Kapitel 8

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Meine geschockte Miene ändert sich schnell zu einem wissenden lächeln. Die zwei Personen treten zügig voneinander weg und Edith versucht verzweifelt den Anschein zu erwecken, als wäre es nicht das, wonach es aussah.

Doch dieser Versuch machte mein Grinsen nur noch größer. Ungläubig zog ich meine Augenbrauen in die Höhe. "Ach wirklich? Muss ich mich wohl nur versehen haben.", tat ich einfach mal so, als würde ich Edith glauben, um die Beiden ein wenig aus ihrer unwohlen Situation herauszuholen.

Edith schaute mich dankbar lächelnd an, als ich meinen Blick zu der anderen Person im Raum schweifen ließ.

Der Mann mit kurzen, grau-schwarzen Locken schmunzelte mich leicht an, bevor er einen kleinen Schritt auf mich zu ging, mir seine Hand hin hielt und sich höfflich vorstellte: "Hallo, ich bin Ivar und der Arzt."

Höfflich zurück lächeln gab ich ihm ebenfalls die Hand und stellte mich vor, als mir ein Gedanke kam.

"Entschuldigen Sie die Frage, aber haben Sie die Wunde an meinem Unterarm zugemacht?", fragte ich etwas schüchtern.

Der Mann nickte. "Ja, ich wollte nähen, aber Mr. Ruíz hat mir nur fünf Minuten mit Ihnen gegeben. Und duzen wir uns doch.", schlug er vor, worauf ich einfach nur einverstanden nickte.

"Da ihr euch ja jetzt kennt, möchte ich bitte wieder unseren Weg fortführen. Auf Wiedersehen Mr. Calvo.", teilte Edith abweisend an, nahm mir die Kleidung ab, verstaute sie in einem der Spinde ohne Namen und zog mich schnell hinter sich her. Als wir gerade dabei waren, die Stufen hochzusteigen, drehte ich meinen Kopf kurz nach hinten und sah dort den grinsenden Ivar, der seiner geliebten Edith hinterher sah.

Die Beiden waren einfach ein Traumpaar. Nur fand ich es ein bisschen traurig, dass sie es versuchten zu verheimlichen.

-

Edith zog mich die Gänge entlang bis wir an einem kleinen Raum ankamen, dessen Türe ich fast gar nicht erkannt hätte. Sie war mit der gleichen Tapete, wie die restliche Wand des Flurs beklebt und nur ein kleiner Türknauf zeigte, dass dort eine Türe war.

Edith drehte den Türknauf und zog mich in den kleinen Raum hinein. Den etwas zu kleinen Raum... Ohne Fenster...

Ich atmete tief ein und aus und versuchte mich einfach auf Edith zu konzentrieren, die gerade das Licht angemacht hat, wobei mir die Wände noch näher vorkamen. Ich schloss meine Augen, atmete noch einmal tief durch und redete mir im Kopf ein, dass der Raum nicht so klein war und ich auch nicht hier eingesperrt war.

Es klappte! Bis ich meine Augen wieder öffnete.

Edith hatte mir den Rücken zugekehrt und zeigte mir die Putzutensilien vor mir. Doch ich drückte mich nur panisch mit dem Rücken gegen die Wand und versuchte mir verzweifelt einzureden, dass alles okay sei. Ich weder von den Wänden zusammen gequetscht werde, noch ich an Sauerstoffmangel ersticken werde.

Doch genau als ich an den Sauerstoffmangel dachte, fühlte es sich an, als hätte ich Ramons Hände wieder an meinem Hals, die stark zudrückten und mir förmlich das Leben ausdrückten.

Ich konnte nicht mehr. Ich drehte mich um und versuchte panisch die Holztüre aufzuziehen. Doch meine Hände zitterten wie verrückt, weshalb ich einige Anläufe brauchte, bis ich endlich den dämlichen Türknauf umdrehen konnte und heraus treten konnte.

Ich lief an die Gegenüber liegende Wand und lehnte mich schwer atmend an ihr an. Mit geschlossenen Augen und einer Hand auf meinem rasenden Herzen, versuchte ich tief durchzuatmen, als ich die kleine Hand von Edith an meiner Schulter spürte.

Sie versuchte vielleicht mich zu beruhigen, doch ich zuckte trotzdem bei dieser kleinen Berührung zusammen. Gerade erst fühlte es sich noch so an, als hätte ich Ramons Hände an meiner Kehle und jetzt kam die Hand an meiner Schulter. Ich konnte einfach nicht anders, als zusammen zu zucken.

You saved meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt