4.07: "Töte oder stirb"

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Die drei gehen auf den Leuchtturm zu, direkt bis vor die geschlossene Tür welche mit einer schwarzen '108' markiert ist. Finn holt aus seiner Manteltasche einen Dietrich.
"Lass dir Zeit, hauptsache er bemerkt uns nicht.", flüstert Sandrine ihm zu. Jean dreht sich um und hält Ausschau nach potentieller Gefahr. Finn steckt den Dietrich in das einfache Schloss der Tür und beginnt etwas zu drehen und zu ziehen.

Der Wind fegt kühl über den grünen Ort an den Klippen, wo der Leuchtturm steht, während die Sonne hoch am Himmel strahlt.
Sandrine schaut sich etwas um und sieht hunderte Meter entlang der Schluchten die Ferienanlagen von Nighthowl Bay.
Sie kneift etwas ihre Augen zusammen und erkennt in der Ferne den Balkon, wo in jener schicksalshaften Nacht, Chrysalis in die Tiefe stürzte. Jeanette bemerkt Sandrines starren Blick hinüber zu den Ferienhäusern und greift nach der Hand ihrer ehemaligen Feindin.
"Ich weiß.", murmelt Jean Sandrine leise zu. Diese atmet leicht aus und senkt ihren Blick zum schotterigen Boden.
"Ich vermisse sie.", gesteht Sandrine ihrer Freundin. Jean nickt und ihr Gesichtsausdruck sagt alles.
"Ich auch."

Aufeinmal klirrt das Schloss der Tür und sie geht langsam offen.
"In meinem nächsten Leben werde ich Einbrecher.", murmelt Finn und schaut die beiden Mädchen an.
Sandrine grinst und klopft Jean auf den Rücken.
"Lass uns reingehen.", sagt sie und sofort zieht Jean aus ihrer Handtasche eine Pistole.
Finn mustert die Waffe, aber sagt nichts dazu. Nach den vergangenen Ereignissen ist Nighthowl Bay ohne eine Waffe nicht mehr sicher.
Die drei Freunde betreten den Leuchtturm und erblicken eine riesige Wendeltreppe, welche etliche Meter in die Höhe führt. Sie schauen hoch und erblicken die schier endlose Spirale.
"Wunderbar.", keucht Finn und hält seine Hand an die Treppe.
"Ladys first.", grinst er Jeanette an. Sie streckt ihre Waffe aus und geht voran.

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Nach einem, mindestens einminütigen, Spaziergang die Treppen hinauf, kommen sie oben an. Sie stehen in einem Türrahmen, aus dem heraus sie erkennen, dass sie sich im Kopf des Leuchtturms befinden.
Sie schauen sich um, aber gehen noch nicht in den Kopf des Turms hinein.
Am Türrahmen sind etliche Kratzer und Löcher, welche von einer großen Menge an Gewalt entsprungen sein könnten.
Jean zielt mit der Pistole sicher vor sich und geht hinein.
Finn und Sandrine sind direkt hinter ihr, während Jean durch den unaufgeräumten Raum geht, wo überall Kleidung und Plastikverpackungen von diversem ungesunden Essen herumliegt.

Die drei gehen um die große Säule des Turms herum, wo sich die Lichtquelle befindet, welche den Nachthimmel der Stadt seit jeher erhellt. Die riesige Lampe.

Unmittelbar später hören sie das klickende entsichern einer Waffe und erblicken jemanden mit überschlagenen Beinen auf der Couch sitzen.
Ein junger Mann, mit dunklem Haar und einem ungepflegtem Ziegenbart. Er zielt mit der Waffe auf Jeannette und grinst sie breit an.
"Heilige Scheiße, ihr drei könnt echt nicht locker lassen.", grummelt der junge Mann genervt und sofort erkennen sie die Stimme.
"Caesar!", stellt Sandrine fest. Nun erblicken sie das Gesicht des Reapers das aller erste mal.
"Wo ist deine Maske?", fragt Finn und kann es kaum fassen ihn Mal so zu sehen, da man die Reaper nur mit ihren bedrohlichen Masken kennt.
Mit seiner anderen Hand zeigt Caesar auf den Tisch, wo seine Maske liegt, halb bedeckt von leeren Tüten und verteilten Erdnüssen.

"Leg die Waffe weg, wir wollen reden!", befiehlt Jeanette ihm dominant.
"Entschuldige, aber du bist doch die die mit ner Waffe in mein Zuhause kommt.", entgegnet Caesar sarkastisch und richtet sich gerade auf der schwarzen Couch auf.
Sandrine lacht klimpernd mit ihren Augen,
"Hättest du Munition, wären wir schon längst tot. Leg die Waffe weg, du Vollidiot.", beleidigt sie den Reaper und sofort weiten sich seine Pupillen.
Caesar räuspert sich und drückt ab. Die Gruppe zuckt zusammen, aber kein Schuss fällt. Sofort bricht er in Gelächter aus und wirft sich die Waffe über seine Schulter.
"Wow, sowas traut sich kaum einer. Respekt.", klatscht er in die Hände und zeigt auf Sandrine.
Diese geht nun auf ihn zu und reißt von dem Tisch seine Maske hinunter. Sie hält diese nun in der Hand und betrachtet sie gründlich.
"Wieso bist du hier und nicht schon längst über alle Berge verschwunden?", fragt Finn und tritt ebenfalls näher heran.

Jean senkt die Waffe, aber ist trotzdem jederzeit schussbereit.
Caesar rümpft seine Nase und kratzt sich an seinem Bart.
"Es ist nicht einfach aus der Stadt zu fliehen wenn die Cops hinter einem her sind und alle Züge und Busse kontrollieren. Dazu kommt noch eure gestörte Freundin.", erklärt der Reaper kurz und knapp.
Jeanette tritt gegen den wackeligen Holztisch, welcher sofort laut in sich zusammenfällt.
"Was weißt du über Cecille?", keucht sie mit zusammengebissenen Zähnen und beginnt zornig zu atmen.
Caesar erkennt sofort die Wut welche in Jean herrscht und schaut sie intensiv an.
"Und was bekomme ich für diese Information? Wie wärs mit nem' Hausbesuch heute Nacht?", fragt Caesar in einem lustvollen Ton und sofort runzelt Sandrine wütend ihre Stirn.
Sie tritt dem Reaper gegen das Schienbein.
"AUA!", schreit er und schaut sauer zu ihr.
Jean zielt wieder auf ihn und grinst breit.
"Was du dafür bekommst? Du ekelhaftes Schwein bekommst dafür das Leben. Weil wenn du nicht redest, werde ich dir Schmerzen zufügen, die dir kein anderer Mensch auf der Welt zufügen kann.", antwortet sie selbstbewusst.

Caesar seufzt genervt und reibt sich über sein Schienbein.
"Gut. Also nach Heiligabend und dem Tod von unserem Boss wurde Dalia eingebuchtet und unsere Gruppe hat sich aufgelöst. Es gibt so gut wie keine Reaper mehr in der Stadt. Niemand wollte auf mich hören, selbst als zu Neujahr hin drei unserer Männer getötet wurden. Bei den verbliebenen Reapern ist durchgesickert, dass Cecille Smith durchgedreht ist.", erklärt er detailliert.
"Und was weißt du über Cel?", bohrt Jean weiter nach.
"Eure geliebte Cecille ist krank. Sie dachte du wärst tot, was wir ehrlich gesagt alle geglaubt haben. Aber wenn wir sowieso gerade so ehrlich sind, sag ich euch eins: Niemals hat Cecille diese drei Typen umgebracht. Ich kannte sie alle, sie waren meine Freunde. Und es gab keine Einschusswunden, also muss der Mörder rohe Gewalt angewendet haben. Sah aus wie ne' dumpfe Brechstange und so stark ist eure Cecille nicht.", mutmaßt Caesar.
Finn streift sich durchs Gesicht,
"Was eine Hilfe du bist!", beschwert er sich über die mageren Infos welche er hat.
Jean deutet nochmal auf ihre Pistole, die direkt auf Caesar gerichtet ist.

"Okay, okay. Ich weiß Cecille wird öfters Mal bei der alten Community Church gesehen. Ihr Unterschlupf müsste da irgendwo sein, aber es ändert nichts an dem Fakt, dass sie niemals diese Morde begangen hat. Eher diese durchgeknallte Alte von den Bullen, anstatt Cecille Smith.", ergänzt er ängstlich.
"Durchgeknallte Alte?", fragt Sandrine und zieht eine Augenbraue hoch.
"Noch nie was von Dawn gehört? Wow, ihr lebt echt hinterm' Mond. Aber jetzt entschuldigt mich.", sagt Caesar und stößt sich von der Couch ab.
Er wirft sich gegen Jeanette und stürzt mit ihr zu Boden. Finn erschreckt sich fast zu Tode.
Caesar drückt Jeanette auf den Boden und sitzt dominant auf ihr. Er hält ihre rechte Hand fest fixiert, in der sie die Waffe umklammert in der Hand hält.
"Ihr Kinder seid alle so leicht zu überwältigen.", lacht Caesar und fängt mit seiner rechten Hand an Jean zu würgen. Sandrine sprintet nach rechts und greift nach der Waffe in Jeans Hand.
Jeanette keucht schmerzerfüllt, aber lässt die Waffe los.

Sandrine hebt sie auf und zielt auf Caesar. Sofort reißt er seine Augen auf und hebt seine Hände.
Als er Jean loslässt schlägt sie ihm sofort in's Gesicht. Finn kommt von hinten und packt Caesar an den Kragen.
"Du dreckiges Schwein.", grummelt er über die sexuellen Andeutungen, welche Caesar in Bezug auf Kinder und auch Jeanette gemacht hat.

Sandrine geht direkt auf ihn zu.
"Bitte...Gnade..", winselt Caesar mit zitternden Händen.
"Es gibt keine Gnade.", lächelt Sandrine düster. Sein Blick wird kühler.
"Lügnerin.", murmelt er und als sie dieses Wort hört ist sie wie ausgewechselt, zögert keinen einzigen Moment und drückt ab. Der Schuss ertönt und die Kugel bohrt sich in Caesars Kopf, während das Blut auf Finns Mantel spritzt. Jeanette schaut Sandrine schockiert an.
"Oh...wow...", keucht Jean überrascht. Finns Mund steht offen und er schaut Sandrine neutral an.
"So jemand wie er hat es nicht anders verdient.", merkt Sandrine kalt an.

Es herrscht für ein paar Sekunden eine totale Stille.

"Ähm...denkst du du kommst damit klar?", fragt Finn, da das Töten eines Menschen fast jeden verändert.
"Manchmal gibt es Situationen in unserem Leben, wo es vernünftig und klug ist, einen Menschen zu töten.", erklärt Sandrine und steckt die Waffe ruhig weg.

"Ruf Grayson an. Wir lassen es wie einen Selbstmord aussehen und gut ist.", befiehlt Sandrine Jean kühl.
Finn steht auf und zieht sich seinen Mantel aus.
Sofort geht Sandrine auf ihren guten Freund zu und greift nach seinem Unterarm.
"Finn. Kein Wort zu Jakob. Genauso wie du, Jeannette. In Ordnung?", fragt sie die beiden ernst. Finn nickt sofort passiv.
"J...ja. Klar.", verspricht Jean es Sandrine.
Sofort lächelt sie.
"Wunderbar."

NIGHTHOWL BAY - HerzfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt