55. Verbunden

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Verbunden


„Hej?" Marie stand unschlüssig zwischen Tür und Bett.

„Hey." Felix' Stimme klang nach einem Lächeln. Sie stellte den Ton am Smartphone etwas lauter.

„Und? Alles okay bei dir?" Marie zog die Schultern hoch und kniff die Augen kurz zusammen. Es fühlte sich gerade komisch an und sie spürte ein leichtes Kribbeln, das ihr vom Nacken ausgehend den Rücken hinablief, um sich dann in ihrem Bauch zu sammeln.

Felix lachte. „Ähm, ja, schon."

„Gut."

Es entstand eine kurze Pause, ehe er sich räusperte. „Ja... bin heute noch in Berlin. Und morgen geht's dann nach Cottbus erst mal."

Marie fiel auf, dass seine Stimme sich anders anhörte. Anders als wenn sie sich gegenüberstanden und anders als im Podcast. Aber es erinnerte sie an den Tag, als er bei 1Live angerufen hatte und sie seine Stimme auf einmal aus ihrem Radio gehört hatte. „Drei Auftritte im Osten hattest du gesagt, oder?"

„Mhm. An drei Tagen hintereinander. Aber... also ich wollte eigentlich ja wissen, wie es dir geht. Also... dir geht es gut, oder?"

Marie runzelte die Stirn. „Ähm... ja. Warum nicht? Ich bin im Urlaub, der Himmel ist blau, das Wasser im See hat annehmbare Temperaturen, sofern man nicht verwöhnt ist. Und ich poliere mein Schwedisch endlich wieder auf." Sie trat ans Fenster und öffnete es.

„Ach so, ja, gut." Es klang, als freue er sich für sie. „Ich dachte nur, na ja, manchmal kann so ne Whats-App-Nachricht blöd rüberkommen."

„Was meinst du?" Ihr Blick folgte einem Vogel, der aus dem nahegelegenen Waldstück Richtung See flatterte.

„Na wegen Midsommar. Den Film, meine ich. Wollte dich nicht irgendwie... also nicht, dass du jetzt echt Schiss hast da oben. Von wegen Horror und so."

Marie lachte ungläubig. „Wie? Du denkst... ne, keine Sorge." Sie musste sich kurz seine Nachricht und ihre Reaktion darauf ins Gedächtnis rufen. „Ich habe jetzt keine Alpträume oder so was."

„Dann is ja gut."

Marie wandte sich vom Fenster ab und ging Richtung Bett, um sich darauf zu setzen. Felix irritierte sie. Sie wusste nicht, wie er auf den Gedanken kam, dass sie das, was er geschrieben hatte, irgendwie verängstigt haben könnte. Obwohl. Sie seufzte. „Okay. Du denkst, weil ich... also gut. Nein, Horrorfilme lösen nichts bei mir aus. Ich mag die manchmal sogar."

„Echt jetzt?"

„Mhm. Am liebsten aber die mit irgendwelchen Monstern. Nichts zu Reales. Wahrscheinlich war ich daher nicht so scharf darauf, Midsommar zu sehen. Irgendwelche verrückten Leute, die in so ner Art religiösem Wahn handeln, gibt es ja wirklich."

„Also geht's dir in Schweden gut, ja?"

„Ja." Sie lächelte. „Und ja, Lucia passt auf mich auf."

„Was macht ihr denn da so den ganzen Tag? Ist doch mitten im Nirgendwo, oder?"

„Das ist ja das Wunderbare. Wir fahren Rad, schauen Schnecken beim Wettrennen zu, schwimmen im See. Wir haben den Stall von Lucias... Oma angestrichen. Und langsam aber sicher geht es an die Vorbereitungen für das große Fest."

„Feiert ihr alleine?"

„Ne, das ist eher so was, was man mit der Dorfgemeinschaft feiert."

„Kannst du das denn? Ich meine..."

„Ich weiß, was du meinst. Ich muss sehen, wie es wird. Aber es findet alles draußen statt, es ist hell und es sind jetzt auch nicht so viele Leute da, wie ich gehört habe."

Strange attraction (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt