25. Fünf Sterne

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Fünf Sterne


„War scharf. Und sehr lecker." Marie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.

„Is mir vielleicht n bisschen viel Tabasco reingeraten", sagte Felix. „Aber ick mag's scharf."

„Ich auch. Und jedenfalls bin ich jetzt wieder wacher."

„Kannst auch noch nen Kaffee haben."

„Ne, besser nicht." Marie lachte. „Dann stehe ich nachher senkrecht im Bett."

„Jut, zum Schlafen wär dit nich so optimal." Felix sah sie an und grinste, während er sein Wasserglas, das neben seinem Teller auf dem Tisch stand, drehte. „Aber für andere Dinge kann dit durchaus ne Option sein."

„Du meinst, falls ich noch ne Glühbirne reindrehen muss oder so?"

„Ja, jenau dit mein ick."

Marie grinste. „Ich muss gerade aus irgendwelchen Gründen an ne Textzeile denken, die ich nie kapiert habe. Is von ner Berliner Band. Die heißen Die Ärzte – kennste vielleicht, oder?", fragte sie ironisch.

„Na klar." Er zeigte einen Großteil seiner Zähne und zuckte dabei mit den Schultern. „Haben mich jetzt nie so janz überzeugt, aber sind schon okay. Kenn wahrscheinlich auch gar nich so viel von denen."

Und dann machen wir's im Liegen, und dann machen wir's im Stehn,
Schrippe, Stulle, von der Lampe und danach auf allen Vier'n
", zitierte Marie den Liedtext im passenden Rhythmus.

Felix sah sie mit leicht zusammengekniffenen Augen an und biss sich auf die linke Seite seiner Unterlippe. „Mhm", machte er abwartend.

„Ja, und da wollte ich fragen, was das wohl bedeutet. Also... Schrippe – in diesem Zusammenhang."

„Na ja. Manchmal ist ne Stärkung zwischendurch nicht schlecht. Oder vorher eben." Er schob Messer und Gabel auf seinem Teller zusammen. „Ob man dazu jetzt ne Schrippe – also ein Brötchen - oder was anderes isst, ist wahrscheinlich Geschmackssache."

„Ah, okay." Marie nickte langsam. „Das ergibt Sinn." Sie wusste nicht, warum sie gerade in so einer gelösten, fast albernen Stimmung war. Und dazu noch mit einer offensichtlichen Tendenz zu anrüchigen Themen – auch wenn Felix damit angefangen hatte. Vielleicht war das aber keine gute Idee in Anbetracht der Tatsache, dass sie vor nicht mal zwei Stunden eine Panikattacke gehabt hatte. Oder vielleicht war es auch gerade die richtige Taktik, um böse Geister zu vertreiben. Felix schaute sie an, aber Marie konnte jetzt nicht ruhig dasitzen und sich anstarren lassen oder zurückstarren. Sie musste sich bewegen. Ruckartig stand sie auf, nahm ihren Teller und trug ihn in die Küche. Sie hörte, wie Felix sich räusperte, ein Stuhl schleifte geräuschvoll über den Boden.

„Ick mach ma Musik an, wa?" Er schaltete das Radio ein. „Aber keene Ärzte."

„Sektormusik, klare Sache", sagte Marie, die schon bei den ersten Takten ahnte, welcher Radiosender eingestellt war. Moderne Musik. Solche, die Marie bei nächtlichen Überlandfahrten wach hielt.

Some days I can feel it, but the feeling ain't all blue
You got me believing, one day you gotta come through...

Felix öffnete die Spülmaschine und nahm Marie den Teller aus der Hand. „Alles rin da."

„Okay." Sie reichte ihm auch die Töpfe und alles andere an.

Marie konnte ein Gähnen nicht unterdrücken. Kein Wunder, ihr Körper hatte heute Höchstleistungen erbracht und jede Menge Stress erlebt.

„Doch nen Kaffee?", fragte Felix, dem offenbar nichts entging.

„Ne, wirklich nicht. Sonst ist mein Schlafrhythmus komplett im Arsch."

Strange attraction (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt