5.10: "Weg aus Dunkelheit..."

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Finn spaziert still - bei einem leicht bewölkten Wetter - den Fluss der durch die Stadt führt entlang. Seine Hände sind tief in seiner Tasche versteckt, während er die kühle Luft ausatmet, welche für den März besonders unüblich ist.

Über den Waldweg, welcher sich direkt am strömenden Fluss befindet, stapfen seine schweren Stiefel und verursachen ein knatschendes Geräusch unter seinen Sohlen.

Er schaut, während er immer weiter durch die grüne Natur des State Parks geht, auf das tobende Wasser im Fluss und atmet tief ein.
"Scheiße, oder?", fragt die Stimme in seinem Kopf und sofort geht Damian ebenfalls neben Finn her. Finn ignoriert den Kommentar seiner schlechteren Hälfte und geht einfach weiter.
"Erinnerungen sind nichts weiter als eine unnötige Belastung. Sie halten uns in der Vergangenheit fest und verursachen nichts als endlosen Schmerz.", fährt er fort und atmet die frische Luft des Waldes ein und keucht sie auch wieder laut aus.
"Hast du mir meine Erinnerung deswegen immer genommen?", fragt Finn ihn und schnieft leicht mit der Nase. Sein Lidschatten ist etwas verschmiert, da die Luft an diesem kühlen Tag in Maine sehr feucht ist.
Damian zuckt mit den Schultern und schaut ihn - während über den beiden, die nassen Blätter der Bäume flattern - neutral an.
"Du brauchst mich. Wie ich einst sagte, ohne mich bist du nichts. Selbst Jakob hast du verloren...an die Dunkelheit. Was eine Ironie, hm?"
Finn bleibt stehen und dreht sich nun komplett zu Damian hinüber und scheint sauer.
"Klar, die Dunkelheit. Du willst mich doch verarschen. Er denkt Ryder könnte Sandrine helfen. Er ist auf diese ganze 'Sekten-Gehirnwäsche' Scheiße reingefallen, mehr nicht. Er ist nicht böse. Er hat Vince gehen lassen...jemanden der uns belogen hat und uns auf eine falsche Fährte locken wollte.", versucht er das Verhalten seines langjährigen Freundes zu rechtfertigen.

"Du weißt ganz genau wie es damals war. Sandrine ist in Thornhill aufgekreuzt und alles hat sich nur noch um sie gedreht. Genau so ist es jetzt mit Sapphyre. Er hat euch alle an Akrasia verraten. Er hat DICH verraten.", entgegnet Damian und beißt sich triumphierend auf die Lippe. Finn tritt näher an ihn heran und rümpft seine Nase.
"Er wollte nur helfen.", keucht er schon fast flüsternd.

Es herrscht eine kurze Stille zwischen den beiden.

Plötzlich zischt ein starker Windzug durch den Wald, aus dem Finn ein hölzernes Krachen hört. Er dreht sich zu dem ungewöhnlichen Geräusch und schaut in den düsteren Wald.
"Das sind bestimmt die Männer von Ryder. Lass uns verschwinden.", schlägt Damian vor, der ebenfalls in den Wald schaut. Finn öffnet eine seiner vielen Hosentaschen und holt ein kleines Messer heraus.
"Umso besser. Dann wissen sie wo Jakob ist.", antwortet er und schaut Damian nicht mal an. Sofort stapft er los in das düstere Dickicht und bekommt nichts anderes als einen genervten Blick von Damian, bevor er sich in Luft auflöst.

--- Maine Country Asylum ---

* Piep Piep *

* Brrrr *

ertönt das mechanische Geräusch, hinter einem der vielen Türen der geschlossenen Anstalt für Nervenkranke und Straftäter. Durch die Tür hindurch - in eine überraschenderweise nett eingerichtete Zelle - tritt eine Frau mit einem langen grauen Mantel. Es ist Antoinette.

Hinter ihr steht einer der Polizeibeamten von Portland - dort wo sich die Anstalt befindet.
"Heute ist Ihr Glückstag. Der Governor will Sie sprechen.", erklärt der Beamte, während Toni lächelnd in die Zelle schaut.

Auf dem Bett in der Zelle sitzt ihre Schwester.

Dalia.

Die dunkelhaarige Insassin beginnt zu grinsen.
"Schwester!", murmelt sie und steht auf.
"Lassen Sie mich alleine mit ihr. Schließen Sie die Zelle.", befiehlt Toni dem Beamten.
"Ich habe die Anweisung zum-"
"SCHLIEßEN SIE DIE ZELLE!", donnert Tonis Stimme dem Beamten erneut entgegen. Er tritt etwas zurück und nickt.
"Entschuldigen Sie. Selbstverständlich.", stottert er leicht und befolgt die Anweisung des neuen Oberhaupts des Staates Maine.

NIGHTHOWL BAY - HerzfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt