Kapitel 52

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Wir betraten den großen und hellbeleuchteten Saal, der schon von einer großen Menschenmenge gefüllt war, die mich schon ziemlich nervös machte, weshalb ich unbewusst anfing mich noch fester an Ramons Arm zu drücken, die wir verschränkt hielten. Keine Ahnung wieso er das wieder gemacht hatte, aber ich vermute mal, damit auch jeder wusste, dass ich seine Begleitung war.

Die Männer waren alle in dunklen Anzügen und Schleife während ihre Begleitungen eigentlich alle ein Kleid an hatten, das entweder so aussah, wie das weiße, das jetzt wirklich Renées Begleitung trug oder eben so in der Art wie das weinrote, das ich an der Quinceanera an hatte. Zwei weitere hatten auch Frauenanzüge an, aber das zum Glück in weiß und Baby blau.

Die Luft war stickig, während mir der penetrante Geruch von tausenden unterschiedlichen Parfümen in die Nase drangen und in mir eine unglaubliche Übelkeit aufsteigen ließen. Doch das war eher eine Nebensache, wenn man die Blicke der Menschen sahen, die mal wieder alle auf uns gerichtet waren.

Ich senkte meinen Kopf ein Stück weit, um so vielen Blicken wie nur möglich auszuweichen. Ramon schien das nicht so zu stören. Er lief mit gestrafften Schultern und hervorgehobenen Kinn durch den Saal zielstrebig auf genau ein Ziel zu.

"Was hat sie da an?!", keifte direkt die aufgebrachte Raquel ihren großen Bruder an, der nur genervt seine Augen verdrehte.

Verwirrt blickte ich in die Runde und bemerkte auch schon gleich, dass Fernando, Renée, Rocco und seine Frau leicht schmunzelnd den Blick von den Beiden abwendeten und so taten, als hätten sie nichts gesehen.

"Hey Raquel, du schaust auch gut aus.", ignorierte Ramon gekonnt die Frage seiner kleineren Schwester genervt und stellte sich auch weiter in den Kreis seiner Familie rein.

Raquel schaute mich kurz giftig an, bevor sich ihre Miene wieder in genau die selbe änderte, wie sie heute morgen war, als sie mich aus meinem ohnehin schon schlechten Schlaf geweckt hatte.

Stirnrunzelnd ignorierte ich einfach mal den Blick von ihr und drehte mich nun auch den restlichen Anwesenden zu. Doch von denen konnte weder Renée noch Fernando aufhören mich in dem gleichen Blick zu mustern, wie ihre Schwester.

Hatte ich etwas im Gesicht?

Diese ganzen Augen auf mir machten mich unglaublich nervös, weshalb ich einfach versuchte, Augenkontakt mit jemanden zu finden, der halbwegs normal war, was jedoch ziemlich schwierig war. Den Rocco sprach mit seinem ältesten Sohn über irgendetwas geschäftliches und Ferrera, seine Frau, schmunzelte mich vielsagend an, was ich alles andere als verstand.

Ich machte mich automatisch kleiner neben Ramon und hoffte, dass sie nicht mehr auf mich schauen würden.

"Hey Ramon, wie war eigentlich deine Nacht so?", fragte Fernando plötzlich an seinen ältesten Bruder gewandt, der sofort einen grimmigen Blick von diesem zu spüren bekam.

"Nerven aufreibend.", scherzte Renée amüsiert und brachte auch den Rest dazu, sich ein Lachen verkneifen zu müssen.

Fragend schaute ich zu Ramon hoch, der sich vollkommen angespannt hatte und überhaut nicht seinen Familienmitgliedern in die Gesichter sah oder mir.

"Fernando, gehst du mit ihr was zu trinken holen.", stellte Ramon es so hin, als wäre es eine Frage, schaute dabei seinen kleinsten Bruder jedoch warnend an, als dieser ablehnend sein bereits gefülltes Sektglas hochhalten wollte.

Verwirrt, weshalb sich Ramons Stimmung jetzt so auf einen Schlag verändert hatte, stand ich da und merkte erst jetzt, dass ich mit 'ihr' gemeint war, als Fernando seinen angewinkelten Arm vor mich streckte. "Miss, kommen Sie bitte mit.", sprach er mit hoher Stimme und tat so, wie ein alter Mann, was mich persönlich ein bisschen an so Butler aus den Filmen erinnerte.

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