Kapitel 4

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Ein kalter Schauer durchzog meinen ganzen Körper. Das konnten und durften die nicht ernst meinen!

Kurz saß ich wie angewurzelt, mit weit aufgerissen Augen und bleichem Gesicht auf dem Stuhl und betrachtete das Messer in der Hand des Mannes mit geöffneten Mund. Mein Herz raste wie wild und ich konnte meinen Puls in meinen Ohren hören. Ich wollte schreien, mich versuchen aus den Seilen, die meine Gliedmaßen zusammen schnürten, befreien, doch mein Körper machte nicht das, was ich wollte.

Stumm saß ich da, beobachtete jede einzige Bewegung des Mannes, dessen Gesicht mittlerweile ein teuflisches Grinsen zierte. Sein Blick war auf mich gerichtet, während er mit dem Messer in seiner Hand ein bisschen herum spielte. Er wirkte, als würde er meine Angst förmlich genießen und jede freie Sekunde, in der er sie bei mir sehen konnte, auskosten.

In meinem ganzen Kopf schrie es, dass ich mich wehren sollte, doch mein Körper stellte sich dieser Aufgabe vehement. Erst als der Mann auf mich zu kam und man die Dreckbollen auf dem grauen Boden von seinen Schuhen zerquetschen hörte, war es, als wäre mein Körper aus seiner Schockstarre erwacht.

Ohne großdarüber nachzudenken, trete ich mit meinen Füßen gegen das Stuhlbein, versuche meine Hände aus dem strammen Seil zu befreien und presse mich so weit in die Stuhllehne zurück, wie nur möglich.

"Nein! Bleib stehen!", befehle ich panisch kreischend, doch er hört nicht auf mich und tritt weiter auf mich zu.

"Ich glaube eher weniger, dass du in der Lage bist, hier irgendwelche Anweisungen zu stellen, Querido. (Schätzchen)", meint er amüsiert und kommt weiter auf mich zu.

Kurz vor mir bleibt er stehen und beobachtet mich einfach, wie ich versuche ich komplett angstverzerrt aus meinen Fesseln zu lösen, obwohl ich genau weiß, dass ich es weder schaffen werde da raus zu kommen noch zu fliehen, ohne in wenigen Sekunden das Messer in meinem Rücken stecken zu haben, was ich ohnehin bestimmt gleich habe.

Ich halte meinen Kopf gesenkt, um diesen Psychopathen nicht ins Gesicht sehen zu müsse, als plötzlich eine raue Stimme von oben kommt.

"Bleib still!", befielt mir der große Kerl monoton genau vor mir, doch- so dumm ich mich bin- widersetze ich mich dem Kerl, mit dem Messer in der Hand.

"Ich hab gesagt, BLEIB STILL!", schrie er mich mahnend an.

Erschrocken fuhr ich zusammen und folgte, eher aus purer Angst, seinem Befehl. Ich kneife meine Augen fest zusammen und hoffe inständig, dass er nicht erneut von mir verlangt, dass ich wieder in sein Gesicht sehen soll, denn das könnte ich jetzt auf keinen Fall. Doch genau als ich schon dachte, er würde es nicht von mir verlangen, kam wieder der Satz.

"Schau mich an!", mit Tränen, die aus meinen zusammen gekniffenen Augen heraus flossen, schüttelte ich meinen Kopf, in dem Glauben, er würde es dabei belassen, obwohl ich eigentlich ganz genau wusste, dass er es nicht machen würde.

"Du strapazierst wirklich meine Nerven!", knurrte er über mir und schon hatte ich wieder zwei Finger an meinem Kinn, die es ruckartig nach oben drückten.

Mein Kopf war zwar zu ihm gedreht doch meine Augen schwirrten überall im raum herum. Auf keinen Fall wollte ich in seine Augen sehen. Auch, wenn mir diese Wiedersetzung mehr Probleme einbringen würde und ich so nur noch näher an meinen Tod heran komme. Ich konnte einfach nicht!

"Sieh mich an.", befahl er mir knurrend. "Ich würde dir raten meinen Befehlen nachzukommen. Erst recht in deiner Position. Ich mag es nämlich ganz und gar nicht, wenn man sich mir widersetzt.", sprach er zwar ruhig, doch in einem Tonfall der voll mit Wut war.

Es war eindeutig eine Drohung, doch er brauchte mich doch eigentlich wegen Josh, oder? Aber das Messer...

Zögernd drehte ich meine Augen in sein Gesicht und hätte am liebsten direkt wieder weggeguckt. Sein Gesicht war vor Wut komplett angespannt. Vor allem sein Kiefer, wobei man erkennen konnte, wie stark er seine Zähne zusammen biss, um nicht gleich auszurasten. Seine Augen waren dunkel und das einzige, was man in ihnen erkennen konnte, war pure Wut.

Plötzlich hörte ich vor mir Holz knarzen und sah zu dem Anderen Typen, der nun ein Handy in der Hand hielt und sich vor seinen Stuhl gestellt hat. Die Finger an meinem Kinn verschwanden und sofort richtete ich meinen Blick auf den kleineren der beiden, der gerade auf dem Display herum tippte.

"Hallo Josh.", sagte der Kerl amüsiert und hielt das Handy vor sein Gesicht.

"Was wollt ihr Dreckskerle?! Und wo ist Kat-" schrie Josh wütend, doch wurde sofort von dem schwarzhaarigen unterbrochen.

"Schhh Ich rede hier!", meinte er ruhig und einem hinterlistigen Grinsen auf dem Gesicht. "Die Keine ist bei uns, da du deine Schulden ja nicht zahlen willst. Eigentlich wollten wir ja deine Schwester, die arrogante Debra, aber wie uns mitgeteilt wurde, ist ja die liebe Katelyn für sie eingesprungen. Sie ist zwar nur eine Flüchtige Bekanntschaft von dir, aber so wie du reagiert hast, als ich angerufen habe, möchtest du eher weniger, dass ihr etwas zustößt, hab ich recht?"

"Nein, nein. Auf keinen Fall, Renée.", beteuerte Josh verzweifelt.

Kurz seufzte ich erleichtert auf, da ich glaubte, dass das Messer nicht mehr gegen mich eingesetzt werden würde, doch da fing Renée schon wieder an zu sprechen.

"Gut, das ist toll. Aber trotzdem scheint es mir und meinem Bruder so, als würdest du noch ein bisschen Motivation brauchen, um dich auch wirklich zu beeilen, uns das Geld auch wirklich zu geben.", sagte er und drehte das Handy in meine und die Richtung seines, anscheinend, Bruders.

Panisch richtete ich meinen Blick sofort wieder zu dem Brünetten , der mit einem süffisanten schmunzeln meinen Körper musterte und erneut anfing mit dem Messer in seiner Hand zu spielen.

Ich brachte kein Wort heraus und betrachtete einfach nur angstüberströmt, wie Renées Bruder sich vermutlich eine passende Stelle sucht, um mich mit dem Messer zu schneiden.

"Nein, Nein! Ramon, mach das nicht! Ich flehe dich an. Ihr bekommt euer Geld, ich verspreche es! Aber bitte tut ihr nichts an. Sie hat doch mit dieser ganzen Sache gar nichts zu tun!", fleht er verzweifelt, doch dieser Typ, der anscheinend den Namen Ramon hat, hört nicht auf meinen Stiefbruder.

Wie in Trace sehe ich dabei stumm zu, während mir immer mehr Tränen die Wange herunter kullern und ich am ganzen Leib zittere wie Espenlaub.

Plötzlich greift eine raue Hand nach meinem Unterarm und reißt ihn zu sich vor. ich versuche mich aus seinem Griff zu befreien, doch schaffe es nicht und gebe auf.

Tränen strömen mir aus dem Augen und ich hauche weinerlich, dass er aufhören soll. Im Hintergrund ist die Stimme von Josh zu hören, der die Brüder verzweifelt anfleht aufzuhören.

Auf einmal ist ein stechender Schmerz an der Innenseite meines Unterarms, nah an meinem Handgelenk, zu spüren und ich schreie vor Schmerz auf, da er das Messer tief in mein Fleisch drückt.

Nach dem einen Strich, dachte ich er würde aufhören, doch Josh schreit immer noch im Hintergrund, dass er aufhören soll und doch ein Strich als Warnung reichen würde.

Und schon spüre ich erneut diesen Schmerz an meinem Unterarm und schreie schmerzhaft auf. Dicht an der anderen Schnittwunde, genauso tief, aber nicht so lang und auch in einem anderen Winkel, wird der nächste Schnitt gemacht.

Die Klinge geht wieder weg und wird kurz darauf wieder angesetzt. Erneut schreie ich auf und das Messer wird weggenommen. Ich rechnete mit einem weiteren Schnitt, doch es kommt nichts.

"Das Geld ist in spätesten drei tagen bei uns, ansonsten bekommst du ihre Leiche und wir holen uns deine Schwester und machen bei ihr weiter.", kommt es kühl von Ramon.

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