7.13: "Die Erinnerung bleibt"

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"Was zur Hölle hast du getan?!", keucht Jakob sauer.
Sandrine sackt auf ihren beiden Knien zusammen und hält sich die Wunde an ihrer Kehle, aus welcher das Blut austritt und sich langsam über ihrer schwarzen Kleidung verteilt.
Leise lacht Sandrine und klimpert mit den Augen.
"Du weißt einen verdammten Scheiß. Du denkst du bist d...die g...gute. Aber sieh' was du getan hast...du bist ein Monster...wie ich..", stammelt Sandrine leise und ihr laufen die Tränen das Gesicht hinunter. Cecille lässt die blutige Scherbe fallen und atmet erschrocken aus.

"Ich erinnere mich an diesen Moment.", murmelt Cel und erkennt die Situation wieder. Es ist der Tag an dem Jakob und Finn zusammen mit Sandrine Toni gefangen nahmen um Cel ihre gerechte Strafe zu geben. Es ist der Tag an dem Cecille fast ihre einst so große Liebe Sandrine tötete.
"Schau doch mal, genau das ist was ich von dir erwarte.", erklärt Vincent und zeigt neben Cecille auf - die in der Zeit eingefrorenen - Sandrine, welche blutend auf dem Boden liegt und der geschockten Deanna, die neben Jeanette am Thornhill Wohnmobil - auf der Lichtung im State Park - steht.
"Wieso bist du so besessen davon, dass ich Sandrine töte? Damals passierte es fast und letztens am Friedhof auch.", fragt Cel den Autor und sieht diesen nur gespannt die Erinnerung in Cecilles Kopf betrachten.
"Weil es das unausweichliche Ende ist. Egal was passieren wird - in allen Welten die existieren - es wird immer so enden.", erklärt er ihr und öffnet die Tür des Wohnmobils.
"Komm schon. Tu' dir keinen Zwang an.", meint er und die beiden schreiten durch die Tür des Wohnmobils und landen an einem neuen Ort.

Die Brücke auf der Cecille sich Minerva Prawl stellte. Genau wie damals ist es am regnen und Cel befindet sich neben dem Dynamit, welches zur Sprengung der Brücke führte und Minerva in den Tod riss - und Cel vermeintlich auch.
"Sie war so gebrochen.", summt Vincent und schaut auf die wahnsinnige Minerva, welche Antoinette als Geisel gefangen hält. Doch ebenfalls sehen die beiden diese Erinnerung nur als eine Art 'Standbild'. Vincent stapft seicht um Minerva herum.
"Dawn...", lacht er über ihren falschen Namen.
"Alles was sie jemals wollte war, so wie Antoinette zu sein. Eine Familie zu haben und geliebt zu werden. Es ist verrückt was für eine große Rolle die Liebe in den Leben von uns spielt, oder? Sogar wenn sie nicht aufrichtig ist.", fragt Vincent Cel, welche überfordert neben sich steht.
"Liebe ist das mächtigste was es gibt. Ohne sie sind wir verloren.", stimmt Cecille ihm zu und schaut ihn ernst an.
"Was willst du hiermit bezwecken? Ich dachte du willst mich vernichten und dann alle in deine unzähligen Bücher stecken.", fragt sie ihn und bemerkt seinen siegessicheren Gesichtausdruck.
"Merkst du das nicht? Ich habe doch schon gewonnen. Ich bin in deinem Kopf, Cecille."

"Überall."

hallt die Stimme von ihm wie ein Megafon durch ihren Schädel. Sofort fasst sie sich schmerzend an die Ohren.
"Dachtest du wirklich du bist mir wichtig?", fragt Finn Cecille und steht lachend vor der Weißeiche.
"Ich hätte dich sterben lassen sollen.", grummelt Jakob düster. Cecille reißt panisch ihre Augen auf.
"Leute?", fragt sie und sieht die hasserfüllten Augen ihrer Freunde. Plötzlich greift jemand sie am Kragen.
"Na, willst du mal wissen wie sich das anfühlt? Willst du bluten, genau wie ich?", lacht Sandrine und hält ein kleines Rasiermesser an Cels Kehle. Die Smith windet sich und entkommt dem festen Griff der Black.
"DAS...IST NICHT REAL!", brüllt sie und schaut sich nach Vincent um. Der Autor steht mit den Händen an den Hüften wenige Meter von der Smith entfernt.
"Was willst du dagegen tun...Retterin?", fragt er sie und lässt die Visionen mit einer einfachen Handbewegung verschwinden,
"Du kannst ja noch nicht einmal dich selbst retten."
Cecille schaut sich um und sieht die Erde beben. Ihre Erinnerungen beginnen zu brechen, da Vincent scheinbar ihren Verstand vernichtet. Amüsiert von dem seelischen Schmerz Cecille's steht er lachend da und schaut hoch in den Himmel. Unzählige Risse zieren sich am Horizont und er scheint zu siegen. Er schaut Cecille nun an und geht langsam auf sie zu.
"Weißt du, es war lustig. Aber alles gute muss auch mal enden, also beende ich deine Geschichte.Tut' mir leid, Cel. Wirklich.", sagt er und hebt langsam seine Hand, hoch vor ihrem Gesicht. Cel schließt ihre wunderschönen blauen Augen und akzeptiert das Ende.
"Es tut mir leid.", flüstert sie und denkt an all ihre Freunde und Weggefährten, die sie bis jetzt begleitet haben.
"W...was tust du da?!", fragt er plötzlich  und führt seinen Angriff nicht zu Ende. Cel runzelt ihre Stirn und schaut ihn verwundert an.
"Was?", fragt sie und die Fetzen ihrer Erinnerungen beginnen vor ihrem inneren Auge zu spielen.
"Ich bin Sandrine.", hört sie die Stimme ihrer engen Freundin durch ihren Kopf schießen.
"Ich bin Cecille, aber meine Freunde nennen mich Cel. Naja, Jean nennt mich so.", hört sie sich selbst und alles um sie herum - das einfallende Konstrukt ihres Verstandes - ist verschwunden. Cel sieht das erste Treffen von sich und Sandrine, bei tiefer Nacht, auf den Straßen von Nighthowl Bay.
"Wieso sehe ich das?", fragt Cel sich und schaut sich panisch nach Vince um. Dieser ist wie benommen am taumeln und scheint extrem geschwächt.
"HÖR AUF D...DU SCHLAMPE! ", brüllt er und scheint große Schmerzen zu erleiden.
"Ich mach' doch garnichts?!", entgegnet sie und blickt wieder auf das fortfahrende Gespräch zwischen ihr selbst und Sandrine.
"KEIN..KEIN PLATZ MEHR! ES IST KEIN PLATZ MEHR!", donnert Vince und sackt auf dem Boden zusammen. Cel eilt zu ihm hin und baut sich heroisch vor ihm auf,
"Ich verstehe...du hast verloren.", grinst sie und schaut sich um, da ein dichter Nebel langsam ihre Erinnerungen verschwinden lässt, als er durch die Wälder von Maine zieht. Vince legt sich auf den Boden und starrt die Smith schmerzerfüllt an.
"Nach all den Jahren war es immernoch Sandrine.", lacht er schockiert über sich selbst, da er es nicht rechtzeitig erkannt hat.
"Es war schon immer Sandrine.", antwortet Cel und die beiden gehen erneut in einem hellen Licht auf.

NIGHTHOWL BAY - HerzfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt