18: "Verzweifelte Seelen"

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Der Wagen des Sheriffs fährt in Richtung Polizeirevier. Cecille sitzt weinend auf dem Rücksitz und blickt nach hinten, auf ihr Zuhause, wo Antoinette im Vorgarten steht und dem Auto kalt hinterher schaut. Die quietschenden Reifen schallen durch die Greengarden Street und locken einige Nachbarn, zu einem Blick, aus ihren Türen.

"Es wird nicht lange dauern, bis sich die Nachricht herumsprechen wird.", sagt Sandrine zu Jakob, welche beide auf einer Holzbank in der Straße sitzen, an welchem das Polizeiauto gleich vorbeiziehen wird. Jakob schaut auf das Auto, welches die rechte Straßenseite entlang scheppert und immer näher kommt.
"Du hast es wirklich geschafft. Respekt. Ich habe dich wohl anfangs falsch eingeschätzt.", gesteht sich Jakob ein und schaut rüber zu Sandrine, welche direkt neben ihm sitzt. Sie legt ihre linke Hand auf das Knie von Jakob und grinst böse.
"Ich habe noch nicht alles was ich will. Da gibt es noch eine Sache.", sie mustert Jakob einmal mit einem Blick von unten nach oben.
"Naja, theoretisch zwei Sachen...", murmelt sie leise. Jakob lacht und schaut wieder auf die Straße.

Der Wagen zieht an den beiden vorbei. Cecille blickt fassungslos aus dem Fenster und sieht die beiden auf der Bank sitzen. Als sie die beiden erblickt, verläuft der Moment wie in Zeitlupe, da sie ihren eigenen Augen nicht zu trauen scheint. Sie erblickt Sandrine durch die - schussfeste - Scheibe, des Autos, und ihre Pupillen weiten sich ins Unermessliche. Genüsslich erwidert die Black den raschen Blick und zuckt mit der Nase. Als der Wagen weiter fährt, dreht sie sich auf dem Rücksitz des Autos nach hinten, um Sandrine nochmal zu sehen.
Schockiert atmet sie aus. Fragen wie "Woher kennen sie sich?", oder "Wieso hat Jakob mir nie etwas erzählt?", schießen durch ihren Kopf und verschlimmern ihre Situation noch viel mehr. In der zittrigen Hand hält sie den Zettel, welchen Grayson eben vorlas und schaut auf die Handschrift. Es ist definitiv Cecilles Handschrift. Sie kneift ihre Augen zusammen und erinnert sich schluchzend an den Moment aus der siebten Klasse, als sie und Sandrine sich gemeinsam entschlossen haben Viktorianische Schreibschrift zu erlernen, da Sandrine in der Zeit über 'Jack The Ripper' laß...und ihre Biologie Lehrerin einst dachte, sie würde Sandrines Hausaufgaben abgeben.

Obwohl sie einfach nur eine extrem gleiche Schriftart hatten.

Cecille erkennt das Muster sofort, aber will es nicht wahrhaben. Wie kann ihre große Liebe nur so etwas grausames antun? Grayson schaut in den Rückspiegel und sieht Cecille zusammengekauert auf dem Rücksitz liegen. Er atmet gefasst aus und schaut wieder auf die Straße.
"Es..es gibt eine andere Erklärung. Sie...sie war das nicht. Niemals...", stottert Cel leise und knabbert weinend auf ihren Gelnägeln herum.

Sandrine und Jakob sehen den Streifenwagen, am Ende der Straße, rechts abbiegen.
"Was ist denn dein Wunsch? Sag mir, was ist dein nächster Schritt?", fragt Jakob interessiert und schaut Sandrine lächelnd an. Er scheint sich sehr wohlzufühlen in ihrer Anwesenheit.

Sandrine greift nach Jakobs Hals und bewegt sich näher an sein Ohr.
"Die Klinik ist nicht gut genug für sie...sie muss aus der Stadt geschafft werden. In ein Gefängnis für Nervenkranke. Glaub mir, ich kenne da einen...wunderbaren Ort für sie. Und dann...dann werden wir sie nie wieder sehen.", flüstert sie in sein Ohr und legt ihren Arm um seine Schulter. Jakob atmet lächelnd aus.
"Ich habe eine Frage...eine wichtige.", flüstert er leise. Sie schließt ihre Augen und rückt näher an Jakob heran.
"Ja?", keucht sie und lehnt sich an ihn heran.
"Wer hat Jason wirklich umgebracht?", fragt Jakob leise und kann nicht aufhören zu grinsen, aber ist irgendwo, tief in seinem Inneren, extrem unsicher. Sandrine öffnet ihre Augen und schaut ihm tief in die seinen, braunen Augen. Sie zieht ihre Stirn etwas hoch und zuckt mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Aber ich danke der Person."
Die beiden bleiben auf der Bank sitzen und genießen den Moment...

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Durchs Dorf von Nighthowl Bay läuft eine gestresste Jeanette. Sie hält in ihrer linken Hand, ihre kleine Ledertasche und rückt sich mit der rechten Hand, ihre schiefe Brille zurecht. Sie hat gerade durch ihren Vater von der Verhaftung Cecilles erfahren. Ihr Telefon klingelt. Sie holt es aus ihrer Tasche, während sie die steinigen Wege, durch die Innenstadt gestresst entlang läuft.

Vorbei am Quellbrunnen der Stadt und einer breiten Gasse, voller Läden. Die Innenstadt von Nighthowl Bay ist sehr alt und edel. Es ist eine der ältesten Städte in Maine, wenn nicht sogar die älteste, dementsprechend sehen die Gebäude auch alt aus. Aber gerade das macht den Charm der kleinen Stadt so besonders.

Jean geht an ihr Handy und hört sofort die Stimme einer besorgten jungen Frau.
"Jeanie? Was zur Hölle ist los bei euch? Meine Mom hat mir eine Sprachnachricht geschickt.", meldet sich eine alte Bekannte.
"Deanna!", atmet Jean, welche auf dem Weg zum Polizeirevier ist, erleichtert aus. Die Schwester von Cecille, welche vier ganze Jahre älter als Cel selbst ist, hat auch schon die schreckliche Nachricht bekommen.

Deanna wohnt in Boston, zusammen mit ihrem Freund, in einem kleinen Apartment. Sie studiert Medizin und will sich den Traum, einen Job in der Chirurgie zu bekommen, erfüllen. Sie hat nicht viel Kontakt zu Nighthowl Bay, aber Jean mochte sie schon immer.

"Jean, hör zu. NIEMALS könnte Cel so eine Tat begehen. Egal was passiert ist, oder welche Beweise es gibt, sie sind nicht echt. Ich weiß es einfach.", versucht Deanna Jeannette zu überzeugen. Jean ist in einem eiligen Tempo unterwegs und nickt mit ihrem Kopf.
"Weiß ich doch. Cecille ist unschuldig. Antoinette hat meiner Mom von dem Zettel erzählt. Cel ist lesbisch und hat vielleicht mal zwei Sätze mit Jason geredet. Das ist alles absoluter Bullshit, aber leider ist die einzige Person die das bestätigen kann Jason...und naja...", antwortet Jean gestresst und stimmt Deanna damit zu. Nach einer kurzen Stille, erklärt Deanna wie sie weiter verfahren will.
"Ich komme in die Stadt. Ich fahr sofort los, wenn die von der Uni ein Problem damit haben, können die mich mal. Jean, glaub mir, wir werden sie da rausholen. Versprochen!...," verspricht Deanna, der besten Freundin, von ihrer Schwester, ihre Hilfe...

NIGHTHOWL BAY - HerzfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt