7.09: "Verzweifelung"

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"Es ist getan. Das Höllentor ist geschlossen.", keucht Cecille und lässt sich in einen der weichen roten Sessel in Thornhill fallen. Jakob hält seinen schmerzenden Kopf und wirft einen Holzbarren in den lodernden Kamin seines Wohnbereich's.
"Hättest du mir das vor zwei Jahren gesagt, hätte ich dich für noch verrückter gehalten als ich es damals tat.", murmelt er und trinkt einen Schluck Kentucky Bourbon aus der schimmernden Flasche. Cel grinst still und schaut in die warme Flamme. Der Abend ist eingebrochen und die meisten unserer Helden haben sich zur Ruhe begeben. Aber nicht der Blossom und die Smith.

Cecille wirft einen Blick auf ihr Handy, auf dem eine Nachricht von Toni steht.
'Helen schläft. Sie ist eine kleine Nervensäge, aber putzig wie sonst was.', liest sie ruhig. Scheinbar findet Antoinette gefallen daran sich um das Baby zu kümmern. Das weckt in Cel Unwohlsein, da sie an ihre unschöne Kindheit mit Toni als Mutter denken muss. 'Aber sie hat sich ja gebessert...irgendwie', denkt sie grübelnd.

Cel rückt etwas im Sessel herum und sofort fällt ihr etwas in ihrer Hosentasche auf. Sie greift hinein und kramt einen kleinen Aufnäher vom ZSO heraus. Sie schaut ihn grimmig an und wirft ihn in den brennenden Kamin.
"Wenigstens werden sie uns keine Probleme mehr machen.", sagt Jakob, als Versuch die Taten von ihr beim Außenposten zu rechtfertigen.
"Sie haben auch Menschen getötet. Sogar Genozide begangen und das nur weil sie auf der Suche nach den Rettern waren. Und einen hatten sie in der eigenen Reihe. Dieser Pisser wusste es die ganze Zeit.", flucht sie über Vincent, welcher Cecille die ganze Zeit gespielt hat wie eine Marionette.
"Ich verstehe Vincents Hass nicht, ich meine es sind doch nur ein paar Leute mit nem' besonderen Titel. Wieso will er alle von dieser Blutlinie so unbedingt tot sehen?", fragt Jakob sich selbst und grübelt schon seit der Konfrontation in der Kirche. Cel lässt ihren Kopf nach hinten einfallen.
"Was interessiert mich das? Er hat Deanna getötet. Sebastian hat die Klinge geführt, aber er seine Hand. Dafür wird er bluten.", grummelt die einst so sanftmütige Cel zornig. Jakob richtet sich etwas auf und schaut aus einen der vielen großen Fenster. Der Halbmond scheint hell am Himmel und unterstreicht die Atmosphäre um ein Vielfaches.
"Mein Bedürfnis zu töten, ich wie ich damals Jean angeschossen habe und sogar meine Depressionen. Das alles war er. Nur weil er die Macht hatte es zu schreiben.", denkt sie laut und hinterfragt wirklich jeden einzelnen Moment - fast sogar Atemzug - im ihrem Leben. Sie schaut Jakob mit kugelrunden Augen an,
"Ich meine, was davon waren wir eigentlich selbst?", schluchzt sie und sofort steht Jakob besorgt auf. Er setzt sich auf die Lehne von Cels Sessel und legt seinen Arm um sie.
"Du darfst sowas garnicht erst denken. Wir bestimmen unser Leben, er hat nur die Kugel zum rollen gebracht. Das alles waren WIR.", versucht er sie zu beruhigen.
Cecille umarmt den Blossom.
"Wir waren mal dazu bestimmt Freunde zu sein. Du hast mich gerettet.", keucht sie und erinnert sich an den Anfang. Dem Anfang von dieser so langen und komplizierten Geschichte.

Sandrine klopft gegen den Türrahmen und kommt vorsichtig in den Raum,
"Ist alles okay?", fragt sie und sieht die weinende Cel. Jakob schaut sie an, aber Cecille nickt sofort bestätigend.
"Geh zu ihr.", flüstert sie und schnieft einmal kräftig. Jakob geht zu seiner Freundin und küsst sie einmal kurz.
"Lass uns gehen.", meint Jakob und geht zusammen mit Sandrine nach oben. Cel allerdings bleibt noch am Kamin sitzen und lässt ihren Gefühlen freien Lauf.
Schmerz, Trauer und Reue.

--- Kent Rock Manor ---

Finn und Lily sitzen ebenfalls am Kamin und stoßen auf den Erfolg ihrer Mission an. Mit zwei Gläsern Wein.
"Auf Damian.", lacht Finn abwertend.
"Auf Damian!", erwidert Lily und die beiden trinken einen Schluck. Finn stellt sein Glas ab und schaut Lily ernst an.
"Wann waren wir das letzte mal eigentlich alleine?", fragt er und ist froh endlich von seiner schlechteren Hälfte frei zu sein.
"Ähm...nie?", scherzt sie und stellt ihr Glas ebenfalls ab.
"Ich dachte damals Damian ist der Mensch bei dem ich bleiben will, aber als ich dann Finn kennengelernt habe...Wow!", sagt Lily und weiß nicht wie sie ihre Gefühle ausdrücken soll. Finn überschlägt seine Beine und mustert seine wohl merkwürdigste Gesprächspartnerin von oben bis unten.
"Was sind wir beide eigentlich?", fragt er und möchte das Wissen was er schon lange im Kopf hatte. Lily atmet tief ein und räuspert sich etwas.
"Finn.", keucht sie leise,
"Du weißt ich muss mit meinen Brüdern bald zurück nach Rosewood, wenn wir mit Vincent geholfen haben.", antwortet sie ausweichend und zerstört einmal mehr seine Hoffnungen. Er beugt sich nach vorne und klimpert mit den Augen,
"Wieso lässt du mich nicht mit euch kommen?", möchte er nun endlich wissen. Lily zieht die Augenbrauen traurig nach unten.
"Ich möchte wissen, dass du sicher bist. Und das bist du da nicht. Bitte, zwing mich nicht.", antwortet sie kurz und knapp über die Gefahr welche in der mysteriösen Stadt lauert. Der Seed hat mit dieser Antwort bereits gerechnet.

"Weißt du was?", fragt er und steht auf.
"Scheiß drauf.", grinst er und küsst sie. Lily ist überwältigt, aber lässt es geschehen. Von diesem Moment hat sie jahrelang geträumt. Nachdem sich ihre Lippen nicht mehr berührten, schaut sie ihn überfordert an,
"Wow..das war...", murmelt sie.
"Unerwartet? Ich weiß. Aber schau mal, lieber eine Fernbeziehung, als wieder 18 Monate nichts von dir zu hören.", schlägt er vor und sofort springt sie auf. Lily schaut ihn an und beginnt glücklich zu Lächeln.
"Das würdest du für mich tun?", fragt sie fasziniert von seiner Kompromissbereitschaft. Er nickt und greift vorsichtig nach ihrer Hand,
"Immer."
Die beiden fallen sich innig in die Arme und ein neues Kapitel in den Leben der beiden Partner beginnt, auch wenn es anders als erwartet ist.

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Cecille steht auf und will nun endlich ins Bett gehen.
"Fuck.", keucht sie und reibt sich ihren dröhnenden Kopf.
"Cel?", hört sie eine ihr vertraute Stimme sagen. Sofort reißt sie ihren Kopf hoch und sieht die blutverschmierte Deanna im Türrahmen stehen. Sie weiß nicht was gerade geschieht, deswegen bleibt sie erstmal auf Abstand.
"Wie....Ich..?!", stammelt Cel und traut ihren Augen nicht.
"Deanna!", freut sie sich und ist drauf und dran auf sie zu zu rennen. Doch dann verändert sich die physische Form ihrer Schwester wie aus dem Nichts. Da wo gerade noch Deanna stand, steht nun Vincent.
"Hmm...Ich denke nicht.", antwortet er auf ihren freudigen Ausruf. Cel bleibt stehen und reißt ihre Augen weit auf.
"Du...du hast es schon wieder getan!", donnert ihre Stimme und sie stürmt sauer auf den Autor zu. Doch dieser erscheint plötzlich hinter ihr.
"Gib's auf, Kätzchen. Ich bin schneller.", sagt er monoton.
"Cel, das hast du verdient. Dafür dass du mit deinen Freunden mein Höllentor geschlossen hast. Nicht cool.", rechtfertigt er seinen sadistischen Streich.
"Fahr...zur..Hölle.", bricht ihre Stimme und sie spürt tief in ihrem Herzen, dass sie noch nie so viel Hass auf einen Menschen gespürt hat. Nicht mal auf ihren eigenen Vater.
"Da war ich gerade. Und da sind alle Türen zu. Dank euch.", antwortet er ernst und setzt sich in den Sessel, in dem sie gerade noch gesessen hat.
"Was willst du Hurensohn von mir? Willst du die Geschichte endlich beenden?", fragt sie fluchend wie noch nie. Er lacht und schaut gereizt zur Decke.
"Wieso denken alle, dass ich euch töten will? Ganz im Gegenteil, Schätzchen. Ich bringe dir ein Geschenk.", erklärt er und zieht einen Stift aus seiner Tasche. Es ist der mystische Stift, welchen er schon in der Bar hatte.
"Dieses Wochenende. Du und alle die übrig sind. Wir beenden es. Aber keine Sorge, ich werde niemanden von euch töten.", verspricht er ihr und verwirrt sie damit sehr. Cecille würde ihm am liebsten die schlimmsten Dinge wünschen, aber sie muss jetzt andere Dinge sagen, als das.
"Wie soll ich mir das vorstellen?", fragt sie interessiert und mustert den Stift vom Autor genau.
"Du und Ich, eine Runde Ringkampf in deinem Verstand.", grinst Vincent düster,
"Wenn du gewinnst...gewinnst du. Und wenn ich gewinne...naja.", fährt er fort und hebt seine Hand in die Luft.
Auf dem Tisch in Thornhill erscheint ein großer Stapel an Büchern. Cel eilt zu diesem hin und schaut sich diesen genau an.
"Jakob...Finn...Xander..Jean..", liest sie die Einbände der vielen Bücher vor.
"Wenn du verlierst kommt jeder von Euch in seine eigene - persönliche - Hölle. Ein unendliches Fegefeuer, bestehend aus euren schlimmsten Erinnerungen.", lacht er und steht auf. Cecille's Mund steht offen und sie weiß nicht was sie sagen soll. Vince geht in Richtung Eingangshalle, um das Anwesen zu verlassen, aber auf halbem Weg bleibt er stehen.
"Achja, Cel.", ruft er und die paralysierte Smith dreht sich ängstlich um.
"J...ja?"
Vince schaut sie höllisch an.
"Weißt du was Deannas letzter Gedanke war, als ihr finaler Atemzug ihre Lungen verließ?", fragt er sie grausam. Cecilles Augen füllen sich mit Tränen.
"Sie schaute dich an und als sie in dein Gesicht sah dachte sie sich...'ich verstehe nicht'...", offenbart er ihr und beginnt donnernd zu lachen.

Draußen schlägt ein Blitz ein und Vince verschwindet in's Nichts, als das Licht des Blitzes das Anwesen erhellt. Die Retterin bleibt alleine und niedergeschlagen zurück.

NIGHTHOWL BAY - HerzfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt