2.18: "Leben und sterben lassen"

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Derweil im 'Havenhall' Hotel...

Im leeren Hotelzimmer von Chrysalis, wackelt und bebt die geschlossene Tür kräftig. In dem Zimmer sind die Vorhänge zugezogen und nur noch ein paar von ihren Sachen liegen verteilt auf dem Boden und auf dem ungemachten Bett.

Die Tür bricht gewaltsam auf und das grelle Licht des noblen Hotelflurs scheint in das Zimmer. Herein kommt Jakob, welcher sofort das Licht in dem Zimmer einschaltet.
"Zimmerservice gibt's hier wohl nicht.", murmelt er, als er den Zustand des Zimmers sieht. Jeanette folgt ihm in den Raum.
"Kann nicht jeder drei Putzfrauen und einen Gärtner haben.", antwortet Jean und spielt auf Thornhill an. Jakob nickt und grinst breit.
"Stimmt.", antwortet er trocken und zieht die zugezogenen Vorhänge des Zimmers auf.
Das sanfte Sonnenlicht scheint Jakob in sein bleiches Gesicht.
Nun sehen die beiden das Chaos welches in Chrysalis Zimmer herrscht.
"Sieht so aus als gab es einen Kampf.", stellt Jean fest, als sie eine zerbrochene Vase sieht.

Jakob schaut Jean sarkastisch an.
"Wirklich? Ich dachte Deanna hätte fein ihre Sachen gepackt und sich Chrys' freiwillig ergeben.", scherzt er über die Entführung von Cels Schwester.
Jean atmet genervt aus und geht an Jakob vorbei, in Richtung Schreibtisch.
Auf dem Tisch sind verschiedene Broschüren und Zettel, aber eine sticht besonders heraus. Eine Broschüre ist mit einem Zettel markiert. Jean hebt diese auf und öffnet die Broschüre, vom Nighthowl Bay Tourismusservice.
"Ferienhaus 'Delta', mit wunderschönem Blick auf die Stadt und das Meer. Lage an den Klippen, nahe des Leuchtturm's.", liest sie vor und zieht langsam den Zettel ab, welcher auf der Broschüre klebt.

Jakob greift nach dem Zettel und schaut ihn sich genau an.
"Reserviert.", liest er leise vor.
"Chrysalis hat dieses Ferienhaus gemietet. Ich kenne es, meine Eltern und ich waren oft dort, als ich klein war. Es ist relativ einsam. Wenig Zeugen...", stellt Jakob fest und schaut Jeanette besorgt an.
"Denkst du sie sind dort?", fragt sie ihn mit einem unsicheren Gesichtsausdruck.
"Wo sonst? Ruf Cecille an, wir kommen als geschlossene Front da an. Und dann holen wir uns Deanna.", sagt Jakob befehlerisch und schaut aus dem Fenster, hinunter auf die schöne Altstadt.

Jean holt ihr Telefon heraus, während Jakob sichtlich besorgt ist...

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Derweil füllt ein schrilles Pfeifen, die Räume von dem besagten Ferienhaus Delta. Auf einem hölzernen Stuhl gefesselt sitzt Deanna, vor der großen Balkonfront, welche einen perfekten Blick auf das Meer liefert und direkt an den spitzen Klippen der Stadt liegt. Sie sitzt taumelnd auf dem Stuhl, während ein weißes - desinfiziertes - Bandagentuch von dem stumpfen Fleischstück, wo damals ihre linke Hand war, baumelt.

Chrysalis läuft pfeifend durch den Raum und hält ein Glass voller Wasser in der Hand. Sie trägt ein silbernes Kleid, welches ihr bis zu den Knien geht und um ihren Hals ist ein weißer Federschal gewickelt. Um ihre Narben zu verstecken hat sie das undurchsichtige Netz, von der Gala, über ihre Unterarme gestülpt.

Sie nähert sich Deanna lächelnd und packt nach ihrem Gesicht. Sie öffnet langsam Deannas Mund und kippt ein wenig Wasser hinein.
"Siehst du, ich kann auch freundlich sein.", murmelt Chrys und senkt das Glas. Sie wischt Deanna das Wasser vom Mund.
"Wir wollen ja, dass du für das große Inferno gut aussiehst, nicht wahr?", schmunzelt Chrys' und stellt das Glas auf den Wohnzimmertisch. Deanna klimpert erschöpft mit den Augen und keucht ein wenig. Sie versucht etwas zu sagen.
"D..Du. Ich kenne deine G...Geschichte. Xander und...und die anderen. Lass bitte nicht d...die Stadt dafür büßen...diese Menschen hier können nichts dafür. Es tut mir leid, was dir p..passiert ist.", stottert Deanna, während ihr ihre nassen und fettigen Haare im Gesicht hängen.

Chrysalis schaut nachdenklich aus der riesigen Fensterfront. Ihr Blick verzieht sich schnell zu einem bösartigen schmollen.
"Wieso sollte ich? Die Polizei, die Bürger...NIEMAND hat mir geglaubt. Nicht mal Greyfork, dieser hinterlistige Wichser. Du kannst dir nicht ausmalen wie verlogen alle hier sind.", grummelt Chrysalis böse und dreht sich zu Deanna um.
Die Gefangene hustet erschöpft und schüttelt müde den Kopf.
"Niemand außer X...Xander kann etwas für diese Narben...n...niemand.", versucht Deanna es Chrys endlich begreiflich zu machen.
Schnell geht Chrys zu dem Stuhl, an den ihre Geisel gefesselt ist und packt diesen gewaltsam an. Ihr Gesicht befindet sich nun direkt vor Deannas,
"Du denkst ich bin die Böse. Ihr alle denkt ich bin die Böse. Ich weiß was ich getan habe...wie ich Jean's Freund das Fleisch von der Haut brannte und diese verlogene Psychologin umbrachte. Ich sag dir mal was hier abgeht, Jason starb wegen meinen Hass auf Greyfork. Meine Mom und Sandrine merkten damals wie kaputt ich war, nachdem es damals passierte. Mom wendete sich an den Bürgermeister, aber er hatte nur Augen für seinen kleinen persönlichen Familienkrieg gegen die Brick's und interessierte sich einen Scheiß für Xanders Taten. Sogar Xanders Familie bot Greyfork die Stirn, aber sie haben schnell verloren und mussten die Stadt unter irgendeinem billigen Vorwand verlassen. Und als ich nach Nighthowl Bay zurückkehrte...und ich Jason dann im Wald sah...Gott...", stöhnt Chrys voller Genuß.

Deanna schaut sie angeekelt an und ihre Augen fangen ängstlich an zu klimpern. Chrys blickt auf die Küchentheke, wo Deannas Pistole liegt.
"Ich weiß, sie werden versuchen dich zu retten. Und wenn sie erstmal hier sind, werden wir alle zusammen sehen, wie die Stadt brennt.", erklärt Chrysalis und lässt Deannas Stuhl los.

Die Gefangene fängt an zu lachen,
"Du bist so ein Kind. Denkst du ein kleines Feuer vernichtet die Stadt? Ich dachte du wärst s...schlauer."
Chrysalis schaut Deanna erneut düster an.
"Du hast Recht. Aus diesem Grund bin ich nicht alleine. Alle haben eine persönliche Fehde gegen Greyfork. Fremde, aber auch Freunde, sogar ehemalige Feinde. Über Monate baute ich mir diese Gruppe auf...und wenn ich eine einzige SMS in meine wunderschöne Messenger-Gruppe sende, werden alle verteilt in der ganzen Stadt Feuer legen. Die Feuerwehr wird keine Chance haben.", entgegnet Chrys', während Deanna plötzlich anfängt schwerer zu atmen.
"Und weißt du was, lieber Junior Deputy? Es werden Menschen sterben. Und mit Sicherheit auch welche die du liebst. So ist das Leben.", lacht sie krank und geht voller Freude aus dem Raum.

Deanna zappelt nervös auf dem Stuhl und versucht sich verzweifelt zu befreien, jedoch ohne Chancen auf Erfolg...

NIGHTHOWL BAY - HerzfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt