Kapitel 5

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Das Blut floss immer noch aus der Wunde und es schien auch nicht mehr aufhören zu wollen.

Nachdem sie mir den dritten Schnitt gemacht hatten und Ramon Josh seine Anweisungen gegeben hatte, sind beide still aus dem Raum raus gegangen. Das müsste jetzt bereits eine Stunde her sein und ich hörte immer noch, die einzelnen Bluttropfen auf den Beton unter meinen Füßen tropfen.

Mittlerweile habe ich mich wieder normal auf den Stuhl gesetzt und schaue ruhig gegen die graue Metalltüre genau vor meiner Nase. Ich merkte noch leicht wie mir Wasser die Wangen herunter rann, ignorierte es aber. Ich hatte ohnehin so wenig Kraft momentan, dass ich mir vorkam, wie eine leere Hülle.

Die Minuten vergingen und meine Augenlider wurden immer schwerer. Mein ganzer Körper schmerzte und flehte einfach nur noch nach Entspannung. Kraftlos sank mein Kopf auf meiner Schulter und meine Augen waren nur noch Schlitze. Ich wollte eigentlich gar nicht einschlafen. Ich wollte auf die Brüder warten und wissen, was als nächstes geschieht, doch so langsam konnte ich nicht mehr.

Gerade als ich meine Augen schließen wollte, sprang die Türe auf und ich hörte Fußschritte auf mich zukommen.

Ich machte meine Augen noch einen Spalt auf, blieb jedoch so träge auf dem Stuhl sitzen, da ich wirklich keine Energie mehr hatte.

"Dios mío! Desde que completas las idiotas o por qué no me has esperado hasta que detengo el sangrado?! (Oh mein Gott! Seit ihr komplette Idioten oder warum habt ihr erst auf mich gewartet, bis ich die Blutung stoppe?!) ", schrie eine mir unbekannte männliche Stimme aufgebracht.

"Porque eres el médico y te pagan por ello. (Weil du der Arzt bist und dafür bezahlt wirst.)", kam die Gleichgültige Stimme von Ramon.

Dieser Mann war so ein mieses Arschloch!

Ich sah aus dem Augenwinkel verschwommen, wie jemand meine Handgelenke auseinander schnitt und mein rechtes Handgelenk zu sich zog. Ich wehrte mich nicht, vermutlich auch nur, weil ich nicht einmal seine Hände an meinem Unterarm spürte.

Ich bekam noch gedämpft mit, wie jemand etwas sagte, doch schon übermannte mich die Müdigkeit und ich schloss erschöpft meine Augen.

-

Der Geruch von Moder, Schweiß und getrockneten Blut ließ mich meine Augen ruckartig öffnen. Ich war noch im selben Raum wie vorhin, im selben Gebäude wie die Brüder, wovon mich einer fast umgebracht hat.

Schwach schob ich meinen Arm unter der Decke hervor und betrachtete den dicken Verband um mein Unterarm. Der Fremde von vorhin muss mir wohl Schmerzmittel gegeben haben, da ich nun wirklich gar nichts mehr von der Verletzung oder den Rest meines Körpers spürte.

Träge schaute ich mich um und realisierte erst jetzt wirklich alles um mich herum. Ich lag auf einer dünnen und dreckigen Matratze die nach Schimmel roch und das auch mit Sicherheit tat. Auf mich wurde eine Decke gelegt, die weiß war und nur wenige dreckspuren aufwies. Sie sah auch nicht so alt aus wie die Matratze worüber ich auch ein wenig froh war.

Der komplette Raum war dunkel und ich konnte gewisse Sachen nur schwer erkennen. Doch ich sah zwei Stühle an der Wand stehen und erkannte leicht einen Eimer in der anderen Ecke stehen. Ich wollte gar nicht wissen, weshalb der hier drinnen stand und wenn es doch den Grund hatte, den ich vermutete, hoffte ich inständig, dass ich ihn nie benutzen müsste.

Langsam richtete ich mich auf und stützte mich mit meinem rechten Arm ab. In dieser Position pulsierte die Wunde zwar ein bisschen, doch es war nicht schlimm. Ganz im Gegenteil. Ironischerweise war ich froh dieses leichte ziehen von meinem Körper zu spüren, da ich ja noch nicht einmal die Matratze unter mir wirklich spürte.

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