Meine Beine trugen mich die Steinstufen herunter. Je näher ich an den festen Boden des Kellers kam, desto mehr stieg mein Puls. Es war schon so, als würde mein Körper schon längst wissen, was gleich auf mich zukommen würde.
Mein Körper sagte mir, dass ich gehen sollte und so schnell wie möglich aus dem Keller verschwinden sollte. Ich hatte hier unten nichts zu suchen und sollte einfach oben auf Ramon warten, der mir selbst die Probleme sagen sollte.
Mein Kopf war da jedoch ganz anderer Meinung. Er sagt mir, dass Ramon Geheimnisse hatte, die ich erfahren musste, da er sie mir niemals selbst verraten würde. Er sagte mir, dass ich es erfahren dürfte als seine Freundin. Ich dürfte es erfahren. Wir waren in einer Beziehung und dabei sollte es keine Geheimnisse geben.
Das Beste kam aber als mir mein Kopf sogar noch mein schlechtes Gewissen ausreden wollte. Ich bildete mir ein, dass es vielleicht etwas war, dass Ramon mir niemals selber sagen würde, da er sich dafür schämte.
Weil sich der liebe Ramon Ruíz auch jemals für etwas schämen musste. Dass ich nicht lache!
Ich lief weiter den Flur an den grauen Türen entlang. Doch bereits als ich an der Treppe stand fiel mir das Zimmer, in dem Debra sich eigentlich befand am meisten auf.
Irgendwie traurig. Obwohl Debra meine Stiefschwester war hatte ich sie gefoltert und mich im nachhinein überhaupt nicht mehr dafür interessiert, was mit ihr passiert war. Das war doch nicht normal.
Mit einem noch mulmigerem Gefühl lief ich auf die offene Türe zu und blieb ungefähr bei der Hälfte des Weges schon stehen. Ein dumpfer Schlag war zu hören, der zu hundert Prozent nicht davon kam, weil man auf einen Boxsack einschlug.
Mein Herzschlag beschleunigte sich und mein Atem, der eigentlich ohnehin schon schwer war, stoppte komplett. Es war so, als würde er einfach in meinem Hals stecken bleiben.
"Ach mein verhasster Bastard Josh. Leider verreckst du nicht so leicht. Oder sollte ich doch eher sagen, zum Glück.", hörte ich die Stimme von Ramon die aus dem Zimmer mit der offenen Türe drang. Die Tonlage war so tief, gefährlich und weckte damit nur noch die schlimmen Erinnerungen in mir.
Ein spucken war zu hören. "Fick doch deine eigene Mutter, Ramon!", fluchte eine gequälte Stimme die ich nur zu gut kannte. Es war Josh. Joshua White. Mein Stiefbruder!
Wie ich diese Stimme erkannte, gefror mir das Blut in den Adern. Ich wollte herein rennen und ihn retten oder Ramon davon abhalten, noch mehr zu tun. Doch wie immer befand sich mein Körper in einer Schockstarre. Selbst wegrennen konnte ich nicht mehr. Das einzige was mir noch möglich war, war zuzuhören, was die beiden miteinander sprachen.
"Nein...", war es wieder die bösartig amüsierte Stimme von Ramon, der eine kurze Pause machte. "Dafür hab ich doch deine Schwester.", geschockt weitete ich die Augen und spürte wie der innere Schmerz in mir mit diesem Satz nur noch anstieg.
"BRING DICH UM, RAMON! ERSTICK AN DEINEM EIGENEN SCHWANZ!", schrie Josh aus vollem Hass auf Ramon, der dabei nur einen tadelnden Ton heraus ließ.
"Tz, Tz, Tz... Aber Josh, das ist doch mein Spruch. Du musst wohl alles klauen.", konnte ich schon in meinem Kopf sehen, wie Ramon den Kopf dazu schüttelte. "Aber jetzt mal wieder zum Wesentlichen."
"Das wesentliche ist, dass ich dich zu Tode prügeln werde!", schrie Josh weiter, was Ramon nur mit einem spöttischen Ton kommentierte.
"Nur weil deine Tankstellen Nutte von Mutter behauptet, dass du stark wirst, wenn du dein Gemüse ist, heißt es noch lange nicht, dass es stimmt. So als kleine Erinnerung.", nahm Ramon Josh überhaupt nicht ernst. Aber das tat er bei Gefangenen nie.
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You saved me
RomanceEin einfaches Mädchen wird eines Tages von Anhängern der Mafia entführt und sollte eigentlich für Geld wieder zurück gehen. Aber was ist, wenn die falsche Person entführt wurde? Textausschnitt: „Pack deine Sachen!", befahl er ruhig aber trotzdem so...