe es dir letztens gesagt, aber du konntest dich nicht erinnern. Der Damm wird aber nicht mehr lange standhalten, das Gift wandert zu deinem Herzen und wird dir ein gnadenvolles Ende bereiten. Und dann werden wir eins sein. Für immer.", erklärt die Dunkele Version von Finn ihm bedrohlich sein Schicksal.
"Der Damm? Du meinst also ich sterbe...", murmelt Finn bedrückt. Damian hält ihm die Hand hin, welche plötzlich beginnt hell aufzuleuchten.
"Jeder stirbt einmal. Manche früher, manche später. Komm mit mir mit. Zusammen marschieren wir in ein neues Leben. Ohne Hass und Rache. Nur Liebe und Geborgenheit. Das willst du doch, oder?", grinst Damian ihn an und seine Stimme beginnt zu beben.

"Liebe?", fragt Finn und plötzlich schießt ein Gedanke durch seinen Kopf. Er sieht vor seinem Inneren selbst wie Lily und Damian miteinander geredet haben.
Er spürt was er für sie fühlte.
"Lily...", keucht Finn und schließt seine Augen.
Damian beginnt nervös zu werden, während die Blitze beginnen in der Gedankenwelt von Finn einzuschlagen und lautes Donnern verursachen.
"KOMM MIT MIR! JETZT!", schreit Damian sauer und steht auf.
Seine Hand, welche er ihm verzweifelt hinhält, leuchtet immer heller und heller und scheint nicht aufzuhören ein unvorstellbar grelles Licht in Finns Gesicht zu werfen.

Er hat immernoch seine Augen geschlossen, während ihm alles klar wird.
"Finn ist nichts weiter als eine Metastase, in einem großen - vom Krebs befallenen - Organismus.", hallen ihm die Worte von Damian durch den Kopf, welche er zu Cecille sagte.
Plötzlich reißt er seine Augen auf und sein Mund klafft offen.
"Ich erinnere mich. An alles.", stellt Finn fest.
Damian greift nach Finns Arm und zerrt ihn hoch. Beide stehen im tobenden Sturm der Gedanken und schauen sich intensiv an.
"Ich hasse dich...", grummelt Damian und beißt seine Zähne wütend zusammen. Finns Pupillen weiten sich und er legt seine Hand auf Damians dunkelrotes Sakko.
"Aber ich dich nicht...du kannst jetzt gehen.", antwortet Finn und die beiden gehen in einem himmlischen Licht auf, welches die beiden warm umhüllt...

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"WHOA!", ruft Finn und schnappt panisch nach Luft. Er öffnet seine Augen und sieht wie die Gruppe um ihn herum steht.
Doch eine Person ist neu. Gabriel hält Finn seine Hand hin, während er ein kleines Fläschchen in die Hand von Cecille gibt.
"Hi, Kumpel. Du siehst höllisch gut aus!", lacht Gabriel und zieht Finn zu sich hoch.
Jakob atmet erleichtert aus.
"Gott sei Dank.", murmelt er erleichtert und streift sich durch das Gesicht.
"Was ist passiert?", fragt Finn mit einem angestrengten Gesichtsausdruck.

"Es sieht so aus als wären uns ein paar Freunde gefolgt. Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort.", erklärt Cecille und zeigt nach rechts.
Finn richtet seinen Blick in die Richtung, in die Cel zeigt und sieht alte Bekannte.
Deanna, Detective Grayson und Professor Viktor Cooper, welcher eine geladene Armbrust in der Hand hält.
"Ich habe gehört ihr braucht etwas Hilfe, hm?", fragt Viktor lächelnd.
"Freund und Helfer. Wie immer.", ergänzt Grayson und zwinkert Finn zu.
"Ist das-...?", fragt Finn und schaut in Cels Hand.
"Das Gegengift? Mein Vater hat für alles ein altes Familienrezept. Selbst für Gegengift. Und anscheinend ist er nicht gerade kreativ.", antwortet Xander und offenbart die Rettung der Gruppe.
"Aber die Reaper sind trotzdem auf dem Weg.", merkt Jakob an.
"Wäre ja sonst langweilig, oder?", grummelt Sandrine höhnisch und starrt in den dunklen Wald, während der Schneesturm immer heftiger wird.

Plötzlich kommt eine Person zu der Gruppe hinzu. Ein Überraschungsgast. Aus dem dichten Gestrüpp des Waldes tritt Antoinette hervor, welche einen langen - dunkelroten - Mantel trägt.
"Störe ich?", fragt sie und zieht die überraschten Blicke der Gruppe auf sich.

NIGHTHOWL BAY - HerzfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt