5.13: "Freund oder Feind?"

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"Was meinst du damit?", fragt Jean und kommt mit einem eingefrorenen Gesichtsausdruck zu Deanna und Finn hinzu. Finn schaut die Smith mit aufgerissenen Augen an.
"Was schaut ihr so? Sagt mir was verdammt nochmal los ist...", keucht Jean und beißt sauer ihre Zähne zusammen, da sie tief in ihrem inneren weiß was gemeint ist. Deanna geht ein paar Schritte auf Jeannette zu und hebt ihre Arme.
"Alles ist gut, komm schon lass uns in Ruhe reden.", versucht Deanna sie zu beruhigen.

Doch Jean blockt ab und schüttelt den Kopf,
"Keine Ausreden...sag mir was ihr hier für einen Film schiebt. Ich habe gehört was ihr gerade besprochen habt.", donnert ihre sonst so angenehme Stimme durch die Hallen des Thornhill Eingangsbereiches,
"Ich habe Cecilles Namen gehört..."
Finn atmet tief ein und greift nach dem Zettel.

Er schaut noch einmal auf die Schuhe, die er eben fallen gelassen hat. Aus diesem Grund richtet sich Jeanettes Augenpartie auch zu diesen. Ihre Pupillen weiten sich langsam, da sie nicht weiß was sie sagen soll. Sie geht vorsichtig auf die Schuhe zu und ihr Mund beginnt sich langsam zu öffnen.
Sie will etwas sagen, bekommt aber kein einziges Wort über die Lippen.
Finn entfernt sich ein paar Schritte von den Schuhen.

Jeanette betrachtet sie genau und ihre Gedanken spielen verrückt.
"Die habe ich damals gekauft...zu meinem fünfzehnten Geburtstag. Vor zwei Jahren.", erklärt sie den beiden in einer nun, wie ausgewechselten - ruhigen - Stimme.

"Ich hab die Schuhe gekauft, als ich zu einer von Jasons Partys eingeladen war. Ich wollte gut aussehen und die Schuhe haben mir im Laden am meisten gefallen. Cel wollte sie erst haben, aber dann ließ sie mir doch den Vortritt, da sie unbedingt wollte, dass das mit Jason und mir funktioniert.

Aber als er dann starb, schenkte ich ihr die Schuhe. Sie trug sie oft...", fährt Jean fort und sieht wie sich Deanna vorsichtig ihre Tränen aus den Augen wischt.
"Sie trug sie bei der Konfrontation mit Dawn.", ergänzt Finn und bestätigt das was alle Anwesenden in diesem Moment denken.
"Wenn die Schuhe in dieser Hütte waren - viele hundert Meter außerhalb des Flusses - und der Zettel von den 'Zivilen Spezial Operatoren' dabei war, könnte...", murmelt Deanna leise.
"Sie könnte noch leben.", beendet Jean den Satz der Smith und hält sich geschockt ihre Hand vor den Mund.

Finn räuspert sich,
"Verdammt, aber wie ist das mög-"

* Klick *

Die Haustür von Thornhill wird aufgeschlossen und Finn beendet seinen Satz abrupt.

Alle schauen zu der Tür, da Sandrine immernoch in der Stadt ist und der einzige der einen weiteren Schlüssel hat Jakob sein könnte. Als die Tür sich nun ganz öffnet kommt Antoinette in ihrem langen grauen Mantel herein, aber schließt die Tür nicht hinter sich zu.
"Oh, ihr seid ja schon da.", merkt sie an und zieht überrascht ihre Augenbrauen hoch.
"Kein Wort zu ihr. Keine falschen Hoffnungen.", flüstert Deanna leise, so dass Finn und Jean es mitbekommen können.

"Zurück aus Portland?", fragt Jean und setzt trotz ihres Gefühlschaos ein sanftes Lächeln auf. Antoinette nickt und bleibt in der Haustür stehen.
"Ja...ich denke ihr werdet jetzt einen Moment brauchen.", antwortet Toni und scheint komischerweise sehr überfordert. Durch das verschwommene Glas der Haustür ist nun eine weitere Silhouette zu erkennen.
"Alles bestens, schlimmer kann es kaum werden.", scherzt Finn und steckt den Zettel unauffällig weg.

Antoinette tritt ganz in die Hallen von Thornhill ein, doch eine weitere Person begleitet sie.

Als die Person von der Gruppe erblickt wird breitet sich ein weiterer Schock unter den Anwesenden aus.
"Scheiße, nein...", grummelt Finn und schließt fassungslos seine Augen.

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Sandrine spaziert derweil zurück in Richtung Hollow, durch die - nach wie vor - fast leeren Straßen der Stadt. Nach ihrem Gespräch mit Saph ist die junge Black immernoch mit Wut auf das Mädchen geladen, welches ihre perfekte Beziehung zerstört hat. Nach allem was die Gruppe erlebt hat und was sie und Jakob durchgemacht haben, kam sie einfach wie aus dem Nichts in die Stadt und hat ihm den Kopf verdreht.

Niemals hätte sie gedacht, dass ausgerechnet er so manipulierbar ist. Jakob glaubt mit voller Überzeugung, Sandrines Mord an Caesar hat ihre Seele verdorben und sie müsste von Akrasia gerettet werden. Die Wut kocht förmlich in ihr, da sie noch nie jemanden so geliebt hat wie Jakob. Und genau diesen Fakt hasst sie bis auf die kleinste Faser. Ihre Gefühle für den Blossom verletzen sie. Und nichts hasst sie mehr als verletzbar zu sein...

Sie stapft durch die Straßen, bis sie einen Akrasia Truck am Fuße des Bürgersteigs stehen sieht. Neben einen der vielen alten Vintage Häuser. Dieser schaltet sofort, als sie ihn erblickt, seine Scheinwerfer an.
Sandrine kneift ihre Augen leicht zu, da sie - obwohl es draußen noch hell ist - von dem grellen Licht geblendet wird.

Sie geht auf den Truck zu und verzieht keine Mine.

"Sandrine!", ruft eine männliche Stimme. Sie schaut in die Scheibe des Trucks, welche heruntergefahren zu sein scheint. Sie erblickt den, in seiner schwarzen Lederjacke am Steuer sitzenden, Ryder. Kein weiteres Sektenmitglied ist im Truck. Nur er.
Sie rümpft ihre Nase, da sie nicht erwartet hätte ihren Entführer so schnell wiederzusehen.
"Willst du mich wieder mitnehmen?", fragt sie direkt und steckt ihre Hände in ihre Hosentasche.

Der Wind weht das schwarzes Haar von ihr leicht durch die Gegend und sie beginnt nun plötzlich zu grinsen.
"Nein, ich wollte mit dir reden. Steig ein.", antwortet Ryder und startet den Motor des Autos. Sie lacht unglaubwürdig,
"Für wie dumm hältst du mich?"
Ryder rollt seine Augen.
"Scheiße, steig ein. Ich brauche dich nicht mehr als Gefangene. Ich möchte dir etwas zeigen.", erklärt er ihr und fährt dir Scheibe hoch.

Sandrine zieht eine Augenbraue hoch und begibt sich auf die andere Seite des Autos. Sie öffnet die Tür und steigt ein. Ryder schaut sie stolz an.
"Wohin willst du mich bringen? Willst du mich töten?", fragt sie ihn unbeeindruckt. Ryder lächelt und kratzt sich über seinen kurzen Bart, der nun über die Zeit gewachsen ist.
"Niemand wird sterben. Jedenfalls heute nicht. Ich gebe dir mein Wort.", antwortet er und fährt los.

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"Dalia?!", stößt Deanna einen wütenden Ruf aus und schaut ihre Mutter entsetzt an. Die Tante der Smith stellt sich neben Antoinette und streift sich durch ihre dunkelbraunen Haare.
"Hallo, zusammen.", begrüßt sie die verbliebene Gruppe und weiß nicht genau was sie tun soll, da alle offensichtlich nichts anderes als Verachtung für sie übrig haben.
"Du bringst SIE hierher? Ich dachte wir hätten mit Ryder schon alle Hände voll zu tun.", beschwert sich Finn und kann den Grund für Tonis Besuch in Portland kaum fassen.
Jean bleibt weiterhin still und wirft Dalia einen angeekelten Blick zu.
Das letzte Mal, als sie sie sah wollte Dalia alle von ihren Freunden umbringen.

"Ist schon etwas her, Jeanette.", begrüßt Dalia auch sie. Antoinette tritt vor ihre Schwester und breitet ihre Hände aus.
"Wir brauchen sie. Wir haben fast alles um Akrasia zu zerschlagen. Wir haben uns, einen riesigen Haufen Waffen, Sprengstoff und die Reaper als Armee.", beginnt Antoinette sich zu rechtfertigen. Finn schüttelt seinen Kopf und geht ihr ein paar Schritte entgegen.
"DAFÜR BRAUCHEN WIR ABER NICHT DEINE SCHWESTER!", brüllt er Toni nun sauer an.
"Hast du vergessen was sie deiner Tochter antun wollten?", fragt er und beugt seinen Kopf lächelnd nach links.

Antoinette stellt sich vor den Seed und atmet stark ein.
"Habe ich nicht.", keucht sie düster. Dalia steht weiterhin still da.
"Ich kann nicht eine Stadt anführen und eine private Armee gleichzeitig. Die Reaper brauchen eine Anführerin. Und Dalia hat sie schon einmal angeführt. Mit ihr können wir Akrasia vernichten und diesen Horror endlich beenden.", fährt sie fort und weist Finn dominant zurecht.
"Das hier ist ein Bürgerkrieg und ich lasse nicht zu, dass weitere unschuldige Menschen sterben. Dieses eine Mal tuen wir was getan werden muss und schicken Ryder zur Hölle. Und dann haben wir gewonnen.", erklärt Toni der Gruppe,
"Dann gibt es keine Kämpfe mehr. Keine Feinde. Nur noch eine normale Stadt am Ende der USA. Nicht mehr und nicht weniger."

Finn grinst und nickt ironisch.
"Wie du meinst. Governor."
Er dreht sich um und geht die große Treppe des Anwesens hoch. Deanna schaut ihm hinterher.

Jean mustert Dalia von oben bis unten.
"Du hilfst uns?", fragt Jean und schaut der ehemaligen Reaper Anführerin starr in die Augen.
"Vielleicht sind wir dann quitt.", antwortet Dalia und schmunzelt sie leicht an.

NIGHTHOWL BAY - HerzfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt