6.06: "Florence"

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"Aufwachen, Schlafmütze!", ruft eine dunkle Männerstimme.

Die Augen von Jeanette sind immernoch geschlossen. Langsam kommt sie wieder zu Bewusstsein, aber ihre Augenlider sind nach wie vor schwer.
Das einzige was sie durch ihre geschlossenen Augen erkennt, ist ein warmes Licht, welches grell auf ihr Gesicht strahlt. Jean hört Schritte und viel Getummel um sich herum.
"Ist sie wach?", fragt die Stimme von Pamela in der rechten Ecke des Raumes.
"Bei Bewusstsein, aber nicht ansprechbar, Lieutenant.", antwortet einer der Soldaten kurz und knapp. Lieutenant Greece antwortet nicht auf die Berichterstattung.
Stattdessen sind ihre leichten Schritte zu hören, wie sie langsam auf die Liege zuläuft, auf der Jean fixiert ist.
"Gut geschlafen, Miss Brown?", fragt Pamela mit einem amüsierten Unterton.
"Jetzt sind Sie in guten Händen. Der oberste Anführer will alle von Ihnen aufeinmal. Und Sie sind selbstverständlich ein guter Anfang."
Jean hört das Rascheln von Papier. Pamela schaut scheinbar in eine Akte.
"Engste Vertrauensperson von Cecille Smith, Geliebte der Serienmörderin Chrysalis Black und ehemaliges Mitglied der Thornhill Miliz. Beeindruckend. Sehr beeindruckend."

Lieutenant Greece legt die Akte weg und greift nach Jeans Hand.
Sofort wird ihr unwohl, aber sie kann durch das Betäubungsmittel nicht gegen sie agieren. Nicht einmal einen kleinen Ton bekomm sie raus'.
"Wissen Sie, ein Puzzle besteht auf vielen verschiedenen Teilen. Man kann so viele einzelne Bausteine haben wie man will, wenn auch nur ein's fehlt - nur ein einziges - kann man das Puzzle nicht mehr vollständig lösen."

"Und Sie sind viel mehr als nur ein Puzzleteil. Trotzdem gibt es immer jemanden der es zusammensetzt. Und alle von Ihren Freunden werden benötigt, damit der oberste Anführer das bekommt was er wirklich will. Die perfekte Gerechtigkeit. Und dann kann das ZSO die Balance wiederherstellen.", lächelt Greece und streichelt sanft über Jeans Hand.
"Und das Bild dieser Gerechtigkeit wird ein Grabstein sein. Auf genau diesem wird 'Nighthowl Bay' stehen..."

--- State Park ---

Jakob und Finn stapfen durch den dichten Wald, auf dem Weg zur Brücke, da der Helikopter dort in unmittelbarer Nähe gelandet wurde. Finn hebt seinen Arm, um nicht die unzähligen Blätter abzubekommen, die von den Gebüschen rund um sie herum ausgehen.
Jakob runzelt seine Stirn und zieht seinen dunklen Trenchcoat etwas zu.
"Ich hätte nicht gedacht so einen Mist nochmal machen zu müssen.", beschwert er sich sofort über die Situation.
Finn grinst breit,
"Es ist für Cel. Und immerhin ist unser Leben nicht mehr so langweilig."
Sofort zuckt Jakob mit seiner rechten Augenbraue und wirft seinem besten Freund einen verwunderten Gesichtsausdruck zu.
"Du findest unser Leben langweilig? Das Geschäft läuft doch. Thornhill ist beliebter denn je'."
Finn atmet tief ein.
"Es geht nicht darum. Es geht um alles an sich. Damals haben wir Mörder gejagt, Familiendramen gelöst und dunkle Geheimnisse aufgedeckt. Sogar in einem Krieg haben wir gekämpft. Seit es ruhiger geworden ist, vermisse ich es sogar etwas.", erklärt Finn ihm ehrlich seine Gedanken zu ihrer gemeinsamen Vergangenheit.
Jakob zuckt mit seinen Schultern und scherzt,
"Ich denke es ist Damian der da spricht. Ich vermisse all den Tod und die Gefahr keineswegs."

Finn schüttelt sofort seinen Kopf,
"Du weißt ich habe Damian seit er wieder da ist im Griff. Er ist kein Problem mehr, ich bin stärker als all dieser Mist."

Sie kommen an der Brücke an und der dahinter zugehörigen Wiese, auf der der Helikopter das letzte Mal gesehen wurde.
"Leck mich doch am Arsch.", flucht Finn als er die leere Wiese erblickt.
"TONI LÄSST DEN LUFTRAUM ÜBERPRÜFEN, WIR KONNTE DAS PASSIEREN?!", brüllt er sauer und gestikuliert wütend mit den Armen. Jakob stellt sich neben Finn an die reparierte Brücke und denkt nach.
"Keine Ahnung, Mann.", keucht er verwundert.

Aufeinmal hört Finn ein Klirren.
Jakob ebenfalls.
"Was war das?", fragt er verwundert.

* ZISCH *

Plötzlich breitet sich eine Gaswolke um den beiden herum aus.
"NE' RAUCHGRANATE!", ruft Jakob und fängt an zu husten, als er schnell verschwinden will.
Aber der Rauch ist schneller als die beiden.
Finn greift nach Jakobs Arm und schaut sich nervös um, als sich ihr Sichtfeld immer mehr verkleinert, da der Rauch sich in einer enormen Geschwindigkeit ausbreitet.
In die Rauchschwabe hinein treten vier Männer in schwarzer Rüstung, welche ebenfalls die markanten Visire tragen, samt geladenen Waffen.
Finn taumelt gegen das Brückengeländer und stützt sich dort hustend ab.
"S...sie... sind es.. das ZSO..", murmelt er schwach vor sich hin und fällt bewusstlos zu Boden.
Jakob reißt ängstlich seine Augen auf.
"FINN!", ruft er erschrocken, als nun noch ein Soldat in die Rauchschwabe hinzukommt. Es ist eine Person von weiblicher Statur, die eine dunkelrote Rüstung, anstatt einer schwarzen, trägt.
"Hallo, Jakob.", begrüßt die unter dem Visir verzerrte Frauenstimme ihn und hebt eine Pistole an.
Eine Elektro-Pistole.
Jakob fällt auf die Knie und schaut zu der bedrohlichen Frau auf, welche er durch das dunkle - Motorradhelm artige - Visir nicht erkennt.
"Wer...b..bist du?", kröchelt Jakob vor sich hin und klimpert mit den Augen.
"Florence.", antwortet sie und schießt die komplette Stromladung auf Jakob ab.

NIGHTHOWL BAY - HerzfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt