5.04: "Stimmen"

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Finn sitzt wie paralysiert im leeren Konferenzraum von Thornhill. Am runden Tisch liest er eine Nachricht auf seinem Handy und kann nicht fassen was für ein Schlag in den Magen er nun erneut vom Leben bekommen hat.

"Finn,

ich weiß die letzte Zeit war für uns nicht leicht. Keine Frage, sie war es nie, aber jetzt muss ich meiner Familie helfen.
Jemand aus unserer Vergangenheit ist aufgetaucht, oder vielleicht auch nicht - es tut mir leid, ich habe keine Ahnung.

Ich muss meinen Brüdern helfen. Was ich dir damit sagen will ist folgendes. Wir verlassen Nighthowl Bay um nach Rosewood zurück zu gehen. Wenn du diese Nachricht morgen früh liest, sind wir schon lange weg. Der Kent Rock Manor ist jetzt leer und wie es mit dem Posten des Bürgermeisters aussieht weiß ich auch nicht.

Ihr dürft nicht zulassen, dass Ryder ihn bekommt. Ich wünschte ich könnte Euch helfen, aber ich musste mich entscheiden. Und ich habe meine Familie gewählt. Ich weiß nicht ob und wann wir wiederkommen, ihr alle wisst wie gefährlich und unberechenbar die Vergangenheit von uns ist.

Ich hoffe du kannst diese Entscheidung verstehen. Vielleicht wird unsere Geschichte in Zukunft doch noch anders enden. Ich kann dir aber nichts versprechen.

Trotzdem bist du mir wichtig und wirst es immer sein.

~ deine Lily"

Er knallt sein Handy sauer auf den Tisch und beißt wütend die Zähne zusammen. Das einzige was er gerade tut ist wie ein verrückter auf das Display seines Smartphones zu starren und irgendwie zu verarbeiten was gerade passiert ist. Plötzlich hört er ein sanftes Klopfen auf Holz.
"Scheiße, Mann. Ich sagte dir ja du wirst enttäuscht werden.", sagt eine - ihm mehr als bekannte - Stimme. Er schaut zur geschlossenen Tür, wo er selbst steht.
"Damian.", stellt er fest und starrt sein Böses-Ich an, welches ihn nur breit angrinst.

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Unterdessen sind Jean und Deanna einen der ungenutzten Räume von Thornhill am umstellen.
"Gottverdammte", keucht Jean und schmeißt einen alten Holzschrank um, der sofort auseinanderbricht. Deanna lächelt sie breit an und wischt sich ihren Schweiß aus dem Gesicht.
"Ich hab nur eine Hand und kann den Schrank besser tragen als du.", scherzt sie und zeigt scherzhaft ihre Protese. Antoinette kommt in den Raum hinein - welcher sich im ersten Stock der Villa befindet - und trägt zwei schwere Taschen hinein.

"Eine Ladung Waffen, wie bestellt.", begrüßt die Mutter von Deanna die beiden. Sie stellt die Taschen ab und öffnet diese.
"Und Jakob findet es echt in Ordnung, dass ihr eine Waffenkammer aus diesem Raum hier macht?", frag Toni erneut nach und schaut sich die Vielfalt der Waffen genau an. Sturmgewehre, Schrotflinten, Pistolen, sogar eine hochmoderne AUG befinden sich in den Taschen. Dazu zahlreiche Munition.
"Jakob sagt, was einen töten kann macht einen nur stärker.", zwinkert Deanna ihrer Mutter zu.
"Außerdem brauchen wir Waffen, wenn Akrasia immer mehr Kontrolle über die Stadt will.", ergänzt Jean und schiebt mit ihren Füßen die Holzbalken zusammen.

Deanna schaut sich um und atmet tief aus.
"Trotzdem lässt sich nicht jedes Problem mit einer Kugel lösen.", wirft sie ein. Antoinette nickt.
"Woher habt ihr eigentlich diese ganzen Waffen?", fragt sie die beiden.
"Aus einem alten Lager der Reaper. Dort waren auch noch Molotowcocktails und sowas alles, wahrscheinlich aus der Zeit von Chrysalis.", erklärt Jean den Ursprung der Waffen.
"Jetzt wo die Prawls weg sind, brauchen wir alles mögliche um uns zu verteidigen. Ich habe auch Yumiko und Lucas gefragt ob sie uns als Späher unterstützen.", nickt Toni den beiden zu.
"Wer sind die denn?", fragt Deanna überrascht.
"Die waren in der Jury, neben Xander. Bei der Miss Nighthowl Bay Wahl. Die Nighthowl High unterstützt uns selbstverständlich anonym, da alle noch in Trauer um Cecille sind.", lächelt Toni nett.

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"So überrascht mich zu sehen?", fragt Damian und setzt sich zu Finn an den Tisch.
Dieser schüttelt den Kopf und kneift unglaubwürdig seine Augen zusammen.
"Ich habe dich vernichtet. WIESO BIST DU HIER?", schreit Finn ihn an.
"Dachtest du wirklich, es wäre so einfach?", fragt Damian lächelnd und faltet seine Hände zusammen.
Finn öffnet seine Augen und überlegt einen Moment.
"Willst du wieder die Kontrolle von mir übernehmen? Sowas wird nicht nochmal passieren. Ich bin stärker als jemals zuvor.", macht er ihm klar und steht auf. Damian schaut auf das Handy von Finn und beginnt zu lachen.
"Du hast meine Lily gehen lassen? War ja klar, nicht einmal so etwas bekommst du hin.", amüsiert er sich über den Verlust von Finn.
"Und dann Cel. Ah, tut weh, oder?", fragt er provokant.

Finn greift nach seinem Handy und wirft es auf Damian. Es fliegt durch ihn hindurch und zerschellt an der Wand.

"Kannst du...kannst du dich so manifestieren wie damals? Unten im Wohnbereich.", fragt Finn ihn und sieht dabei zu wie Damians Mund sich zu einem Lächeln verzieht.
"Wie Cecille? Oh, wie erbärmlich.", verspottet Damian ihn.

* Klopf Klopf *

"NICHT JETZT!", ruft Finn und zieht sich sauer an seinen Haaren.
"Finn, was ist los?", fragt Jakobs Stimme von der anderen Seite der Tür.
"VERDAMMT, ES IST JAKOB!", lacht Damian und reibt sich die Hände.

Jakob öffnet einfach die Tür und kommt hinein.
"Was war das für ein Knallen?", fragt Jakob und schaut den verängstigten Finn an, der seinen Blick auf eine Stelle fixiert.
"Finn?", frag Jakob und schaut auf die Stelle und sieht nichts.
"Wollen wir nicht Hallo sagen?", fragt Damian provokant.
"VERSCHWINDE AUS MEINEM KOPF!", schreit Finn und weicht zurück. Jakob rennt zu ihm und greift nach seiner Hand.
"Finn, was ist los?", fragt er besorgt.
Sofort schlägt er Jakobs Hand weg.

"Damian ist hier...", flüstert Finns Stimme Jakob entgegen.
Sein bester Freund reißt seine Augen etwas auf.
"Damian?", keucht er verwundert.

"Der einzig wahre!", sagt Damian und sitzt mit ausgebreiteten Armen auf seinem Stuhl.
"Ich sehe ihn. Er sitzt direkt in dem Stuhl da.", erklärt Finn ihm ehrlich.
Er zeigt auf den für Jakob leeren Stuhl. Sofort schaut er dorthin und sieht nichts.
"Was ein Pech aber auch. Er kann mich nicht sehen.", lächelt Damian und formt scherzhaft einen Schmollmund.

Jakob schaut Finn besorgt - mit großen Augen - an...

NIGHTHOWL BAY - HerzfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt