Kapitel 35

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Die restliche Fahr verlief ruhig. Ich saß steif neben Ramon, der mein Verhalten wohl eher lustig fand. Immer wieder schmunzelte er süffisant du mir rüber, was mich wirklich aufregte.

Noch nie hatte ich ihn so oft lächeln sehen oder generell irgendeine Emotion von ihm, aber jetzt, wo ich wirklich wieder Todesangst habe, kann er wie ein kleines Kind sein. Das konnte einfach nicht sein Ernst sein.

Wir fuhren bestimmt über fast eine Stunde, bis wir endlich da waren. Wir waren nicht mehr in Mexiko City, aber wo wir jetzt waren, konnte ich nicht festlegen. Die Autos fuhren durch ein großes Tor, auf eine große Auffahrt. Alle Fahrzeuge, die hier her fuhren, wurden nach rechts auf einen Parkplatz geleitet. Links war der Eingang zu der gigantisch großen Villa.

Sie war riesig und sah so modern aus, als würde sie aus der Zukunft kommen. Fasziniert schaute ich mich um, da ich diesen Anblick bisher nur auf Bildern hatte und noch nie in echt vor Auge hatte.

"Ich würde dir lieber raten, keine Fluchtversuche zu starten, Querido.", sprach Ramon mit rauerer Stimme bedrohlich.

Kopfschütteln schaute ich ihn mit einem nicht-dein-Ernst Blick an. "Weil ich jetzt auf die Idee kommen würde abzuhauen, während ich vermutlich umgeben bin von hunderten Kriminellen Kerlen, die bestimmt noch mit euch unter einer Decke stecken und mich auf euren Befehl in einer Sekunde abknallen könnten."

"Da hast du recht.", murmelte Ramon und beugte sich zu mir rüber, um im Handschuhfach zu wühlen. "Aber ich glaube eher weniger, dass sie dich abknallen werden. In dem Aufzug wohl eher mitnehmen oder direkt vor Ort vergewaltigen.", sprach er desinteressiert und zog seinen gewünschten Gegenstand aus dem Handschuhfach.

"Gott, Ramon.", motzte ich. "Wir gehen nur auf die Geburtstagsfeier einer Fünfzehnjährigen. Da muss man doch nicht schon eine Waffe mitnehmen.", regte ich mich auf.

Er überprüfte, ob noch Munition in der Waffe war. "Ja, aber wie du schon gesagt hast, sind da drinnen mehrere Kriminelle, von denen die meisten sehr schnell sauer werden können und dann um sich schießen.", erklärte er, als er dann plötzlich mich ansah. "Außerdem muss man heute aufpassen, dass dich keiner Entführt oder dich damit", deutete er auf mein Kleid. "begrapscht, obwohl dieses Outfit ja gerade zu danach schreit, dass man es macht.", und schon stieg er aus.

Kurzzeitig war ich geschockt, bis ich nur noch meinen Kopf schüttelte und zögernd ausstieg. Nah an dem Auto lief ich langsam Richtung Kofferraum, wo schon Ramon stand und auf mich wartete, damit wir endlich rein konnten.

"Du musst gar nicht versuchen, dich zu verstecken. Du musst da so oder so durch. Selbst schuld, wenn man sowas als Kleid aussucht.", redete Ramon genervt, was mich jetzt wirklich stinksauer machte.

"Ich wollte das Kleid überhaupt nicht!", fuhr ich ihn zickig an.

"Klar.", verdrehte er die Augen. "Deswegen habt ihr es ja auch gekauft. Und genau deswegen stehst du jetzt so nuttig hier und versuchst dich neben dem Auto zu verstecken.", sprach er spöttisch.

Sauer schaute ich ihn an, wobei er belustigt die Augenbrauen hoch zog. Es reichte mir, dass er mich nicht ernst nahm, weshalb ich nur noch von ihm weg wollte.

"Bleib immer in der Nähe von einem meiner Familie. Immer. Wenn du mal verloren gegangen bist, geh zu den Toiletten im Erdgeschoss. Das war keine Bitte, sondern ein Befehl, verstanden?", schaute er mich streng an.

"Ja, Ramon.", verdrehte ich genervt die Augen.

"Glaub mir: Ich wäre auch lieber ohne dich hier.", murmelte er vor sich hin und streckte mir eine Hand hin.

Unsicher überflog ich die Auffahrt, wo mehrere Blicke auf mir lagen und ich mich sofort noch unwohler fühlte.

"Du kannst nicht ändern, dass du diesen Fummel jetzt anhast, kannst es aber mit Stolz tragen und nicht so herum laufen, wie ein verschrecktes Reh.", darauf konnte ich nur spöttisch auflachen.

You saved meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt