3.15: "Acheron"

20 7 0
                                    

Die Tür zum Haus der Smiths wird sauer aufgerissen und Cecille stürmt wütend hinein. Die Nacht ist vorüber und nun will sie endlich Antworten.
Antworten welche sie verdient und nie bekommen hat. Ihr Leben lang.

Sie hat einen wütenden Gesichtsausdruck aufgesetzt, aber lässt sich nicht anmerken wie verletzt sie ist. Ihr Leben lang dachte sie, dass ihr Vater sie nicht wollte. Ihre Mutter hat nie viel über Sebastian geredet und sie somit ihr ganzes Leben belogen.
Sie geht in Richtung Esszimmer, wo Antoinette mit Händen vor ihrem Gesicht am Tisch sitzt. Cel hört nur das verzweifelte Schluchzen ihrer Mutter. Ihr gegenüber sitzt Deanna, welche ebenfalls Tränen in den Augen hat.
"Mom. Deanna.", sagt Cel und betritt kühl den Raum. Toni reißt ihre Hände vom Gesicht und steht aufgelöst auf.
"Schatz, es tut mir alles so leid...", seufzt Toni und breitet ihre Arme aus um ihre Tochter zu umarmen.
Als Antoinette auf Cel zukommt, weicht diese aus und runzelt ihre Stirn.
"Nein. Nicht dieses mal, Mom.", sagt Cecille ihr klar und deutlich und möchte keine Umarmung.

Tonis Pupillen weiten sich und sie schnieft weinend ihre Nase. Sie senkt ihre Arme und schaut auf den Boden.
"Ich habe es vermasselt. Ich habe unsere Familie zerstört.", stellt Toni fest und geht wieder in Richtung Stuhl.
Deanna wischt sich mit ihrem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht.
"Mom hat mir alles erzählt Cel. Es ist wahr, sie wusste von Sebastian und den Prawls. Dalia auch. Sie war bei ihm, als sie die elterliche Einverständnis für deine erste Einweisung brauchte.", offenbart Deanna ihrer Schwester die ganze Wahrheit und kann ihr nicht in die Augen schauen.
Cecille stockt der Atem. Sie weicht zurück und hält sich geschockt an einem Stuhl fest.
Sie richtet ihre Augen auf die schluchzende Antoinette und ist von dem Schock paralysiert.
"Ihr beide habt mich einweisen lassen? Du sagtest es war Valories dringender Rat. DU SAGTEST ICH WÜRDE SONST STERBEN!", schreit Cecille und zeigt sauer auf ihre Mutter. Deanna steht auf und stellt sich schützend vor Cecille. Sie baut sich auf und versucht die Rolle der großen und starken Schwester beizubehalten.

Antoinette bekommt kein Wort raus und schüttelt beschämt den Kopf. Sie presst ihre Hände gegen ihr Gesicht, welches komplett rot ist, da sie viel geweint hat - und es immernoch tut.
"Wie könnt ihr es alle nur wagen...wegen eurer Panikmache dachte ich, ich würde mich an jedem Tag der kommt, eine gottverdammte Klinge in den Arm rammen...ihr habt mich unter Medikamente gesetzt und mich angelogen. Über meine anderen Brüder und meine andere Schwester.", keucht Cel und schließt schmerzerfüllt die Augen.
Dieser Verrat von ihrer Mutter hat sie innerlich zerstört. Auf dem ganzen Weg nach Hause, überlegte sie was sie sagen soll, aber die Emotionen sind nun einfach zu überwältigend.

Cel drängelt sich an Deanna vorbei und schlägt sauer auf den Tisch.
Toni schreckt auf und schluchzt bitterlich weiter.
"Im Februar, Mom...im Februar standen wir hier in diesem Zimmer und du sagtest mir ich könnte dir nicht versprechen, dass ich mir nichts antun werde. Du sagtest mir ich wäre krank. Diese Worte habe ich jeden beschissenen Tag den ich seit damals auf diesem Planeten verbringen musste im Kopf. Jeden. Einzelnen. Tag.", konfrontiert Cel sie mit der schmerzhaften Wahrheit.
"Und jetzt, wo ich Menschen verloren habe, wagst du es mir zu sagen, dass die Prawls kein Mitleid verdient haben? Nick war auch mein Bruder UND JETZT SAG MIR WIESO DU GELOGEN HAST!", schreit sie ihre Mutter wutentbrannt an und beißt sich auf die Lippe, damit ihr nicht die Tränen kommen.
Antoinette zittert am ganzen Körper. Sie richtet ihren Kopf langsam zu Cecille, aber schaut ihr nicht in die Augen. Sie kann es einfach nicht.

Toni räuspert sich schluchzend,
"Ich...ich konnte es nicht verkraften. Als ich vor deiner Geburt von Minerva und Sebastian erfuhr und wie viele Kinder er mir verschwiegen hat, wollte ich mich trennen...weil er mich betrogen hat, aber das war nicht der Grund. D...der Grund war, wie er sie ansah. Seine anderen Kinder. Sie waren noch alle so k...klein und er war der beste Vater die sie sich hätten wünschen können. Und wie er Minerva ansah. Diesen Blick hatte er mir bei mir nicht. Ich wollte nicht, dass er euch kennenlernt. Ihr solltet nur mir gehören und nicht ihm. Aber als Minerva starb...da veränderte er sich..er wurde gefährlich.", quetscht sie sich die Worte heraus und versucht sich verzweifelt zu rechtfertigen.
Cecille schüttelt den Kopf. Sie lässt sich in den Stuhl vor Antoinette fallen und schlägt die Hände über ihrem Kopf zusammen.
"Cecille...du bist meine Tochter. Ich wollte nur das Beste für dich. Aber ich war schwach. Ich war immer diejenige die schwach war. Als Minerva starb, verlor er im wahrsten Sinne des Wortes seinen Verstand.
Jedes Mal als ich ihn nach ihrem Tod sah, waren seine Augen so kalt. Er war voller Wut. Nach Lilys Geburt wurde sie krank...die Ärzte haben einen Fehler gemacht...den letzten in ihrem gesamten Leben.", erklärt Antoinette und fasst sich langsam wieder. Weil sich die Angst auf ihrem Gesicht abzeichnet.

Deanna bemerkt sofort, dass etwas nicht stimmt.
"Was? Was sagst du da?", fragt Deanna und stellt sich neben Cecille und schaut Toni interessiert an.
Antoinette wischt sich zitternd ein paar Tränen weg.
"Nachdem Sebastian herausfand, welche Ärzte diesen Fehler zu verantworten hatten...ich hab keine Beweise, aber er war es. Er muss es gewesen sein. Beide Ärzte wurden enthauptet in ihren Wohnungen gefunden. E..er schlug ihnen die Köpfe ab...", zittert Antoinettes Stimme.
Cecille's Mund steht offen. Sie ist einfach nur fassungslos.
"Wie ist das nur möglich? Die Polizei muss es doch herausgefunden haben.", entgegnet Cel und versucht eine Erklärung für die Geschichte zu finden.
Toni streift sich mit der Hand durch ihr Gesicht und nickt zustimmend.
"Sie haben es herausgefunden. Sie wussten genau, dass es Sebastian war. Ich habe es an dem Blick von Grayson gesehen. Zu dem Zeitpunkt war Greyfork noch nicht im Amt, aber er behielt diese Info. Als Druckmittel. Und dann als der richtige Zeitpunkt kam, vertrieb er die Prawls aus der Stadt und machte ihr Boarding House zu seinem Wochenend's Wohnsitz. Und lieber riskierte ich euren Hass auf mich zu ziehen, als in Kontakt zu einem Menschen wie eurem Vater zu stehen. Er ist gefährlich. Und der Tod von Nick war nur der Anfang. Er will was ihm auf ewig verwährt blieb.", mutmaßt die Mutter der beiden Schwestern.
"Was will er? Du musst es uns sagen. Du schuldest es uns.", verlangt Cel von ihrer Mutter und schaut sie intensiv an. Toni blickt ihr nun doch noch in die Augen.
"Die Kontrolle über euch.", antwortet Antoinette.

Cecille und Deanna schauen sich an und beide bekommen gleichzeitig Gänsehaut von dieser Aussage, welche den Blickwinkel auf die Situation komplett verändert.

NIGHTHOWL BAY - HerzfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt