Kapitel 58

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Stocksteif stand ich immer noch geschockt im Türrahmen uns sah wie sich Javier auf seinem Bett langsam aufrichtete und mir emotionslos entgegen sah.

Das hat er doch gerade nicht wirklich gesagt?!

"W-Was?", stotterte ich und hoffte inständig, dass ich mich nur überhört hatte.

Javiers Gesicht änderte sich schlagartig. Er wirkte geschockt und verwundert zugleich, das jedoch nur gespielt.

"W-Was?", machte er mich provokant nach als er wieder eine saure Miene aufsetzte. "Tu doch nicht so. Du bist eine kleine Schlampe die entweder die persönliche Nutte von unserem kleinen Mafiasohn Ramon Ruíz oder arbeitest bestimmt noch freiwillig in einem der Stripclubs von denen.", sprach er niederträchtig, als er so tat, als wäre ihm gerade ein Licht aufgegangen. "Oder noch besser! Du machst beides. Bist einerseits die Nutte von Ramon, die ihm jederzeit seinen Schwanz lutscht und gleichzeitig die billige Nutte, die sich liebend gerne auf die schrumpeligen Schwänze der alten Säcke setzt, die dir ein paar Scheine zuwerfen. Oh ja... Genau so bist du", gab er selbstsicher von sich und brach mir damit mein Herz nur noch weiter.

Mein Herz schmerzte, während ich einfach still auf meinen Cousin vor mir schaute und nicht fassen konnte, was er da gerade zu mir gesagt hat. Langsam spürte ich eine Träne an meiner Wange herunter rollen, wischte sie jedoch nicht weg, da ich sie nicht beachtete.

Bösartig lachte Javier auf. "Ja, genau! Jetzt anfangen zu heulen, als hätte ich nicht die Wahrheit gesagt...", schüttelte er immer noch lachend seinen Kopf. "Du kannst dir die Show sparen. Sie wird nichts bringen. Ich weiß ganz genau, wie du tickst also...", zuckte er uninteressiert mit seinen Schultern.

Ich konnte es einfach nicht fassen, dass er mich so runter machte, dann meint, ich würde nur eine Show abziehen und anschließend auch noch davon reden, dass er wüsste wie ich 'ticke'.

Dass ich nicht lache.

"Du weißt also, wie ich ticke, mh? Du bist wirklich lustig, Javier!", schüttelte ich ebenso lachend wie Javier es vorhin gemacht hatte, meinen Kopf. "Du hast keine Ahnung!", schrie ich ihm wütend entgegen. "Du hast keine Ahnung, wie es mir geht oder ich alles durchmachen musste! Mich auf schrumpelige Schwänze setzten? Lustig... Das einzige was ich in der Zeit bei Ramon gemacht habe, war entweder Drecksarbeit zu machen, andere Leute über meinen Kopf hinweg über mich entscheiden zu lassen, als wäre ich eine Puppe und... oh! Genau! Fast mein Leben zu verlieren, weil ich bei der VERFICKTEN MAFIA BIN!", schrie ich ihn wütend an und erhoffte reue oder so etwas in der Art bei Javier zu wecken, doch da war nichts. Er schaute mich nur weiter emotionslos an und machte nichts.

Er glaubte mir ja nicht einmal...

Weitere Tränen rollten meine Wangen herunter, die ich immer und immer wieder versuchte wegzuwischen als dann auch schon die nächsten kamen. Ich wollte nicht weiter in diese Augen schauen, die mich anstarrten, als wäre ich nichts Wert oder Müll.

Weinend schaute ich weg, als ich fest schluckte und tief durchatmete, bevor ich wieder gerade aus schauen konnte.

"Ich habe dir den Brief geschrieben und wirklich gehofft du würdest mich verstehen, aber-"

"Dich verstehen", lachte Javier laut auf und unterbrach mich damit. "Wie toll, dass du als billige Nutte deinen Humor nicht verloren hast... Wie könnte ich dich verstehen wenn du nicht einmal einen Grund geschrieben hast, weshalb du einfach so mit diesem dummen Arschloch mitgegangen bist, hm? Aber nein, natürlich nicht! Das wäre natürlich zu viel gewesen für dich"

"Dir den Grund sagen?! Wie sollte ich das können, wenn ich ihn doch selbst erst Tage später erfahren habe?!", schrie ich ihn an, da es mir langsam reichte, wie er mich immer als Sündenbock hinstellte. "Ich gebe zu, dass ich es dir eher erzählen hätte sollen. Vor allem bei dem Telefonat, aber trotzdem hättest du mich weder da noch jetzt so anfahren müssen! Seit ich da bin hab ich gar nichts mehr, was ich selber entscheiden darf. Wirklich nichts mehr! Ich bin wie eine kleine Puppe die tun und lassen muss, was ihr andere Menschen sagen. Darf nur da schlafen und um die Uhrzeit essen, wo es mir gesagt wird. Ich muss das anziehen, was mir gegeben wird, wobei ich ebenso wenig Rechte habe wie in allen anderen Sachen, die mich und meinen Körper angehen. Ich habe Freiheiten, ja. Das gebe ich zu, aber auch nur begrenzte. Ich hätte schon öfters fliehen oder die Polizei rufen können, habe es aber nicht getan. Ich hätte dich öfters anrufen können und dir alles besser erklären können, habe ich aber nicht, weil ich die Strafe dafür niemals erleben wollte und zudem diesen dämlichen Schutz von den Ruíz brauche!", schrie ich mir die Seele aus dem Leib und brauchte eine kurze Pause, um wieder atmen zu können.

You saved meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt