Kapitel 14

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Zwei Tage sind seit der Übergabe her. Zwei Tage in den ich nicht mehr richtig schlafen kann, weil ich jede Nacht das Gefühl habe, zu ersticken.

Zwei Tage, in den sich Josh nur ein mal Daheim hat blicken lassen und das war, als er mich heim gefahren hat.

Gleich als ich endlich wieder Zuhause war, durfte ich von meinem Vater und seiner Frau angeschrien werden, weil mein Stiefbruder einfach die dümmste Lüge erfunden hatte, weshalb ich nicht nach Hause gekommen war.

Er vertuschte seinen Fehler, indem er behauptete, dass ich bei einem Junkie, der damals mit mir in der Schule war, sein und bleiben würde, weil ich Schwierigkeiten mit Debra gehabt hätte.

Ich meine, es stimmt, dass ich Debra hasse und sie mich, aber trotzdem hätte sich Josh auch etwas einfallen lassen können, was mir nicht so große Probleme macht, wie diese. Denn kurz nachdem ich wieder Daheim war, durfte ich zur Strafe einen Tag lang, die Dienerin von Debra spielen, um mich bei ihr zu 'Entschuldigen'. Denn wie immer, war die kleine Debra ein Engel, der nie etwas falsch gemacht hat und auch nie versucht hätte, mich aus dem Haus zu ekeln.

Dass ich nicht lache.

Doch- so unwirklich es sich auch anhören mag- gab es auch gute Aspekte von der 'Bestrafung'. Denn ein Teil davon war es, dass ich zu meiner Tante in Ixmiquilpan, einer Stadt in der Nähe von Mexico City, ziehen muss.

Klar, es ist schon ein bisschen traurig, dass ich mein Zuhause verlassen muss, da ich damit immerhin sehr viele Erinnerungen verbinde. Doch davon wurden die Meisten ohnehin mit schlechten Erinnerungen von meiner Stiefmutter Nicole, meiner Stiefschwester Debra, meinem Stiefbruder Josh und sogar von meinem Vater, überflutet. Zuhause war einfach nicht mehr Zuhause, weshalb ich mich überwiegend über den Umzug freue.

Zudem darf ich auch endlich wieder spanisch sprechen, da es mir in San Francisco von meiner Familie verboten wurde, da sie es nicht verstehen könnten. Doch ich spreche gerne Spanisch. Meine Mutter kam aus Mexiko und redete mit mir nie oder kaum auf englisch. Ich fühlte mich so einfach wohl. Keine Ahnung woran das lag.

Nach dem Plan von Nicole, die es ja gar nicht erwarten konnte, bis ich endlich von hier verschwinde, würde mein Onkel Francesco, morgen kommen und mich abholen. Mit ihm würde ich dann noch einen Tag hier in San Francisco verbringen, bevor wir am Morgen losfahren würden und ein- zwei Zwischenstopps in Mexico machen würden, bis wir bei dem Haus meiner Tante Carmen ankommen würden.

Ich hörte bereits jetzt Nicole herum schreien, da mein Onkel immer so tat, als könnte er schlechtes oder wenig Englisch, um mit mir spanisch sprechen zu können. Ich meine, ganz gelogen war es nicht, aber trotzdem bedeutete es mir viel, dass es Onkel Francesco machte.

Die zeit, bis er kam durfte ich damit verbringen, den Haushalt zu machen. Meine Sachen könnte ich ja dann packen, wenn mein Onkel da wäre, meinte Nicole dreist. Ich hätte mich ihr gerne widersetzt, doch dann hätte ich stress mit meinem Vater gekriegt, der so seine Methoden hat, dass ich mache, was er will.

Für ihn ist es nicht schlimmes, aber für mich. Es sind Aufträge, wie, dass ich in die Stadt gehen sollte und in einem großen Einkaufszentrum etwas kaufen sollte und das ohne Auto. Ich müsste die ganze zeit durch die große und dichte Menschenmenge gehen und würde Zuhause erst wieder ins haus gelassen werden, hätte ich den Einkauf dabei. Da war er strikt.

Ich hatte es einmal versucht und allein fast eine Panikattacke bekommen, als ich kurz vor der Stadtmitte war. Da war es abends und nicht einmal mehr so viele Menschen unterwegs. Aber trotzdem hatte ich es nicht geschafft und musste Nate anschreiben, damit er es für mich erledigte. In diesem Moment fühlte ich mich einfach so nutzlos und unbrauchbar. Eine reine Verschwendung. Ich konnte ja nicht einmal einen richtigen Einkauf erledigen, ohne Angst zu bekommen. Ich war einfach ein erbärmlicher Schwächling...

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