4.16: "Das Monster am Ende des Buches"

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* Klopf Klopf *
Donnert es an eine Tür in der Altstadt von Nighthowl Bay.
Keine Reaktion.
* KLOPF KLOPF *,
jetzt noch einmal und viel stärker. Jakob und Finn stehen vor der Tür eines Einfamilienhauses. Hier wurden sie durch die alten Aufzeichnungen von Cels Tante hergeführt, da der einzige Anhaltspunkt von Akrasia hier zu sein scheint.
"Verdammt, gleich trete ich die Tür ein.", grummelt Jakob sauer. Aber einen Moment später hören die beiden leise Geräusche hinter der Tür.

Sie treten einen Schritt zurück, aber just in diesem Moment wird die Haustür von innen geöffnet. Vor ihnen steht nun ein Mann - Mitte zwanzig - welcher mit den Augen klimpert und sich seine Pilotenbrille aufsetzt. Seine fettigen Haare sind zu einem Dutt zusammengebunden, welcher nur seine günstige und schon fast kaputte Kleidung untermalt.
"Kann ich euch helfen?", fragt der junge Mann die beiden Besucher mit einer brüchigen Stimme.
"Wir sind Finn Seed und Jakob Blossom.", stellt Finn sich und seinen besten Freund ernst vor.
"Klar.", lächelt der Mann und schließt seelenruhig die Tür.

Finn wirft Jakob einen fassungslosen Blick zu.
Er klopft noch einmal kräftig an der Tür.

Der junge Mann öffnet die Tür erneut und schaut die beiden genervt an.
"Jakob und Finn sind nicht real. Wollt ihr ein Autogramm oder was?", fragt er sie und das Licht von draußen reflektiert sich auf seiner glänzenden Brille. Jakob wird wütend und geht auf den vermeintlichen Autor zu. Er drängt ihn in seine Wohnung, wohin Finn den beiden folgt.
"Ich bin heute in Höchstform!", ruft Finn als er die Haustür von innen schließt.

Die Wohnung ist einfach gehalten und es ist keine spezielle Einrichtung zu bemerken. Alte - knorrige - Möbel und ein unaufgeräumtes Wohnzimmer. Das einzige was von Wert zu sein scheint ist ein Schreibtisch, der an einem schmutzigen Fenster steht. Auf diesem befindet sich eine glänzende Schreibmaschine.

Jakob schubst ihn in den alten Sessel, welcher im Wohnzimmer steht und baut sich vor ihm auf.
"Was soll die Scheiße, wieso vermarkten Sie unsere Leben als Buch?", brüllt er ihn sauer an, während seine Augenbrauen sich wütend zusammenziehen. Der Autor liegt verwirrt im Sessel und zittert ängstlich. Er hält sich die Hände vors Gesicht und scheint große Angst zu haben.
"Ich habe nichts getan, ich schreibe doch nur ein Buch!", stammelt er vor sich hin. Finn stellt sich zu ihm und greift nach dem Kragen seines schmutzigen Hemdes. Er zieht den Autor leicht zu sich hoch.
"Ein Buch was über uns und Cecille handelt. Und jetzt sagen Sie uns wo Sie die Infos her haben, oder ich tue Dinge die nicht mehr rückgängig zu machen sind.", droht der Seed ihm bösartig.

Der Autor drückt sich in den Sessel und mustert Jakob und Finn genau, aber vorsichtig. Langsam zeigt seine zitternde Hand auf den Schreibtisch.
"Ich bin ein G...Ghostwriter. Ich habe Informationen bekommen und Charaktermodelle. Einen klaren Handlungsstrang u...und einen vorgegebenen Schreibstil. Ich habe mir diese Geschichte nicht s..selbst ausgedacht...", versucht der Autor sich aus der Schlinge zu ziehen, wobei seine Worte mehr als unglaubwürdig klingen. Jakob ballt seine Faust, aber Finn tippt ihn schnell an.
"Schau dir ihn und seine Wohnung an. Das Buch ist ein Bestseller, ich denke er würde anders leben, wenn er es könnte.", flüstert er seinem besten Freund zu.
Jakob schnaubt sauer und geht zu dem Schreibtisch des Autors.

Er reißt die Schubladen offen und zerrt die schier endlosen Papierstapel heraus, um sie auf den Tisch zu werfen.
"'Heute beginnt der Rest eures Lebens'...'Back in Black'...und 'Dont Fear The Reaper'.", liest er ein paar Titel der Entwürfe vor die in dem Papierstapel zu finden sind.
"Charaktermodell Familie Black. Antagonist Xander Prawl. Verknüpfung der Psyche zwischen Damian und Finn.", fährt er mit dem Vorlesen einiger Stichpunkte fort. Jakob schmeißt die Papiere auf den Boden und läuft wütend auf den Autor zu.
"WIE IST DEIN NAME?!", fragt er ihn sauer.
"Bitte..", winselt der Autor angsterfüllt.
"SAG MIR DEINEN NAMEN!", befiehlt Jakob ihm unverzüglich.
"VINCENT! MEIN NAME IST VINCENT, OKAY?", antwortet er mit zugekniffenen Augen.

Jakob lässt von ihm ab und lässt die Luft aus seinen Lungen entweichen.
"Und wer ist dann Akrasia? Dieser Name stand in der Zeitung.", fragt Finn, während er seine Hand schützend vor Jakobs Torso hält.
Sofort reißt Vince seine Augen auf und starrt Finn überrascht an.
"Akrasia?", wiederholt er fragend. Finn nickt.
"Das Pseudonym, unter dem dein Werk in der USA bekannt ist.", erklärt er ihm den Namen.

Vince richtet sich auf und fährt sich mit seiner Hand über sein vor Angstschweiß triefendes Gesicht.
"Akrasia gab mir die Ideen. Ich weiß nur, es war eine Frau. Ich stande mit ihr bis Weihnachten in Kontakt, aber dann verschwand sie. Sie war besessen von der Geschichte und sagte mir immer wie viel Potential es hatte, aber ich musste das Buch mit 'Was wirklich ist' beenden, da ich ohne sie nicht weiter wusste. Ich schickte den Entwurf an einen Verlag und dann nahm es seinen Lauf.", erklärt er Finn wer 'Akrasia' ist.
Jakob faltet sich die Hände über seinem Kopf zusammen.
"Dalia...", murmelt er, als es ihm einleuchtet. Vince räuspert sich und schaut ihn fragend an.
"Sie meinen Dalia Smith? Das 'große Böse' des Buchs?", fragt er Jakob verwundert und lächelt schon fast amüsiert.

Sofort schlägt Jakob auf den Tisch und kann sich kaum noch halten.
"Ja, du verdammter Idiot, aber Dalia ist kein Charakter in deinem verdammten Buch, sondern ein echter Mensch, der ECHTES Leid und ECHTE Tote auf dem Gewissen hat. Genauso wie Sebastian!", schnaubt er Vince wütend an.
Vince kratzt sich an seinem Kinn und denkt etwas nach,
"Sebastian Tod war schlecht geschrieben. Ich bekam von Akrasia nur ein paar Infos. Mir hat Chrysalis Ende wesentlich besser gefallen. Und die Hintergundgeschichte von der Stadt. Einfach nur WOW!"
Finn geht auf Vince zu und zieht ihn zu sich hoch.
"Was haben Sie vor?", fragt er Finn wieder etwas ängstlicher.
"Sie kommen mit. Wir brauchen Sie um unser letztes Problem zu lösen.", erklärt Finn ihm wo es jetzt hingeht.

Jakob schaut seinen Freund fragend an.
"Du willst ihn mitnehmen? Er ist nur eine Belastung!", entgegnet er überrascht.
"Wenn jemand eine bessere Sicht auf die Dinge haben kann als wir, dann er. Er kennt unsere Geschichte und er kann uns helfen Minerva zu finden. Bevor Xander es tut.", sagt Finn ihm klar und deutlich.
"Minerva? Die tote Mutter der Prawls?", fragt Vince neugierig nach. Jakob greift nach einem der rumliegenden Bücher und schlägt es Vincent über den Kopf. Sofort klafft er zusammen und ist bewusstlos.
Finn schaut Jakob mit aufgerissenen Augen an.
"Dann redet er nicht so viel.", rechtfertigt Jakob sich und zwinkert Finn zu.

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Derweil weht im Havenhall Hotel ein ganz anderer Wind, als im Wohngebiet von Nighthowl Bay.
Dawn sitzt schluchzend auf ihrem Bett und wischt sich mit einem Taschentuch die Tränen aus dem Gesicht. Sie hat auf ihrem Handy die Website der Stadt geöffnet, auf dem ein komplettes Bild der Familie Prawl als Hintergrund zu sehen ist. Sie fährt mit ihren Fingern über das Bild ihrer Kinder und schnieft traurig ihre Nase.
"Meine hübschen und wunderbaren Kinder...", seufzt sie traurig und schluchzt immer lauter.

"Ich habe versagt. Als Mutter und als Beschützerin unserer Familie. Und jetzt wissen alle was für ein Mensch ich bin. Hätte ich nur gewusst, dass ihr noch hier seid. Dann würde alles so viel anders laufen, aber jetzt gibt es einfach keinen Ausweg mehr.", monologisiert Dawn und schaut sich selbst im Spiegel an. Neben ihrem, vor Tränen nassem Gesicht, hat sie immernoch ihre Polizeiuniform an.
Sie bindet sich ihre strenge Frisur auf und lässt sich ihre brünetten Haare ins Gesicht fallen. Diese streift sie sich hinter ihre Ohren, während die sanft die Augen schließt.

Sie schließt den Tab auf ihrem Handy und öffnet ein Bild in ihrer Galerie. Es ist ein Foto von der Polizeiakte von Antoinette Smith.
"Deine Schwester habe ich schon..die feige Mörderin meines Mannes...und jetzt...jetzt bekomme ich auch dich. Du die mir die Familie zerstört hat. Die meinen Sohn zu einem Mörder gemacht hat.", grummelt Dawn sauer und hasserfüllt als sie das Foto von Toni sieht.
"Bald wirst du erfahren wie es ist, ein Kind zu verlieren. Schon bald wirst du brechen und ich werde auf dem Grab eurer Familie tanzen...", flüstert sie ruhig und eine einzige Träne tropft auf das Display ihres Handys...

NIGHTHOWL BAY - HerzfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt