5.12: "Die Welt dreht sich weiter..."

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Auf einer einsamen Bank in der Innenstadt von Nighthowl Bay - zwischen den zahlreichen Läden und Cafés - sitzt Sandrine und scheint unruhig auf jemanden zu warten. Sie richtet nochmals einen Blick auf ihr Handy, auf dem
"Innenstadt, am Quellbrunnen. 13 Uhr."
angezeigt wird.

Sandrine trägt ein schwarzes Netztop, kombiniert mit einem dunklen Korsett. Ihre Haare hat sie ebenfalls anders gestylt. Anstatt ihrem klassischen und für sie typischen Pony, trägt sie nun einem schulterlangen Mittelscheitel, welcher durch ihr starkes Makeup unterstrichen wird.

Sie steckt ihr Handy weg und sieht eine Handvoll Fußgänger durch die Stadt gehen. Governor Smith hat die Stadt nun offiziell vor der Akrasia Bedrohung gewarnt, wodurch die Sekte es schwerer hat innerhalb der Öffentlichkeit agieren.

Plötzlich spürt sie das jemand hinter ihr steht. Die Person, die ihr die Nachricht gesendet hat.
"Du bist gekommen. Gute Entscheidung.", sagt eine ihr verhasste Stimme.
Sandrine dreht sich um und sieht Sapphyre, in einem schwarz weiß kombinierten Outfit, vor sich stehen.
"Ich hab mir schon gedacht, dass du es bist.", gesteht Sandrine ihr und beobachtet wie Saph um die Bank herumgeht und sich zu der Black setzt.
"Wir müssen reden. Dringend.", spricht Saph zu Sandrine und schiebt sich ihre Brille langsam die Nase hoch. Sandrine knackt mit ihren Fingern und nickt,
"Endlich sind wir uns einer Meinung."

Sapphyre dreht ihren Kopf zu Sandrine und lächelt sie sanft an.
"Wir alle wissen was du getan hast. Du bist eine Mörderin. Und trotzdem will Jakob dich retten. Ich weiß nicht was er an dir findet, dein fehlender Geschmack für Mode kann es ja wohl nicht sein.", merkt Saph toxisch an. Sofort atmet Sandrine schwer aus, in dem Wissen, dass sich die beiden im Schutze der Öffentlichkeit befinden.
"Verschwende nicht meine Zeit. Sag mir was du sagen willst, oder geh und spiel weiter Ryders Flittchen.", grummelt sie böse und rümpft sauer sie Nase. Saph ist glücklich über die erfolgreiche Provokation,
"Nun denn...die große Schlacht rückt näher. Akrasia rüstet sich auf, um Euch und die Reaper in Thornhill zu vernichten, Jakob und Ryder sind die führenden Köpfe hinter dem geplanten Angriff. Sie wollen das Wort Gottes aus dem Hollow holen, da Jakob Ryder die Existenz bestätigte.", erklärt Sapphyre überraschenderweise ehrlich den Plan ihrer Gruppe. Sandrine runzelt ungläubig ihre Stirn,
"Jakob würde niemals seine Freunde gefährden. Und du führst besser den letzten Part etwas genauer aus. Ich frage kein zweites Mal."
Saph schmunzelt und nimmt die Drohung von Sandrine nicht ernst.
"Kein Grund sauer zu werden, ich bin nicht ohne Grund hier. Weil - Überraschung - ich warne Euch gerade, du stures Miststück. Ich weiß, Jakob würde niemals jemanden von seinen Freunden gefährden. Er weiß auch nichts vom tödlichen Part des Plans.", bestätigt Saph die Aussage von der Black humorvoll.
"Er denkt, dass Ryder nur die physische Überlegenheit haben will."

"Dann sag' es ihm doch einfach. Wo ist das Problem?", keucht Sandrine genervt, als der Wind durch ihre dunklen Haare fegt.
"Gott, Sandrine. Wenn ich das tue fliegt es sofort auf. Nur ich und ein paar Akrasia Veteranen, wissen davon. Deswegen müsst ihr etwas tun. Du, Finn und die anderen Vollidioten.", beginnt Saphs Stimme langsam zu beben. Sie steht auf und stellt sich vor Sandrine,
"Ich will nicht sehen wie Jakob zerbricht, weil er seine Freunde sterben sieht...weil er Finn sterben sieht. Du hast ihn einmal enttäuscht und jetzt wirst du es wieder gut machen. Rette deine Freunde. Und finde das Wort Gottes, bevor Akrasia Thornhill platt macht."
Sandrines Pupillen weiten sich ein wenig und sie scheint verwirrt. Ihre Gefühle mischen sich. Aus Hass und Missgunst, erkennt sie etwas in der Stimme von Sapphyre. Sie scheint sich ernsthaft um Jakob zu sorgen.
"Du...du magst ihn wirklich..", flüstert Sandrine und richtet ihren Blick auf den Boden.

Sapphyre lächelt. Nicht provokant und nicht bösartig.

Sie lächelt ehrlich.

"Am Anfang als ich ihn traf, kurz vor dem Fall der Brücke, da wollte ich ihn benutzen. Akrasia wusste, dass 'das Wort' im Hollow ist. Aber als ich ihn kennenlernte...ich weiß nicht.", erklärt sie Sandrine das Gefühlschaos in ihrem Herzen.
"Da hast du dich in ihn verliebt.", stellt Sandrine fest und nickt leicht.
Sapphyre hebt ihre Hand und schaut auf den blauen Ring aus Lapislazuli an ihrem Finger.
"Er hat mir erzählt was eure Gruppe durchgemacht hat. Er hat mir auch die ganze Geschichte mit deiner Schwester erzählt. Und auch von dir und Cecille, aber da dachte ich immer 'Die Welt dreht sich weiter', aber nein. Dieser Spruch ist eine Lüge. Ich ging nach Akrasia wegen dir. Um dich endlich aus seinem Leben zu kriegen, denn mit Jakob hatte ich endlich jemanden. Ich war nicht mehr alleine...aber jetzt ist es nicht an uns. Es ist an Jakob um zu entscheiden. Aber bitte tu' was ich dir gesagt habe. Rette die anderen.", bittet Sapphyre Sandrine um Kooperation.
"Ich will nicht noch jemanden verlieren."

Sie streckt ihr freundlich die Hand aus.

Sandrine starrt auf die Hand von ihr.
Langsam steht sie auf und hebt ihren Kopf, um direkt in die dunklen Augen von Sapphyre zu schauen.
Sie beißt sich leicht auf die Lippe.
"Wenn ich Jakob nicht haben kann...", murmelt sie leise und hebt ihre Hand an.
"Kann ihn niemand haben.", vollendet sie den Satz und greift Sapphyre kräftig an den Hals.

Saph reißt ihre Augen auf und schreckt panisch zurück, aber Sandrine lässt sie nicht los.

"Du wirst es bereuen mir die einzige Person genommen zu haben, die ich je geliebt habe.", spricht sie leise in das Ohr von Saph.
Sie schlägt Sandrines Hand weg und dreht sich um.
"Du bist wirklich wie alle sagen...ein Monster."
Sofort verschwindet sie und lässt die Black hinter sich. Sandrine jedoch, schaut ihr nur grinsend hinterher...

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Derweil kommt Finn wieder in Thornhill an und sieht im Eingangsbereich Deanna, welche sich gerade ihre Polizeiweste auszieht und sich über ihr schmutziges Shirt streift.
"DEANNA!", ruft der nervöse Finn und hält den Zettel aus der Waldhütte in der Hand. In der anderen hält er die halb verbrannten Schuhe.

Deanna atmet genervt aus.
"Komm schon..", flüstert sie.
Finn ignoriert die offensichtlich schlechte Laune von Deanna.
"Du musst das sehen. Jetzt!", erklärt er ihr direkt und geht auf sie zu.
Deanna dreht sich an ihrer Handprotese herum und putzt diese mit einem nassen Tuch sauber.
"Wenn das jetzt keine gute Nachricht ist, hack ich mir die andere Hand ab.", grummelt Deanna und Finn schaut sie verwundert an, als er nun ganz vor ihr steht.
"Was ist passiert?"
Deanna reibt sich müde die Augen.
"Die Polizei Theorie Prüfung. Ich habe selten so eine Scheiße gelesen. Die haben wegen Graysons Tod die Prüfungen neu angepasst und ich hab wahrscheinlich reingeschissen.", beschwert sich Deanna über die schlechte Leistung von ihr.
"Nunja, ich habe eine gute Nachricht...also es kommt drauf an.", merkt Finn an und hält ihr den Zettel hin.

Deanna greift wortlos nach diesem und liest ihn sich genau durch. Sie zeigt keine Reaktion, bis ihre müden Augen das dreieckige Logo mit dem Kreuz erblicken.
"Woher hast du das?", fragt sie sofort in einem ernsten Ton, welchen Finn so noch nie zuvor von ihr gehört hat.
Er hebt leicht seinen Kopf,
"Ähm..was ist los mit dir?"
Deanna rastet ihre Protese ein und legt den Zettel auf den Klavierflügel.
"Das ist ein Statusbericht mit einem ZSO Logo.", antwortet sie und ihr Blick wird kühler.
Sie blickt in Finns andere Hand und sieht die Schuhe.

Sie reißt ihre Augen auf und ihr Mund klafft langsam nach unten.

"Sind das?...", keucht sie und ihre Augen füllen sich wie aus dem Nichts mit Tränen.
"Ja.", antwortet Finn, der die Schuhe bereits schon in der Hütte erkannt hat.
Deanna schaut noch einmal auf den Zettel und kann es kaum fassen.

"Cecille...",

flüstert sie leise. Finn geht näher an Deanna heran und der Moment scheint wie eingefroren zu sein.

Das Licht der Sonne scheint durch die riesigen Fenster von Thornhill und leuchtet den beiden hell in's Gesicht.

"ZSO?", fragt Finn über den Begriff den Deanna eben genannt hat. Deanna schaut ihn wie erleuchtet an,
"Zivile Spezial Operatoren. Finn...verdammt, ich weiß jetzt wieso wir nie den Körper von Cel gefunden haben."
Finn lässt die Schuhe fallen und sie knallen auf den hölzernen Boden des Anwesens.

Jeanette tritt langsam aus dem Essbereich des Anwesens in dessen Türrahmen. Sie hat das Gespräch scheinbar mitgehört.

"Wirst du es aussprechen?", fragt Finn und schaut Deanna hoffnungsvoll an.
Der Junior Deputy spürt die Wärme der Sonne auf ihrer Haut.
"Schwester...", flüstert sie und streift mit ihren Fingern glücklich über den Begriff 'C.S.001'...

NIGHTHOWL BAY - HerzfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt