Kapitel 74

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Verschlafen schreckte ich aus meinem Schlaf auf, als ich ein rumpeln hörte. Sofort setzte ich mich in dem Bett auf und schaute mit halb geöffneten Augen in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.

Genau das hatte ich erwartet!

Ein Ramon, der sich gerade die Krawatte beim laufen binden wollte und mal wieder tollpatschig, wie er manchmal war, mit seinem Fuß irgendetwas am Boden zur Seite kickte, dass ordentlich schepperte.

Sein Blick war erst auf den Boden gerichtet, bevor er mit einem verzogenen Gesicht und geschlossenen Augen, seinen Kopf hob. Langsam öffnete er sie und bekam uhrplötzlich ein monotonen Gesichtsausdruck.

"Er hat angefangen.", deutete er auf den Gegenstand, den er zur Seite gekickt hatte.

Lachend verdrehte ich meine Augen und schmiss meinen Kopf wieder zurück auf das Kissen, wo ich meine müden Augen noch kurz rieb.

"Wohin gehst du?", fragte ich mit schläfriger Stimme und bekam schon gleich ein trockenes: "Zur Arbeit."

Sofort saß ich wieder senkrecht im Bett und schaute Ramon mit geweiteten Augen an.

"Und du hast mich nicht geweckt?", wollte ich aufgescheucht wissen und schwang auch schon meine Beine von der Bettkante, wobei ich ein kurzes ziehen in meinem Unterleib verspürte, dieses jedoch nach einem gequälten Gesichtsausdruck auch gleich wieder in den Hintergrund stellte.

"Ja?", antwortete Ramon verwirrt und tat so, als wäre es selbstverständlich gewesen, mich verschlafen zu lassen.

"Ja? JA?!", meckerte ich ihn verständnislos an und blickte ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen an. "Willst du mich eigentlich verarschen?! Ich bin deine Sekretärin und so weit ich weiß, muss eine Sekretärin ebenfalls immer anwesend sein, sowie Pünktlich zu erscheinen. Was mich erneut zu der Frage bringt: Warum hast du mich nicht aufgeweckt?!", ich war sauer, was wohl eher weniger schwer zu erkennen war.

Ich war gehetzt und musste mich beeilen, mich fertig zu machen. Mir blieb es zwar nicht ungesehen, dass ich durch mein Schreien Ramon ebenso wütend gestimmt hatte, doch es war mir egal. Er hätte es nicht abbekommen, hätte er mich eben gleich geweckt, was er nicht getan hat. Jetzt konnte ich hier schon durch das Anwesen sprinten, nur um meine bescheuerte Arbeitskluft zu holen und mich frisch zu machen. Und so gut wie ich Ramons Routine kannte, war mir bereits klar, dass ich, nachdem er seinen Anzug angezogen hatte, lediglich fünf bis zehn Minuten hatte, bis ich ebenfalls im Wagen sitzen musste.

Warum musste ich auch heute arbeiten und warum zum Teufel musste Ramon schon so früh aufstehen? Ich hatte seit Jahren nicht mehr so friedlich geschlafen wie in dieser Nacht und trotzdem musste sie so früh ein Ende nehmen...

Das war nicht fair...

Ich meine, ich verstand es schon. Ramon arbeitete in der berühmten und noblen Firma seines Vaters und war bereits wegen den Tagen in San Diego zu selten in der Arbeit. Er musste viel nachholen, ebenso wie ich. Der Punkt, der mich störte, war, dass Schlaf eigentlich reine Zeitverschwendung war, wenn man es genau betrachtete, und man immer schlecht schlief, wenn man ausschlafen konnte und gut, wenn man früh raus musste.

Das war so nervig.

Ich war außergewöhnlich schnell fertig, wobei die Zeit dieses mal aber nur dafür reichte, Wimperntusche aufzutragen.

Mit rasendem Herzen rannte ich heraus, direkt in die Eingangshalle, wo mich bereits ein angespannter Ramon erwartete. Angelehnt an der Wand war sein Kopf aus sein Handy gerichtet, als ich an ihm vorbei lief, kurz pfiff, damit er mich bemerkte, und schon in die Einfahrt lief in der bereits der übliche Wagen für die Arbeit vorgefahren wurden war.

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