37. Schonzeit

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Schonzeit

„Okay", sagte Felix, nachdem er die Wohnungstür hinter ihnen beiden geschlossen hatte. „Da wären wir also."

„Mhm." Marie nickte.

An einem Schuhregal blieb er stehen und zog seine Sneaker aus. Marie tat es ihm gleich und schob die Schuhe an die Wand. Sie legte auch ihre Tasche auf dem Regal ab, um die Regenjacke abstreifen zu können. Felix nahm sie ihr wortlos ab und hängte ihre beiden Jacken auf. Marie fand das alles seltsam und fremd und wusste nicht, wie sie sich verhalten, was sie sagen sollte.

„Gut." Er trat an die Tür links und öffnete sie. „Das ist dann deins."

Marie schaute in den Raum. Felix ließ ihren Rucksack auf einen Sessel sinken, der hinter dem Bett in einer Ecke stand. Daneben erkannte Marie einen Nachttisch und einen Tisch samt zwei Stühlen am Fenster. Den ganzen Raum konnte sie allerdings nicht einsehen. „Mhm", machte sie erneut.

„Hier ist auch ein Bad." Er wies auf eine Tür an der Wand gegenüber dem Bett. „Ist etwas klein, aber, ja..."

„Gut."

„Ich zeig dir noch den Rest", sagte er und kam auf sie zu. Marie machte ihm Platz, so dass er wieder in den Flur treten konnte, und folgte ihm dann.

Felix ging voraus zu der der Wohnungstür gegenüberliegenden Tür. Er öffnete sie und ließ sie weit offen stehen. Marie folgte ihm hinein. Ein großer, heller Raum. Hohe Decken, aber kein Altbau. Oberlichter. Alles war hier neu und modern, die Wände weiß oder grauweiß. Es war ein Penthouse, das hatte sie natürlich sofort bemerkt, als sie aus dem Fahrstuhl ausgestiegen waren. Offenbar hatte Felix gewisse Vorlieben. Sogar eine große Dachterrasse gab es auch in dieser Wohnung. Couch, großer Fernseher, Bücherregal. Ein Tisch mit leichten, stylischen Stühlen. Zimmerpflanzen. Etwas separiert war eine Küche zu erkennen. Ein zweiter, kleiner Flur mit vier weiteren Türen schloss sich an. Die Wohnung war riesig.

„Ähm, ja." Er fuhr sich durch die Haare. „Ist, glaube ich, soweit selbsterklärend. Da hinten", er deutete auf eine der Türen, die nur angelehnt war, „ist auch ne Waschmaschine. Falls du..." Er musterte sie kurz.

Marie folgte seinem Blick und sah an sich herunter. Die Jeans war schmutzig und auch an der Strickjacke hatte sie zwischenzeitlich kleine Flecken entdeckt. Getrocknetes Blut vermutlich. Sie hatte den Wink verstanden. Aber noch hatte sie ein wenig frische Wäsche in ihrem Rucksack. „Mhm, danke."

„Okay." Er nickte. „Ich würde jetzt ehrlich gesagt einfach gerne Essen bestellen. Was denkst du?"

„Ich sollte dringend duschen." Im Krankenhaus war ihr das irgendwie nicht in den Sinn gekommen. Aber jetzt sehnte sie sich danach, einfach alles abzuspülen.

„Ja, klar." Er nickte. „Kannst du ja in der Zwischenzeit." Er zog sein Handy hervor. „Chinesisch vielleicht?"

„Weiß nicht, ob ich Hunger hab."

Er ließ das Smartphone sinken und schaute sie an auf eine Weise, die Marie an ihre Oma erinnerte. „Solltest aber was essen. Kann ja einfach was mitbestellen und dann siehst du, ob du Hunger hast."

„Mhm." Marie nickte. Vermutlich hatte er sogar recht. „Dann bitte was ohne Fleisch und nicht zu scharf. Reis vielleicht."

„Gut." Er nickte und bediente sein Handy.

„Dann gehe ich jetzt duschen", sagte Marie und wandte sich ab.

„Kannst du das denn?"

Irritiert drehte sie sich wieder um, etwas zu ruckartig für ihre Rippen. „Was?", fragte sie.

Strange attraction (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt