In einem großen Raum, wo sich ein dunkelrotes Bett, zwei Ledersessel, ein kleiner Tisch und ein großes Fenster - gerichtet auf den Innenhof des Kent Rock Manors - befinden, sitzt Damian in einem dieser Sessel und scrollt ruhig durch die Galerie seines Smartphones.
Unter dem Tab 'Februar 2017' findet er ein paar Bilder von sich und Jakob in Thornhill, genauso wie ein selbst geschossenes Bild von dem 'Thornhill Mobil' - der Wohnwagen, welcher nun im Besitz der Prawls ist.
Weiter oben in Richtung 'November' findet er ein Bild von sich an dem Klavier, welches er damals von Jakob geschenkt bekam. Dieses Bild hat auch genau dieser damals geschossen. Er schwelgt in Erinnerungen und beginnt etwas zu schmunzeln.
"Finn, du warst nur eine Marionette. Nicht mehr und nicht weniger. Ich versuche dir nur zu helfen.", murmelt 'Damian' als er die Bilder von sich und Jakob sieht. Er schließt seine Augen und hebt seinen Kopf entspannt an.
"Ich war nie eine Marionette. Jakob ist mein bester Freund.", schallt eine Stimme durch seinen Kopf.Er öffnet die Augen und an der geschlossenen Tür des Zimmers steht Finn. Der Teil seiner Psyche, den Damian verdrängt hat. Finn steht mit verschränkten Armen an der Tür und runzelt seine Stirn.
"Überrascht?", fragt er Damian und beginnt langsam durch den Raum zu gehen.
"Nein. Nichts kann mich überraschen.", antwortet Damian selbstsicher und reibt sich seine Augen.
"Und wieso willst du dann, dass ich verschwinde?", lacht Finn und schaut auf den verwirrten Damian. Dieser hat immernoch seinen dunkelroten Anzug an, Finn hingegen seine übliche schwarze Kleidung, samt seiner Hose mit den vielen Ketten.
"Wieso bist du hier? Unmöglich...", grummelt Damian und steht sauer auf. Er schaut Finn an, welcher entspannt aus dem Fenster schaut. Er lässt seinen Blick über den riesigen Vorgarten des Kent Rock Manors schweifen.
"Gute Arbeit. Wirklich, Damian. Wer wünscht sich nicht von einem Haufen Psychopathen aufgenommen zu werden und die Führung der Stadt zu stürzen?", fragt er ihn sarkastisch und dreht sich grinsend zu ihm."Wieso reißt du solche Sprüche? Hast du dir das von Sandrine abgeguckt?", entgegnet Damian genervt von der Projektion seines alten selbst.
Finn geht direkt auf Damian zu und legt seine Hand auf seinen Brustkorb.
"Damian, ich weiß wo dein Herz wirklich schlägt. Ich bin du. Und Sandrine ist nur ein billiger Vorwand, über den du dein krankes Verhalten begründet. Sie hat sich nie zwischen dich und Jakob gedrängt. Du weißt genau wie wichtig du ihm bist.", erklärt Finn ihm die kryptischen Gedankengänge in seinem Kopf."Sie werden alles in ihrer Macht stehende tun um mich zurückzuholen. Und du weißt das. Der einzige Grund wieso du nichts dagegen tust ist, weil du genauso bist wie ich. Du denkst du wärst die schlechteste Version von uns, wobei wir beide genau gleich sind. Und es immer waren.", redet Finn ihm ruhig zu.
Damian beißt wütend seine Zähne zusammen und schlägt in die Projektion von Finn, welche zwar verschwindet, aber nur um wieder an einer anderen Stelle im Raum aufzutauchen. Neben dem Bett.
"ICH BIN NICHT SO WIE DU. ICH BIN STÄRKER, BESSER UND INTELLIGENTER!", schreit Damian und schaut Finn durchtrieben an.
Dieser schüttelt nur den Kopf und klimpert enttäuscht mit den Augen.
"Du wirst schon sehen. Wir sehen uns.", antwortet Finn und verschwindet vor Damians Augen in's Nichts.
Damian setzt sich geschockt in seinen Sessel und atmet gleichmäßig ein und aus, um nicht die Kontrolle zu verlieren.Plötzlich klopft es an der Tür.
"Damian? Alles gut bei dir?", fragt eine wunderschöne und sanfte feminine Stimme. Damian schaut zur Tür und streift sich einmal durch sein Gesicht.
"Ja. Ähm...du kannst reinkommen.", sagt er nervös und kratzt sich am Hals.Die Tür öffnet sich und Lily Prawl kommt hinein.
"Damian. Du hast so geschrien. Waren es wieder die Träume?", fragt sie besorgt. Sie trägt immernoch ihr Kleid welches sie in der Fernsehshow trug. Sie schaut ihn besorgt an und geht auf ihn zu.
Schnell setzt sie sich in den anderen Ledersessel und dreht diesen zu Damian.
"Nein, keine Träume. Ich...mir geht's nicht so gut in letzter Zeit.", erklärt er ihr und schaut ihr in ihre meeresblauen Augen.
Sie lächelt ihn an und streift sich eines ihrer braunen Haare hinters Ohr.
"Du kannst immer mit mir reden. Wenn du wieder die Medikamente nehmen willst, sag Bescheid. Gabe kann welche besorgen.", erklärt sie ihm besorgt. Er schüttelt schnell den Kopf und grinst ebenfalls.
"Wenn ich dieses Zeug wieder nehme, kehrt Finn zurück. Ich..ich erinnere mich an Finns Leben, aber er nicht an meins. Und wenn ich alles vergesse...vergesse ich auch dich.", murmelt Damian peinlich berührt.Ihre Pupillen weiten sich und sie lächelt ihn breit an.
"Damian. Was soll ich sagen...", lacht sie leise und schaut ihm auf seine Hand. Sie rückt etwas nach vorne und greift nach dieser. Damian reibt sich mit der anderen Hand seine erschöpften Augen.
"Siehst du. Genau deswegen. Ich will dich nicht vergessen. Wegen dir haben sie mich aufgenommen. Sie akzeptierten mich und...ich habe eine Familie. Hier mit dir und deinen Brüdern.", erklärt er ihr emotional.
"Ich will nur, dass es dir gut geht. Ich könnte es nicht verkraften wenn dir etwas passiert, nur...nur weil du mich nicht vergessen möchtest.", entgegnet sie besorgt.Sofort steht Damian auf und sie dadurch ebenfalls, da er immernoch ihre Hand hält.
"Lily Prawl, du bist der erste Mensch dem ich je' über diese Krankheit erzählt habe. Ich habe noch nie jemanden so schnell vertraut wie dir. Du bist etwas ganz...ganz besonderes. Lass dir von deinen Brüdern nichts anderes sagen. Egal was passiert und egal was man dir sagt, du bist perfekt.", redet er ihr einfühlsam zu. Sofort legt sie ihre Arme um Damian und umarmt ihn kräftig.
Die beiden sind für einen Moment glücklich, obwohl Damian der schlimmste Part von Finns Psyche ist. Selbst dieses, scheinbar empathielose Monster, kann doch noch etwas Menschlichkeit zeigen.
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NIGHTHOWL BAY - Herzfinsternis
Mystery / Thriller"Das Böse ist nicht angeboren. Es wächst." Cecille Smith ist ein junges Mädchen, aus dem friedlichen Nighthowl Bay, Maine. Ihr Leben scheint nach außen hin perfekt, aber in Wirklichkeit verbirgt sich hinter dieser Fassade, eine düstere Wahrheit, gep...