Kapitel 26

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Immer wieder las ich den Namen vor mir und konnte nicht glauben, was da stand.

'Rocco Ruíz'

Erstens war es ein Name, den ich überhaupt nicht kannte, zu einer Person, die ich noch nie im Leben gesehen hatte. Ich hatte keine Ahnung, wer er war oder wie er tickte. Nichts. Ich würde da jetzt rein kommen und kalte Wasser gestoßen werden. Ich wusste doch nicht, wie ich mich diesem Mann gegenüber verhalten sollte oder ob er vielleicht genau so ist, wie Ramon.

Ich hoffte inständig, dass er den Charakter von Renée hatte, dann könnte mir schonmal nicht alt zu viel passieren.

Der Anzugträger neben mir klopfte drei mal gegen die Türe und drückte sie auf, nachdem er ein dunkles "Herein", aus der anderen Seite gehört hatte.

"Hallo Sir, hier ist sie, wie sie bestellt haben.", sprach der Mann hinter mir, der mich gerade eben in das Zimmer geschoben hatte.

"Ja, danke Jason. Du kannst gehen.", meinte der ältere Mann höfflich, wobei man deutlich den spanischen Akzent bei dem Namen heraus hörte.

Die Tür ging wieder zu. Unsicher stand ich nun da und schaute eingeschüchtert nach rechts, wo es zu dem Bürotisch ging. Die Türe war nämlich nicht mittig von dem Zimmer sondern war an der Seite.

"Hallo Katelyn... Richtig?", fragte er mich und runzelte seine Stirn.

Seine Stimme war zwar tief und auch etwas rauchig, doch die Art, wie er die Sachen sagte, wirkten auf mich direkt freundlich. Es schien nicht so, als sei er wie Ramon sondern eher, wie ich es mir erhofft hatte.

Erleichtert atmete ich aus, nachdem ich unbewusst die Luft angehalten hatte. "Äh- Ja, Ja.", antwortete ich und konnte mir wegen der Erleichterung kein leichtes lächeln verkneifen.

"Setz dich doch. ich habe etwas mit dir zu besprechen.", sagte der ältere Mann, der Renée sehr ähnlich sah. Oder eben andersherum.

"Ähm... Ja, danke.", wurde ich nervös und bedankte mich dafür, dass ich mich setzen durfte, was aber eher so wirkte, als würde ich es tun, weil er was mit mir besprechen wollte.

Leicht lachte der Mann auf, was sich fast exakt so anhörte, wie von Renée. Ich setzte mich auf den rechten Stuhl der beiden, die vor dem Bürotisch standen. Ich saß gerade erst, als mir bereits ein Glas Wasser hingestellt wurden war, mit den Worten: "Mein Sohn hat bestimmt wieder seine Manieren vergessen und dir nichts zu trinken gegeben, hab ich recht?"

"Ja, danke.", antwortete ich schüchtern und nahm sofort ein Schluck Wasser.

Nachdem ich es fast leer getrunken hatte, stellte ich es wieder ab und der Mann begann sofort los zu reden. "Also Katelyn, ich bin Rocco Ruíz, was du bestimmt schon an dem Schild an meiner Türe erkannt hast. Nach der Position, die du durch meinen Sohn hier belegst, musst du mich 'Mr. Ruíz' ansprechen, wie jede andere Person in diesem Haus. Aber da wir gleich noch einen anderen Gast hier haben und es für Verwirrung sorgen wird, darfst du mich duzen. In Ordnung?", ich nickte und antwortete, wie es mir von Ramon beigebracht wurde mit einem deutlichen "Ja"

"Okay. Wie ich hörte, hattest du das Papierstück und es wurde dir abgenommen. Ich würde gerne erfahren, wem du es geben musstest.", bat mich Rocco nett nach den Informationen, den ich gestern Abend bereits Ramon gegeben hatte.

Die Frage machte mich unsicher und ich schämte mich plötzlich irgendwie dafür, dass ich es nicht zurückgeben konnte, obwohl es ja eigentlich meine Schuld war. Unruhig knetet ich meine Hände und kratzte wieder die Haut an meinem Zeigefinger ab. "Der- Der Mann hatte ein- ähm-", stotterte ich, wurde aber unterbrochen.

"Ganz ruhig. Ich möchte nur erfahren, wer diesen Zettel hat. Es war gar nicht deine Aufgabe, ihn zu haben. Dass er jetzt weg ist, ist nicht deine Schuld.", beruhigte mich Rocco freundlich und so nett, dass man überhaupt nicht auf die Idee kam, dass es hier gerade um das Rezept einer neuen Droge ging oder er ein Mafiaboss war.

You saved meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt