Cecille und Jeanette gehen den langen Weg aus Schotter hoch, zu dem riesigen Anwesen von Thornhill. Die knorrigen und toten Bäume sind von einem kalten Frost bedeckt, welcher das harte Holz immer mehr gefrieren lässt.
Im Hollow sind einige Bäume dekoriert und ein paar Girlanden hängen zwischen den uralten Weglaternen des ältesten Gebietes der Stadt."Ist immernoch komisch hier so selbstverständlich herzukommen.", murmelt Jean und zieht sich ihre warmen Handschuhe aus, welche ihre weichen Hände vor der kalten Luft schützen sollen.
An sich tragen die Bewohner der Stadt immer dickere Kleidung, da die Kälte deutlich im Anmarsch ist.
"Veränderungen sind nicht grundsätzlich etwas negatives.", antwortet Cel mit einem Lächeln auf den Lippen und schaut auf Jeans Lippen. Diese grinst breit und spielt sich an ihrem Haar herum.
"Es war gerade mal das erste Date. Sag ihnen nicht, ich will es unter uns behalten.", flüstert Jean über die ersten Versuche sich Cecille auf einer neuen Ebene anzunähern.Cecille schaut sie sarkastisch an.
"Wenn die es nicht wissen, was ist mit halb Nighthowl Bay? So wie du dich an mich geworfen hast, als wir in diesem neuen 'Annabelle' Film waren.", lacht Cel über Jeans Hass gegenüber Horrorfilmen.
"Du hast mich gezwungen.", schmollt Jean scherzhaft und die beiden stehen nun ganz vor der großen Haustür.
Cecille schaut auf das Klingelschild und zieht die Augenbrauen hoch.
"Blossom und Black. Wie hat Jakob seine Eltern nur dazu bekommen?", fragt sie Jean über die neue Beschriftung des Anwesens.
"Die sind doch eh nie da. Die gammeln wahrscheinlich gerade irgendwo in Havanna, oder sonst wo in der Karibik.", erklärt Jeanette ihr den Aufenthaltsort der Blossom Oberhäupter.
"Die Karibik? Woher weißt du das?", fragt Cecille überrascht und schellt an der Tür.
"Hat Sandrine mir erzählt.", antwortet ihre beste Freundin - und mittlerweile neue Liebhaberin - trocken.Kurz später öffnet sich die Tür und Sandrine steht lächelnd vor den beiden.
"Ouh, hi.", begrüßt sie die beiden unsicher. Cel setzt ein Lächeln auf und schaut Sandrine grinsend an.
"Hey!", lacht Cel gestellt. Jean klimpert schnell mit den Augen.
"Kommt rein...denk' ich mal.", murmelt Sandrine und geht beiseite. Die beiden gehen zügig in das Anwesen und stehen nun im großen Flur. Die Tür wird von Sandrine zugeknallt und sie dreht sich zu den beiden hin.
"Jakob wartet im Konferenzraum. Er hat mit Deanna telefoniert und wir haben möglicherweise einen Weg um an Finn heranzukommen.", erklärt Sandrine und faltet ihre Hände ungewöhnlich ruhig zusammen.
"Okay, danke. Ähm, ich denke ich geh davor nochmal aufs Klo.", sagt Jean und wirft Cel einen ernsten Blick zu."Was? Bist du nicht vorher gegangen?", fragt Cel und schaut sie unglaubwürdig an.
"Frauensachen.", murmelt Jean und geht schnell die Treppe hinauf, in Richtung Gäste-WC.Cecille schaut ihr hinterher und merkt wieso sie gegangen ist. Wegen Sandrine. Jean wollte dass die beiden einen Moment alleine bekommen.
Sandrine räuspert sich und geht an ihrer alten Feindin wortlos vorbei. Noch nie hat Cecille sie so zurückgezogen erlebt. Bevor Sandrine in Richtung Konferenzraum verschwinden kann, dreht sich Cel zu ihr und hustet einmal laut.
"Ist alles gut bei dir?", fragt Cel sie freundlich. Sandrine nickt und dreht sich halb zu ihr hin.
"Ja...danke. Bei dir?", fragt sie flüchtig nach.Cecille antwortet nicht, aber schaut sie ernst an. Sie geht ein paar Schritte an sie heran und hat deutlich die Besorgnis in ihr Gesicht geschrieben.
"Was ist los? Wir sind nicht immer einer Meinung, aber über diese Phase der Verachtung sind wir doch hinweg, oder?", fragt sie ihre alte Feindin ernst. Sandrine dreht sich nun ganz zu ihr um und atmet stark aus.
"Ich denke ich weiß wie du dich damals gefühlt hast.", keucht die sonst immer so starke Sandrine traurig.
Cecille's Mund steht etwas offen.
"Meinst du...damals? Als ich mich...als ich gehen wollte?", fragt sie ihre alte Flamme besorgt.
Sandrine nickt und ihre Augen flimmern traurig.
"Ich habe in letzter Zeit erstmal erkannt was ich getan habe. Man ist immer der Held in seiner eigenen Geschichte, aber in deiner war ich die Böse. Ich habe so viele unaussprechliche Dinge getan.", gesteht sich Sandrine ein und ist fast erdrückt von der ganzen Last.Cecille streckt ihr ihre die Hand aus. Sie schaut ihr tief in die Augen.
Einen Moment später greift Sandrine nach ihrer weichen Hand und umarmt Cecille kräftig. Sie fängt an zu schluchzen und ihre dunkle Frisur liegt auf der Schulter von Cel auf, welche nun tief einatmet und ihre Augen schließt."Lass es raus. Ich habe es damals auf den falschen Weg rausgelassen. Wein lieber bei jemanden der dir egal ist, als dir weh zu tun. Weißt du, als ich mich damals töten wollte habe ich nie bemerkt, dass Suizid dein Leid nicht verschwinden lässt. Es überträgt es nur auf jemand anderen.", erklärt Cel ihr und streichelt ihr beruhigend über die Schulter, während die Tränen von Sandrine auf Cel's Shirt tropfen.
"Cecille, ich weiß nicht was ich tun' soll. Ich habe alles verloren. Meine Selbstliebe, meine Schwester, sogar mein Selbstbewusstsein.", schluchzt sie verzweifelt.Oben an der Treppe steht Jakob unauffällig, welcher die innige Umarmung und das emotionale Gespräch der beiden beobachtet.
"Es wird wieder kommen. Du bist Sandrine Black, das zähste Biest in der ganzen Stadt. Und denk nicht, dass irgendwas an dem Tod von deiner Schwester deine Schuld war. Xander ist der Verantwortliche und niemand anderes.", erklärt sie ihr ruhig und löst sich aus der Umarmung. Sie greift Sandrines Hände und streichelt diese sanft.
"Du liebst Jakob, ich weiß es. Ihr beide seit so verdammt süß zusammen, ich weiß wie sehr er einem Menschen helfen kann. Egal was passiert ist, er hat mir das Leben gerettet. Ohne ihn wäre ich nicht mehr hier.", redet Cel ihr gut zu und lobt Sandrines Partner - trotz der schwierigen Vergangenheit.Jakob lächelt oben an der Treppe breit und hat einen wahren Moment des puren Glücks, was er sich so sonst nie anmerken lassen würde.
"Danke, Cecille. Ich hätte dir nie so weh tun dürfen. Und auch nicht deiner Mom.", entschuldigt sich Sandrine murmelnd, da ihr ihr Verhalten nun mehr als unangenehm ist. Cecille lacht und lässt ihre Hände los.
"Und ich hätte dir nicht die Kehle durchschneiden sollen.", scherzt Cel und kichert drauf los.
"Schlampe.", antwortet Sandrine und muss ebenfalls lachen.
"Selber.", grinst Cel und freut sich über die lockere Situation.
"Lass uns zu Jakob.", sagt Cel und geht vor, in Richtung Konferenzraum, wohin Sandrine ihr schnell folgt.
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NIGHTHOWL BAY - Herzfinsternis
Mystery / Thriller"Das Böse ist nicht angeboren. Es wächst." Cecille Smith ist ein junges Mädchen, aus dem friedlichen Nighthowl Bay, Maine. Ihr Leben scheint nach außen hin perfekt, aber in Wirklichkeit verbirgt sich hinter dieser Fassade, eine düstere Wahrheit, gep...