Die Nacht konnte ich wenig bis gar nicht schlafen. Das Zimmer war einfach viel zu klein und des Öfteren bin ich nur aufgewacht, weil ich das Gefühl hatte zu ersticken. Das ging, glaube ich, zwei Mal so ist es mir reichte und ich mich kurz in den Flur stellte und dort tief durchatmete. Als ich dann wieder in mein Zimmer laufen wollte, war ich kurz davor auf dem Flur zu schlafen. Da hatte ich wenigstens genug Platz.
Klar ist mir bewusst, dass die Wände nicht auf mich zukommen können, aber trotzdem wirkt es vor meinen Augen ganz oft so. Da hilft es auch nicht meine Augen zu schließen. Kurz schaute ich zur Seite auf den großen Flur, als ein breitgebauter, großer Mann seinen Kopf von links in den Flur streckte und mich drohend ansah.Da bekam ich angst, dass er das als Fluchtversuch ansah und Ramon oder Renée bescheid sagen würde.
Schnell verschwand ich wieder in meinem Zimmer und zog die Türe hinter mir zu, wo ich erst einmal mit dem Ohr an dem Holz verharrte, um zu lauschen, ob Schritte sich meinem Zimmer näherten. Doch als ich nach gut einer halben Stunde nichts hörte, atmete ich tief durch und öffnete meine Augen wieder.
Schlechte Idee.
Denn da hatte ich wieder die Wand vor mir, was dazu fügte, dass mir wieder genau klar wurde, wo ich mich befand, was in mir erneut einfach eine riesen Panik plus Fluchtinstinkt hervor rief. Schweratmend und mit schnellerem Herzschlag riss ich meine Türe auf, trat einen Schritt heraus und stützte mich mit meinen Händen auf meinen Knien ab.
Ich atmete mehrere male aus und ein, bevor ich ein lautes Räuspern von Seite des Flures hörte, was mir wohl zeigen sollte, mich wieder in das Zimmer zu verdrücken.
Zögernd tat ich das auch, aber ließ meine Zimmertüre einen Spalt offen und legte mich mit Blick auf den schwachen Lichtstrahl, der durch die Lücke schien ein.
Es reichte zwar nicht, um mir eine gute restliche Nacht zu bescheren, doch reichte vollkommen aus.
-
In dieser Nacht wachte ich noch um die fünf bis sechs mal auf, bis mich die Stimme von Edith sanft aus dem Schlaf weckte.
"Guten morgen mi hijo. Wach auf und warte bitte in einer halben Stunde bei der Angestelltenkammer.", bettete sie höfflich darum.
Dann verschwand sie auch wieder und ließ meine Türe komplett offen. Vielleicht war es, um sicher zu gehen, dass ich auch wirklich aufstand, aber mich beruhigte der Blick auf den Flur einfach nur noch weiter schlafen.
Ich schloss kurz meine Augen und war schon wieder fast dabei einzuschlafen, als ich die quietschende Stimme von Cloe im Flur hörte, die wohl gerade versuchte leise zu reden. Eine Sache, die nicht ganz so funktionierte, wie sie es vermutlich hätte.
"Ja, ich sag's euch. Die ist klein, hat zu große Kurven und hässliche Haare. Dass die auch nur daran denkt, Ramon würde sie wollen ist lächerlich."; darauf ertönte ein amüsiertes lachen, das definitiv von mehreren Frauen kommen musste. "Und das beste ist ihr Name. Katelyn. Wetten war sie eine Einser-Schülerin die jeden ihrer Mitschüler sofort verpetzt hat, wenn sie ihren Müll nicht richtig getrennt haben.", machten sie sich weiter lustig.
Was sie sagten, versetzte mir einen Stich ins Herz, da ich genau wusste, dass sie über mich redeten und über mich Witze machten. Und das alles nur, weil sie denken, ich würde etwas von dem Monster Ramon wollen. Man merkte zwar, dass die Frauen da draußen so dumm waren, dass sie vermutlich nicht einmal richtig mitbekamen, was sie da sagten, aber trotzdem schmerzten ihre Worte.
Vor allem der lustige Witz am Ende war hart für mich. Eine Träne kullerte mir die Wange herunter, die ich direkt wegwischte und mir weitere zurück kniff. Ich blieb still sitzen und wartete darauf, bis die Frauen endlich gingen.
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You saved me
RomanceEin einfaches Mädchen wird eines Tages von Anhängern der Mafia entführt und sollte eigentlich für Geld wieder zurück gehen. Aber was ist, wenn die falsche Person entführt wurde? Textausschnitt: „Pack deine Sachen!", befahl er ruhig aber trotzdem so...